Telemetrie im Rennsport
Blackbox statt Boxenluder
Von solchen Widersprüchen lebt die Formel 1. Schon jetzt, da alle Welt die Zauberformel von der elektronischen Abrüstung geschluckt hat, rekrutieren die Teams Software-Spezialisten, um die Umstellung zu bewerkstelligen. "Oder glaubt jemand", fragt ein britischer Chefelektroniker von Renault, "Weltfirmen wie Ferrari, Mercedes, Honda, Ford, BMW oder wir würden sich von irgendeinem Verband ausbremsen lassen?" - Und wirklich: Kurz nach dem zweiten Saisonrennen in Malaysia verschob die FIA die Reform. Traktionskontrolle und Startautomtik bleiben bis auf weiteres zulässig.
Die Daten behalten die Übermacht. Sie werden auch künftig an Rennwochenenden via Satellit in die heimatliche Fabrik gejagt - in Echtzeit. McLaren unterhält gleich drei solcher Systeme: für Tests, Europa- und Überseerennen.
Das meiste passiert jedoch zwischen Auto und Box. Ein Fahrer, der versehentlich mit seinem linken Fuß einen permanenten Bremsdruck auslöst, wird über Funk angepfiffen; denn wenn die Warnung zu spät kommt, kann die malträtierte Bremse schon mal explodieren.
Andere Hinweise kommen dagegen nie ans Ziel: Auf den Geraden sind die Piloten bei Drehzahlen um 19000 fast taub, und in den Kurven lassen sie sich ungern stören. Deshalb verfolgen die Boxenstrategen alles am Monitor: Dann sehen sie, wenn ihr Mann den Funkknopf drückt, und sie erkennen, ob die Position für eine Mitteilung gut ist.
Manche wollen auch einfach nicht hören: Jean Alesi drohte 1997 in Melbourne der Sprit auszugehen. Der Franzose ignorierte die Funksprüche und bolzte weiter. Teammitglieder schwenkten schließlich wie in den 70erJahren riesige Boxentafeln, Aufschrift: "Alesi: in". Aber der blieb draußen - und schließlich ohne Sprit liegen.