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Blockchain: Die Vorteile und die Nachteile
1. OTC-Derivate
Over-the-Counter-(OTC-)Derivate sind heute aus der Finanzindustrie kaum noch wegzudenken. Versicherer setzen sie ein, um sich selbst gegen allzu hohe Schäden aus Naturkatastrophen abzusichern, Banken steuern mit ihrer Hilfe das Zinsänderungsrisiko, Investoren sichern sich mit ihnen den Einfluss auf Unternehmen, ohne direkt sichtbar zu sein. OTC-Derivate sind als Finanzinstrumente besonders flexibel, sie können auf jede Situation zugeschnitten werden. Allerdings sind sie auch aufwendig in der Verwaltung und ziehen komplexe Prozesse in den Back Offices der beteiligten Finanzinstitutionen nach sich. Da ihr Aufkommen begrenzt ist, scheinen sie prädestiniert für den Einsatz einer Blockchain.
Sogenannte Cat-Swaps oder Cat-Anleihen setzen Versicherer ein, um im Rückversicherungsbereich Naturkatastrophen abzusichern. Bei solchen Derivaten wird ein genau beschriebenes Trigger-Ereignis zum Auslöser von Zahlungsströmen, die den mit diesem Ereignis verbundenen Schaden aus dem Erstversicherungsbereich kompensieren. Das Vertrags-Management erfordert einen hohen manuellen Arbeitsaufwand. Die Blockchain kann in diesem Szenario einiges bewirken, handelt es sich doch um überschaubare Stückzahlen. Dieser Anwendungsfall erfährt ein weiteres Optimierungspotenzial durch den Einsatz von intelligenten Verträgen (Smart Contracts).
Voraussetzung dafür ist die Erweiterung der eingesetzten Blockchain mit einer eigenen Programmiersprache zur Erstellung von Applikationen. Dies ist zum Beispiel bei Ethereum der Fall. Damit könnten alle Ereignisse im Lifecycle des Swaps (einschließlich der daraus resultierenden Transaktionen) innerhalb der Blockchain direkt implementiert werden. Damit schließlich eine vollständig automatisierte Vertragsabwicklung stattfinden kann, ist in diesem Kontext noch die Einbindung externer Wetterdaten in Smart Contracts zu realisieren.
Für diese in Expertenkreisen als "Orakelproblem" bezeichnete Thematik gibt es schon die ersten Konzepte zur Lösung. Auch hier wäre die Technologie in hohem Maße manipulationssicher, da nicht mehr eine Instanz, sondern viele dezentrale Instanzen Veränderungen verifizieren. Das Vertrauen ist somit ein integraler
Vorteil der Technologie und macht neben den zentralen Prüfinstitutionen auch zeitaufwendige Prüfprozesse in den Workflows der beteiligten Geschäftspartner überflüssig.
Ein weiteres Beispiel aus der Finanzwelt sind die Equity Swaps. Diese in der Praxis zum Beispiel für die Vorbereitung einer Übernahme von Unternehmen eingesetzten Finanzinstrumente zeichnen sich bislang durch eine komplexe Geschäftsabwicklung aus, bei der zum Beispiel fortlaufend Market-to-Market-Bewertungen stattfinden, Sicherheitszahlungen (Margins) fällig werden und Corporate Actions als Pflichtmitteilungen vorzunehmen sind. Bislang ist es in diesem Marktsegment bei den Banken üblich, dass dafür proprietäre Systeme mit proprietären Datenformaten eingesetzt werden.
Das bedeutet, dass jeder Marktteilnehmer für den Handel mit n verschiedenen Kontrahenten auch n verschiedene Schnittstellen entwickeln, testen und warten muss. Dies könnte revolutioniert werden, wenn alle Swap-Transaktionen für eine bestimmte Aktie in Zukunft auf einer gemeinsamen Blockchain abgebildet werden. Ist diese, wie oben beschrieben, mit einer eigenen Programmiersprache ausgestattet, dann können alle Ereignisse im Lifecycle des Swaps einschließlich der daraus resultierenden Transaktionen innerhalb der Blockchain als Anwendung implementiert werden. Im hier vorgestellten Beispiel wurden im Jahr 2016 in einem Pilotprojekt 133 Testfälle erfolgreich durchgespielt.
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