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Blockchain: Die Vorteile und die Nachteile

08.05.2018
Franz Nees ist Dekan der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft.

4. Dezentrale Energieversorgung

Im Energiemarkt spielt zusätzlich das eigentliche Produkt Strom eine Rolle bei der Abwicklung der Geschäftsprozesse. Es finden also nicht nur Transaktionen von Werten und Informationen statt wie etwa im Bankgeschäft, sondern es muss auch der Handel von Energie über eine spezielle Netzinfrastruktur berücksichtigt werden.

Überträgt man die bisherigen Erfahrungen aus der Finanzwirtschaft auf die Energiewirtschaft, kann die Blockchain Enabler für ein dezentrales Energieliefersystem werden. Das heutige mehrstufige System vom Stromerzeuger, Übertragungsnetzbetreiber, Verteilnetzbetreiber bis hin zum Verbraucher lässt sich möglicherweise stark vereinfachen, indem Verbraucher und Erzeuger direkt in Verbindung gesetzt werden und es gelingt, die Netzsteuerung an die veränderten Anforderungen anzupassen.

Blockchain bietet auch im Energiesektor disruptives Potenzial: Die dezentrale Energiewelt auf Blockchain-Basis kommt ohne Messstellenbetreiber, Händler und Banken aus.
Blockchain bietet auch im Energiesektor disruptives Potenzial: Die dezentrale Energiewelt auf Blockchain-Basis kommt ohne Messstellenbetreiber, Händler und Banken aus.
Foto: PwC 2017

Verbraucher können dabei gleichzeitig Erzeuger sein. Als sogenannte Prosumer mit Erzeugungskapazität für Strom durch Solaranlagen, Blockheizkraftwerke oder Windanlagen können sie Strom liefern. Gleichzeitig treten sie auch als Verbraucher auf. Die getätigten Transaktionen werden auf ein Blockchain-System übertragen, dort wird der Vorgang der Lieferung initiiert und gleichzeitig manipulationssicher dokumentiert. Die Abwicklung der Transaktionen erfolgt zwischen den Geschäftspartnern direkt über das Peer-to-Peer-Netz, dessen Rückgrat die Blockchain ist. Die Vision für eine zukünftige Blockchain-Anwendung im EnergiesektorEnergiesektor kulminiert in einem umfassenden, dezentral gesteuerten Transaktions- und Energieliefersystem. Top-Firmen der Branche Energie u. Rohstoffe

Dazu gehört einerseits die Steuerung von Netzen durch Smart Contracts, die auf der Blockchain implementiert sind. Sie können durch feste Regeln für Energiefluss und -speicherung für die auf dem Energiemarkt notwendige Balance zwischen Angebot und Nachfrage sorgen. Dies erfordert zum Beispiel einen direkten Zugriff auf die Speicher und die Netze. Gleichzeitig können die Eigentumsverhältnisse im Hinblick auf den Strom selbst, aber auch hinsichtlich der dafür benötigten CO2-Zertifikate und Grünstrom-zertifikate abgebildet werden.

Fazit

Zusammengefasst lässt sich festhalten: Die Blockchain ist keine Lösung für Geschäftsprozesse mit einer großen Anzahl von einfachen Transaktionen. Aber sie hat unabhängig davon das Potenzial, komplexe Finanz- und Verwaltungstransaktionen zu digitalisieren und zu beschleunigen oder allgemein Dokumentationspflichten digital und sicher zu erfüllen. Deswegen kann es als sichere Prognose angesehen werden, dass diese Technik sich schon mittelfristig etabliert haben wird, und zwar unabhängig von der Frage, ob die sogenannten Krypto­währungen einen dauerhaften Platz in unserem Finanzsystem finden werden. Dabei wird sich die Blockchain keinesfalls nur auf den Einsatz in finanzwirtschaftlichen Geschäftsprozessen reduzieren lassen.

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Foto: cio.de

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