CRM-Markt

Buntes Treiben um die Gunst des Kunden

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Oracle kauft Siebel und steigt zum Marktführer für CRM-Software auf. Doch schiere Größe überzeugt die Kunden nicht mehr. Gewünscht sind Branchen-Know-how, Integration sowie die Möglichkeit, die gesammelten Daten zu analysieren.

Der Kunde möchte nicht genannt werden. Noch befindet er sich mitten in den Verhandlungen für ein neues CRM-System. Eigentlich war die Entscheidung für Siebel bereits gefallen. Vertriebs- und IT-Verantwortliche hatten sich gemeinsam für die Lösung ausgesprochen. Doch dann platzte die Nachricht von der Übernahme durch OracleOracle in die Gespräche. Nun muss erneut nachgedacht werden. Ob der schon sicher geglaubte Entschluss revidiert wird, ist noch unklar, über den Preis will man auf jeden Fall diskutieren. Ein ordentlicher Nachlass dürfte schon drin sein. Alles zu Oracle auf CIO.de

Die Konkurrenz von Siebel darf sich zunächst über die Übernahme durch Oracle freuen. Nicht, dass die Chancen steigen, die Kunden zu einem Wechsel zu bewegen. Dafür waren der Aufwand zu hoch, die Implementierungsschmerzen zu heftig. Doch wer jetzt überlegt, in ein neues System zu investieren, wird die vage Zukunft der Siebel-Produkte in seine Entscheidung mit einbeziehen.

Im Bereich der großen Unternehmen wird vor allem SAP der Nutznießer sein. Für die Walldorfer gilt Siebel nach wie vor als der schärfste Konkurrent. Im Großkundensegment meist sogar als der einzige, der auf Augenhöhe mitbietet. Beide Unternehmen beanspruchen hier für sich den Titel des Marktführers. Wer tatsächlich im CRM-Markt die Nase vorn hat, lässt sich nicht genau sagen. Die Analysten von Gartner oder AMR Research sprechen SAP eindeutig die Vorherrschaft zu – sowohl in Deutschland als auch weltweit. IDC hingegen nimmt, was die globalen Zahlen angeht, Abstand und positioniert SAP auf dem zweiten Rang hinter Siebel. Die IDC-Analysten schätzen den weltweiten Markt auf ein Volumen von knapp neun Milliarden Dollar. Allen voran Siebel mit einem Marktanteil von 10,8 Prozent, gefolgt von Oracle /Peoplesoft mit 6,8 und SAP mit 6,7 Prozent.

Tatsächliche Nutzerzahlen fehlen

Die Krux der Marktforscherei: Es ist nicht leicht, die wahren Nutzerzahlen herauszubekommen. MySAP-CRM-Lizenzen lassen sich beispielsweise nicht von der gesamten Business-Suite trennen, über ihren tatsächlichen Einsatz gibt es keine verlässlichen Zahlen. 2200 Kunden betreiben die Software, so die knappe offizielle Verlautbarung aus Walldorf. Dagegen brüstet sich Siebel mit 4000 Kunden und drei Millionen Anwendern weltweit. Hinzu kommt, dass die Analysten auf das Material angewiesen sind, das ihnen die Hersteller zur Verfügung stellen. „Man gewinnt den Eindruck, dass den Herstellern nicht daran gelegen ist, ein realistisches Bild zu offenbaren,“ wirft Ralf Korb, Research Director der Hewson Group den Konzernen vor. Anhand der installierten ERP-Basis von SAPSAP kann man allerdings von einer hohen Verbreitung der CRM-Lösung ausgehen. Alles zu SAP auf CIO.de

Klar ist, dass sich Oracle mit dem Kauf von Siebels Kundschaft nun an die Spitze des Marktes setzen wird. Ob die Ellison-Company ihre Position allerdings auch festigen kann, darf momentan bezweifelt werden. Bis ein klares CRM-Angebot für Siebel-, aber auch für Peoplesoft-Kunden entwickelt wird, werden mindestens noch zwei Jahre vergehen. Dann nämlich will Oracle sein Projekt „Fusion” präsentieren. Bis dahin dürfte SAP längst mit einem Safe-Passage-Angebot für wechselwillige Anwender reagiert haben.

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