Pragmatismus geht vor
CIOs rebellieren gegen Compliance
Alarm an Bord: Christian Anschuetz wäre nicht gern auf der "Titanic" gewesen. Dabei war alles compliant auf dem alten Dampfer, wie der CIO und Senior Vice President des Zertifizierungs-Dienstleisters UL (Underwriters Laboratories) unserer US-Schwesterpublikation networkworld.com sagte. Die Zahl der Rettungsbote entsprach exakt der vorgeschriebenen Menge. Das Problem war eben, dass die Compliance-Verantwortlichen zu wenig Ahnung von der Sache hatten. Und so verloren mehr als 1.500 Menschen ihr Leben, obwohl die Vorschriften doch erfüllt waren.
Diesen Vergleich zieht Anschuetz für die heutige Diskussion um gesetzliche und regulatorische Vorgaben heran. Der CIO spricht sich für klare Prioritäten aus. Im Spannungsfeld von Risk/Sicherheit einerseits und ComplianceCompliance andererseits ist ihm Ersteres deutlich wichtiger. Alles zu Compliance auf CIO.de
Mit der Parallele zur Titanic will Anschuetz deutlich machen, dass das Einhalten von Regularien ein trügerisches Sicherheitsempfinden bewirken kann. Daraus könnten neue Risiken entstehen. Er argumentiert, dass Regelwerke häufig nur einen Mindest-Standard erfüllen, da sie ja allgemeine Vorgaben erstellen. Das individuelle Unternehmen läuft Gefahr, darüber hinausgehende Risiken zu übersehen.
Anschuetz plädiert für eine Abkehr vom Compliance-Mindset und eine Entwicklung zu einer Denkweise des Risiko-Managements. Dass er damit keine offenen Türen einrennt, ist dem CIO klar: „Als Unternehmenslenker wie als gute Staatsbürger sind wir es gewohnt, uns an die Regeln zu halten. Aber Risiken zu managen?"