Cloud Computing


IDG-Studie Hybrid IT 2021

Cloud braucht Diversity

Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Hybride IT-Umgebungen werden zum "New Normal" in Unternehmen. Sie bringen den Anwendern zusätzliche Flexibilität – setzen aber den Mut zu nachhaltigen Veränderungen voraus.
Die Unternehmens-IT wandert in die Cloud - sinnvollerweise teils in die Public Cloud, teils in die Private Cloud.
Die Unternehmens-IT wandert in die Cloud - sinnvollerweise teils in die Public Cloud, teils in die Private Cloud.
Foto: JLStock - shutterstock.com

Ohne Cloud gibt es keinen digitalen Wandel. Und es gibt keine Cloud-StrategieCloud-Strategie aus dem Lehrbuch, die man den Unternehmen als allgemein gültige Roadmap bei der Cloud-Migration empfehlen könnte. Die IT-Welten sind vielmehr vielfältig und damit im wahrsten Sinne des Wortes hybrid. Klingt einfach, ist es aber nicht. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Die meisten Anwender entscheiden sich jedenfalls für das Beste aus zwei Welten: für die Einfachheit von IT-Bezugsmodellen aus der Public Cloud - und für die Unabhängigkeit, die das eigene Data Center nach wie vor bietet. Dieser, wenn man so will, IT-strategische Spagat ist bei Unternehmen jeglicher Branche und Größenordnung vorzufinden und deckt sich auch weitgehend mit den Ergebnisse der aktuellen Studie "Hybrid IT 2021" von IDG Research Services, COMPUTERWOCHE und CIO in Zusammenarbeit mit Dell, Intel, Google Cloud, FNT, Syntax Systems und USU.

Zur Studie 'Hybrid IT 2021' im Shop

Demnach ist für rund 70 Prozent der Firmen ein wie auch immer geartetes Cloud-Modell mittlerweile gelebte Praxis. Und was noch viel wichtiger ist: Dies betrifft längst nicht mehr nur Nischenanwendungen in der Grauzone zwischen IT und Fachbereich (Stichwort: Schatten-IT). Immer häufiger wird die Cloud auch zur Basisinfrastruktur für Kernanwendungen. Allerdings: Mehr als die Hälfte der Anwender (57 Prozent) favorisieren dabei immer noch das eher abgeschottete Modell einer Private Cloud. Doch die Ansätze einer Hybrid Cloud haben bei mehr als 40 Prozent der Befragten ebenfalls schon deutlich Einzug gehalten - Tendenz steigend.

Rund 57 Prozent der Anwender präferieren Private-Cloud-Modelle.
Rund 57 Prozent der Anwender präferieren Private-Cloud-Modelle.
Foto: IDG Research Services: Daniela Petrini

Jedes Unternehmen hat andere Anforderungen

Die entscheidende Frage ist also nicht die nach dem Ob, sondern die nach dem Wie. Welches Verhältnis zwischen Services aus der Public Cloud und On-Premises-Lösungen ist das richtige? Was sind die entscheidenden Parameter und Voraussetzungen für eine Hybrid-IT-Strategie? Die Praxis zeigt zum Teil deutliche Unterschiede in der Herangehensweise. Zu spezifisch sind die Anforderungen in jedem Unternehmen oder unterschiedlichen Branchen - zum Beispiel in puncto Regulierung, Compliance und Security oder auch in Bezug auf alte Legacy-Kernanwendungen, deren Verlagerung in die Cloud allein schon unter Kostenaspekten kein einfaches Unterfangen ist.

Daher lassen sich auch kaum Anwender finden, die auf eine komplette Auslagerung ihrer IT setzen. Peter Schmidt, Director of Business Development Public Cloud bei Syntax Systems, bringt es auf den Punkt: "Die Hybrid Cloud wird uns eine ganze Zeit lang begleiten, als Übergangsszenario in der Cloud Transformation oder als ,Best of Selection'. Die wenigsten Kunden werden eine hundertprozentige Cloud-First-Strategie umsetzen können. Hybrid entsteht daher nahezu überall und ist eine der größten Herausforderungen im heutigen IT-Management."

Martin Landis, Business Unit Manager Produktmarketing und Partnermanagement bei der USU GmbH, sieht dies ähnlich: "Viele Unternehmen wollen die Nutzung von Cloud Services weiter ausbauen. Aber nur knapp sechs Prozent der Studienteilnehmer geben an, dass sie ihre gesamte IT-Infrastruktur in die Cloud übertragen wollen. Das bedeutet, dass die hybride IT das vorherrschende Betriebsmodell der nächsten Jahre sein wird."

Insofern wird es für die IT wieder einmal spannend. Die Blaupausen einer Cloud-First-, einer Cloud-Only-Strategie oder allgemeinen Digitalisierungs-Roadmap sind verabschiedet. Jetzt müssen die CIOs liefern. Dabei geht es in erster Linie um sauberes Technologiemanagement und die Steuerung von Projekten und Dienstleistern. Eigentlich gehören diese Skills zu den Kernkompetenzen der IT-Verantwortlichen. Dennoch gibt es viele offene Fragen - und keine einfachen Antworten. Wie gelingt der Wechsel von alten Kernanwendungen zu cloud-nativen Applikationen, die die "App-Economy" prägen?

Sind Container, Microservices und APIs die neue Technologiebasis für die Anwendungslandschaft? Und wie sieht letztendlich erfolgreiche Führung und Motivation von Mitarbeitern aus, die sich mit auf die "Cloud-Journey" begeben sollen? Fest steht nur eines: Die IT und damit die IT Operations werden im Zuge des Wandels zwar agiler, aber auch wieder komplexer. Das Handling alter, proprietärer Anwendungs-Silos wird durch ein hybrides Cloud-Management abgelöst.

Anwender rechnen mit höherer Komplexität

Auch in den Studienergebnissen kommt klar zum Ausdruck, dass sich die Nutzer auf diese neue Art von Komplexität einstellen. Mehr als die Hälfte der Anwender geht davon aus, dass ihr IT-Betrieb durch die Migration in eine Hybrid Cloud aufwendiger wird. Warum ist dies so? Zumindest die Antwort auf diese Frage ist verhältnismäßig einfach: Die interne IT-Organisation muss letztendlich zwei Architekturwelten, Entwicklungsumgebungen und IT-Bezugsmodelle managen können.

Dies ist gewissermaßen aus der Historie gewachsen, denn lange Zeit dominierten Services aus der Public Cloud das Cloud-Geschehen, weil sie den sehr schnellen, flexiblen und preisgünstigen Zugriff auf standardisierte IT-Ressourcen ermöglichten, um beispielsweise neue Anwendungen und Geschäftsmodelle zu testen und an den Start zu bringen. Doch in dem Maße, wie die Cloud-Technologie bei immer mehr Kernanwendungen salonfähig wird, erweisen sich Private Clouds für viele Unternehmen aufgrund der eingangs erwähnten Faktoren Regulierung und Datensicherheit, aber auch angesichts einer häufig gewünschten Kontrolle über die eigenen Anwendungen, als einzig gangbarer Weg.

Dieser Weg war und ist oft sehr dornenreich. Denn die entscheidenden Verbesserungen, die sich die User auch im Kontext ihrer Core-IT aus der Nutzung von Cloud-Services erhofften - Flexibilität, Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und Kundenorientierung -, traten so nicht ein. Warum? Viele Firmen konnten sich bis dato von ihrem Mainframe immer noch nicht abnabeln und haben mithilfe eines "Lift & Shift"-Ansatzes nur einen Teil ihrer Legacy-Anwendungen modernisiert und in die Cloud migriert.

Dabei führte jedoch häufig die Abhängigkeit von der proprietären Welt des eigenen Großrechners schnurstracks in die Determiniertheit von der Entwicklungsumgebung eines der großen Hyperscalers. Konsequenz: Wer beispielsweise in Microsoft Azure neu entwickelt hat, konnte nur mit erheblichem Aufwand einen kompletten Geschäftsprozess etwa zu AWS verlagern oder umgekehrt.

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Offene Plattformen für das Multi-Cloud-Management

Inzwischen haben jedoch die großen Public-Cloud-Anbieter sowie Infrastrukturspezialisten wie beispielsweise VMware reagiert und bieten "offene" Plattformkonzepte für das Multi-Cloud-Management an. Das hehre Ziel, das dabei den IT- und Cloud-Verantwortlichen in Aussicht gestellt wird, lautet: so viel Flexibilität wie möglich. Ausschlaggebend dafür sind offene Standards, die dazu führen, dass eine Applikation sowohl auf einer On-Premises-Infrastruktur als auch cloud-native entwickelt werden kann.

Dies soll sowohl die Migration vom eigenen Data Center in jedwede Cloud erleichtern als auch die Möglichkeit eröffnen, eine cloud-basierte Applikation intern zu betreiben oder als Service über einen oder mehrere Public-Cloud-Provider zu beziehen. Emily J. Ryan, Head of Customer Engineering Digital Natives & Mid Market, Google Cloud DACH, ordnet diese Anforderung noch einmal in einem größeren Zusammenhang ein: "Die IDG-Studie zeigt eindrucksvoll, welche Herausforderungen und Chancen in hybriden beziehungsweise Multi-Cloud-Lösungen liegen. Für uns sind sie das Modell der Zukunft, denn die Kunden wollen in den meisten Fällen nicht an einen einzigen Cloud-Anbieter gebunden sein."

Cloud Readiness im Sinne von Multi-Cloud-Architekturen heißt insofern: Legacy modernisieren, neue Kernanwendungen (zunächst) on-premises entwickeln, aber mit cloud-nativen Funktionalitäten ergänzen. Ziel einer "Endausbaustufe" der hybriden IT muss es sein, quasi monatlich den Provider wechseln und jeden Geschäftsprozess auch jederzeit intern abbilden zu können. Für den internen IT-Shop bedeutet das: automatisieren, standardisieren und sich so weit wie möglich serviceorientiert aufstellen. Und er muss sich mit dem Handling einer Reihe neuer Management-Plattformen und -Tools anfreunden.

CIOs wählen bei der Migration klassische Wege

Die Studie bestätigt zudem, dass sich diese Trends auch längst in der Praxis zeigen. So setzen bei der Einführung hybrider Cloud-Szenarien 56 Prozent der Unternehmen zunächst auf ein Pilotprojekt, weitere 41 Prozent verweisen auf ein dediziertes "Leuchtturmprojekt". Beides sind klassische Vorgehensweisen und überraschen insofern kaum. Knapp 22 Prozent der Studienteilnehmer nennen einen "Lift & Shift"-Ansatz, also die Kapselung beziehungsweise Containerisierung vorhandener Systeme. Dies zeigt allerdings auch, dass die Anwender bei der Modernisierung alter Legacy-Anwendungen eher noch zurückhaltend agieren. Übrigens: Preferred Partner bei der Einführung einer Hybrid Cloud sind der Studie zufolge in erster Linie die einschlägigen Cloud-Services-Provider und Beratungshäuser.

Spannend sind auch die Werkzeuge und Methoden, die bei der Steuerung einer Hybrid-IT-Umgebung zum Einsatz kommen. Knapp 35 Prozent der Firmen setzen hier auf automatisierte Prozesse, fast ebenso viele Anwender bauen auf eigene Dokumentationslösungen. Nahezu die gleiche Bedeutung haben speziell ausgebildete Cloud-Teams, dedizierte eigene Hybrid-IT-Policies sowie der Einsatz von Automatisierungs-Tools, auf die ebenfalls jeweils mehr als 30 Prozent der Unternehmen setzen.

Ein etwas detaillierterer Blick auf die Auswahlkriterien für Hybrid-IT-Management-Tools zeigt, dass den Anwendern entsprechende Analyse- und Prozessfunktionalitäten mit großem Abstand am wichtigsten sind. Es folgen Aspekte wie Financial Management, Integrationsfähigkeit und Service-Automatisierung. Auch Andreas Thieme, Head of Global Marketing der FNT GmbH, sieht dies so: "Die Studie zeigt, dass hybride Infrastrukturen immer wichtiger werden. Dabei entstehen eine Vielzahl an Schnittstellen und Abhängigkeiten, und damit steigt die Komplexität. Diese lässt sich jedoch mit einer umfassenden Dokumentation beherrschen und transparent machen."

Eine Frage des Transformations-Leads

Summa summarum belegt die aktuelle IDG-Studie: Die IT und damit das IT-Management werden im Zuge des Wandels zwar agiler, aber auch wieder anspruchsvoller. Und: Der Lead für die Umsetzung der Transformation ist eindeutig wieder von den Fachbereichen zu den CIOs zurückgewandert. Damit einher geht auch ein entsprechendes Selbstbewusstsein. Deutlich mehr als 80 Prozent attestieren sowohl der eigenen Unternehmensstrategie als auch den Geschäftsmodellen sowie den Führungskräften und Mitarbeitern einen hohen Reifegrad in Sachen Hybrid IT. Klar ist aber auch den meisten IT-Verantwortlichen: Die Migration in hybride IT-Umgebungen ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.

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Die aktuelle Studie "Hybrid IT 2021" gibt es jetzt im COMPUTERWOCHE-Studienshop.
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Foto: Sahara Prince - shutterstock.com

Studiensteckbrief

Herausgeber: COMPUTERWOCHE, CIO, TecChannel und ChannelPartner

Platin-Partner: Dell; Intel; Google Cloud

Silber-Partner: FNT; Syntax Systems; USU

Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen in der D-A-CH-Region: strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs), IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich

Teilnehmergenerierung: Stichprobenziehung in der IT-Entscheider-Datenbank von IDG Business Media; persönliche E-Mail-Einladungen zur Umfrage

Gesamtstichprobe: 361 abgeschlossene und qualifizierte Interviews

Untersuchungszeitraum: 17. bis 24. September 2020

Methode: Online-Umfrage (CAWI)

Fragebogenentwicklung: IDG Research Services in Abstimmung mit den Studienpartnern

Durchführung: IDG Research Services

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