Die wöchentliche CIO-Kolumne
Comdefect
Sonnabend, 26. Juli 2003. Der Relaunch der Comdirect-Seiten, der Online-Bank der Commerzbank, sollte für die dafür Verantwortlichen ein großer Tag zum Feiern werden, doch es wurde ein Fiasko, das bis heute andauert.
"Von Desaster kann überhaupt keine Rede sein; es sind schon viel schlimmere Dinge bei der Einführung neuer Software passiert", sagt zwar Stefan Kunze, Comdirect-Projektleiter beim Hamburger Internet-Dienstleister Sinnerschrader und Träger des Titels Managing Consultant Solution Center Financial Services.
Doch die Meinung in den Online-Foren auf den Comdirect-Seiten selbst und bei Finanzportalen wie Ariva.de und Wallstreet Online lassen es an Eindeutigkeit nicht fehlen: "Neues Design unausgereift und mit schwerwiegenden Pannen", schreibt etwa " Bernhard " und fordert weiter: "Neues Design sollte übersichtlicher und einfacher zu bedienen sein, stattdessen braucht man für jede Seite doppelt so viele Clicks, verglichen zu der alten Seite."
Die Übernahme bestehender Musterdepots und Watchlisten sowie vieler Nutzer-Daten funktionierte nicht mehr. Wer sein Passwort auf seinem Rechner gespeichert hatte, musste es neu eingeben, viele erinnerten sich aber nicht mehr. Dazu kam eine weitere unangekündigte Umstellung: Bestimmte Kombinationen aus Benutzername und Passwort lehnte die neue Website ab. Das Forum konnte wegen technischer Schwierigkeiten erst mit Verzögerung online gestellt werden.
Die FAQs zur neuen Website sind vier Seiten lang, darunter zahlreiche Systemvoraussetzungen, die sicherheitsbewussten Nutzern unangenehm sind, wie: Sie müssen fortan Cookies akzeptieren und Java Script aktivieren. Netscape-Nutzer mit den alten Versionen 4.7 oder 4.8 haben fortan das Nachsehen, genauso wie Apple-Kunden, die mit dem neuen Safari-Browser das Homebanking nicht nutzen können. Begründung: Es habe sich zur Planungszeit noch im Beta-Stadium befunden.