Jahresrückblick

Das IT-Jahr 2017 brachte Ärger, aber auch viel Staunen über neue Technik

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Eine digitale Spur der Verwüstung

An anderer Stelle half Konfrontation dagegen wenig. Im Gegenteil: Es drohte der Verlust von geschäftskritischen Daten bis hin zum Stillstand der gesamten Systeme. Dieses Szenario entfachte im Mai die verheerende Cyber-Attacke durch "WannaCry". Der Kryptotrojaner zog eine Spur der Verwüstung durch die Netze dieser Welt. Er legte Krankenhäuser lahm, sabotierte Schrankenanlagen in Parkhäusern und machte Anzeigetafeln in Bahnhöfen unbrauchbar.

Das Fatale an WannaCry: Die Ransomware verschlüsselt Daten auf befallenen Rechnern und gibt diese – wenn überhaupt – nur gegen Zahlung eines Lösegelds wieder frei. Gleich­zeitig verfügte der Schädling über die Eigenschaften eines Wurms, das heißt: Sobald er einmal in einem Netzwerk auftauchte, verbreitete sich der Trojaner unkontrolliert weiter.

Viele Anwender haben 2017 wegen des WannaCry-Trojaners ihre Daten verloren. Die Schäden lassen sich nicht genau beziffern, dürften aber in die Milliarden gehen.
Viele Anwender haben 2017 wegen des WannaCry-Trojaners ihre Daten verloren. Die Schäden lassen sich nicht genau beziffern, dürften aber in die Milliarden gehen.
Foto: Michael Kan

Im Windschatten von WannaCry wurde im Lauf des Jahres weitere Malware aktiv, beispielsweise sorgte Ende Juni "NotPetya" für Schrecken. Unternehmen wie Rosneft, Maersk, Fedex und der Pharmariese Merck zählten zu den Opfern. Das ganze Ausmaß des Schadens ist immer noch nicht bekannt, dürfte aber gewaltig sein. Maersk räumte einen im Zuge der Attacke erlittenen Verlust in Höhe von 300 Millionen Dollar ein. Auch Fedex bezifferte die Schäden durch die Trojaner auf 300 Millionen Dollar. Merck beklagte im dritten Quartal einen Umsatzrückgang von 200 Millionen Dollar, für den das Management direkt den Trojaner verantwortlich machte.

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Schreckgespenst DSGVO

Die Tatsache, dass IT-Security 2017 ein Top­thema war, lag indes nicht allein an WannaCry und anderer Malware. Auch die DatenschutzGrundverordnung (DSGVO), die ab Ende Mai 2018 greift, sorgte dafür, dass IT-Sicherheit einen neuen Stellenwert in den strategischen Überlegungen vieler Unternehmen erhielt. Dazu beigetragen haben sicher auch die drohenden Bußgelder: Bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes beziehungsweise 20 Millionen Euro Strafe müssen die Firmen berappen, denen Verstöße im Datenschutz nachgewiesen werden und die nicht in der Lage sind, zu belegen, wie sie mit Daten umgehen oder Datenlecks rechtzeitig entdecken und melden.

Wie Sie sich richtig auf die neuen Regeln der DSGVO vorbereiten, lesen Sie im kostenlosen Insider-PDF:

DSGVO - so bereiten Sie sich richtig darauf vor

Viele Umfragen der vergangenen Monate haben gezeigt, dass sich zahlreiche Unternehmen schwertun, die Regularien der DSGVO umzusetzen. Das hat verschiedene Gründe: Etliche Firmenverantwortliche wissen schlichtweg nicht, was sie tun sollen, beziehungsweise gehen davon aus, dass das Regelwerk sie gar nicht betrifft. Andere hoffen wohl darauf, dass es schon gut gehen wird und sie bei keinem Verstoß ertappt werden.

Alles dreht sich um Digitalisierung

Die IT-Verantwortlichen waren im zu Ende gehenden Jahr vielfach mit Digitalisierungsprojekten beschäftigt. Der Wandel nimmt immer stärker Fahrt auf. Hatten viele Unternehmen 2016 noch eine digitale Blaupause und eine Vision für das eigene Geschäft entwickelt, ging es 2017 daran, das Ganze konkret umzusetzen. Wichtige Aspekte in den laufenden Projekten sind Speed und Agilität, was letzten Endes eine neue Denke und einen Kulturwandel in den Unternehmen nach sich zieht.

Nicht mehr das Projekt steht im Mittelpunkt, alles dreht sich um das Ergebnis – also das Produkt oder den Service, der herauskommt. Dabei muss nicht alles gleich perfekt sein. Am Anfang reicht das Minimum Viable Product (MVP), das iterativ in weiteren Releases in Zusammenarbeit mit dem Kunden verbessert wird.

Herausragende Digitalisierungsprojekte haben sich auch 2017 für den Digital Leader Award beworben:

Die Gewinner des Digitale Leader Award sind gekürt

Die technische Basis für diese Veränderungsprozesse steht heute jedem Unternehmen zur Verfügung. Das reicht von neuen Bezugsmodellen wie Cloud Computing bis hin zu Technik­innovationen rund um künstliche Intelligenz und Machine Learning. Die Einstiegshürden waren noch nie so niedrig wie heute. Musste man früher noch aufwendig und mit viel Geld eigene Ressourcen aufbauen und betreiben, lassen sich heute Rechenkapazitäten inklusive Entwicklungs-Frameworks und Tools in der Cloud nutzen – und wieder abschalten, wenn sie nicht mehr benötigt werden.

Die Sieger der Digital Leader Awards 2017.
Die Sieger der Digital Leader Awards 2017.
Foto: Foto Vogt

Das Thema Cloud kommt immer mehr in der IT-Realität an. Winkten viele IT-Verantwort­liche vor zwei, drei Jahren noch ab, wenn es um die Frage ging, Teile ihrer Infrastruktur in die IT-Wolke zu verlagern, sind sie heute viel offener. Gedankenspiele, sich komplett vom eigenen Rechenzentrum zu verbschieden und die gesamte Business-IT einem Cloud-Provider anzuvertrauen, sind kein Tabu mehr.

Dem­entsprechend bauen die großen Anbieter wie AWS, Microsoft und Google mit Hochdruck ihre Infrastrukturen aus. Und das geht über das Bereitstellen der reinen Compute- oder Storage-Power längst weit hinaus. Rund um die Plattformen bilden sich regelrechte Ökosysteme, in denen sich Anwender ihre IT-Umgebungen mit verschiedensten Tools und Services anreichern können.

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