Die wöchentliche CIO-Kolumne
Das kleine Licht und der Wind
Dieses Mal hellt IDC, ein Schwesterunternehmen unseres Verlags, die Düsternis auf. Die Botschaft: Der Mittelstand werde die IT-Ausgaben in Westeuropa zwischen 2003 und 2007 um durchschnittlich 5,6 Prozent (Compound Annual Growth Rate, CAGR) pro Jahr steigen lassen. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit bis zu 500 Mitarbeitern würden während der kommenden fünf Jahre für durchschnittlich 52 Prozent der IT-Investitionen sorgen. Auf 243 Milliarden Euro (287 Milliarden Dollar) soll sich das IT-Marktvolumen in Westeuropa laut IDC 2007 belaufen.
Das ist doch was. Gern reihen wir uns unter die gläubigen Optimisten ein. Aber in derselben Studie dimmt IDC den Hoffnungsschimmer gleich wieder herunter.
Kurzfristig, heißt es, werde das Ausgabenverhalten noch gedämpft bleiben. Vor allem kleine Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern würden sich vorerst auf Ersatzbeschaffung und Wartung ihrer bestehenden Infrastrukturen beschränken. Mit einer Belebung sei erst längerfristig zu rechnen, und dann vor allem durch Unternehmen mit engeren Verbindungen zu den Liefer- und Wertschöpfungsketten großer Konzerne. Solchen Zulieferern werde nichts übrig bleiben, als in "zwingendere" ("more compelling") IT-Lösungen zu investieren, um im Wettbewerb mithalten zu können. Laut IDC handelt es sich überwiegend um KMUs mit 100 bis 500 Mitarbeitern, weil sich bei denen eine Stabilisierung der Finanzlage abzeichne. In Verbindung mit einer verstärkten Wahrnehmung der IT als Wert- statt Kostenfaktor werde das die Investitionen treiben.
Für die Anbieter leitet IDC daraus eine Mahnung ab: Es werde immer wichtiger für sie, den KMU-Markt nicht als eine große Spielwiese zu betrachten, sondern ihn zu segmentieren. Nur so, sagen die Marktforscher, ließen sich Geschäftschancen zutreffend identifizieren. Einerseits sei der Mittelstand in allen Branchen und Regionen sehr vielfältig strukturiert; andererseits benötigten die KMU zunehmend universell passende Lösungen. "One size fits all", postuliert IDC. Diese Herausforderung würden viele IT-Player annehmen, prophezeit IDC. Erfolg werde jedoch nur denen zuteil werden, die ein funktionierendes Gleichgewicht zwischen Individualität und Standardisierungsgrad der Lösungen bieten können. Und das zu mittelstandsfreundlichen Preisen, also möglichst billig.
So weit, so gut. Wechselt man indes von der Anbieter- zur Anwenderperspektive und schlägt die Brücke zum aktuellen Fusionsthema, drängt sich von der Seite folgender Gedanke auf: Wenn OracleOracle sich Peoplesoft einverleibt und dessen Produkte sukzessive auslaufen lässt, würde das nicht dazu beitragen, mittelständische Unternehmen besser mit kostengünstigen Lösungen versorgen zu können als bisher. Zu befürchten ist vielmehr, dass die IT-Entscheider bei den KMUs künftig weniger Auswahl haben. Und von existierenden Lösungen sanft auf neue zu migrieren wird mit sinkender Anzahl von Wettbewerbern bestimmt nicht einfacher. Alles zu Oracle auf CIO.de