IT-Arbeitsmarkt
Das Werben um Fachkräfte nimmt zu
10 Jahre Green Card: Die magere Bilanz
Seit dem Jahr 2000 erhielten rund 33.000 ausländische IT-Experten eine Arbeitserlaubnis, 2009 kamen über die so genannte Green Card, die 2005 eine nahezu gleich lautende Regelung im Zuwanderungsgesetz abgelöst hat, nur noch 2500 Experten nach Deutschland. Für Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer ist die Green Card dennoch eine Erfolgsgeschichte, auch wenn sie verbesserungsfähig ist: So ist die Aufenthaltsgenehmigung auf fünf Jahre befristet, die Ehepartner erhalten automatisch keine Arbeitsgenehmigung. Wer eine unbefristete Niedererlassungserlaubnis will, muss einen Arbeitsplatz mit einem Jahresgehalt von 66.000 Euro vorweisen können - so sieht es das aktuelle Zuwanderungsgesetz vor. Eine zu hohe Hürde, jedes Jahr kommen nur 150 Hochqualifizierte über diese Regelung ins Land. Zum Vergleich: Projektleiter in Softwarehäusern erhalten im Schnitt 64.000 Euro.
Dass die Green Card nicht mehr IT-Profis nach Deutschland lockt, liegt nach den Erfahrungen von Roland Fesenmayr nicht nur an den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Fesenmayr ist Vorstandschef des Freiburger Softwareherstellers Oxid eSales und arbeitet schon seit Ende der 90er erfolgreich mit Entwicklern in Litauen zusammen: "Für Mitarbeiter in Osteuropa ist Deutschland als Zuwanderungsland nicht sehr attraktiv. Litauische Entwickler bevorzugen Großbritannien, das Fachkräfte umwirbt. Man möchte dorthin, wo man mit offenen Armen empfangen wird. In Deutschland signalisieren wir nicht, dass wir ein Einwanderungsland sind." Andere Länder fahren eine ganz andere Strategie: Nach Singapur können Bewerber mit einem Touristenvisum einreisen und sich einen Job suchen. Die Arbeitserlaubnis kann man online beantragen, im Schnitt hat man nach drei Tagen eine Antwort.
Deutschland indes scheint nicht einmal das Potenzial der Migranten, die schon hier sind, zu nutzen: Ausländische IT-Studenten, die hier ihr Examen ablegen, bleibt nur ein Jahr Zeit, um sich eine Stelle zu suchen. Auch unter den Hartz-IV-Empfängern sind zahllose Migranten, deren Studienabschlüsse nicht anerkannt werden. Das soll sich künftig ändern, so die Ankündigung von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen.
Quelle: Computerwoche