Jahresrückblick 2013

Das zähe Ringen um mehr Breitband

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Glasfaser-Ausbau

Der Run auf das Vectoring hatte noch eine andere Konsequenz: Die Telekom reduzierte ihre Pläne zum Glasfaserausbau drastisch, wie auch etliche Wettbewerber. Und dies in Zeiten, wo es unter Experten unstrittig ist, dass der Bedarf an Bandbreite mittelfristig nur per Glasfaser befriedigt werden kann, wenn Video on Demand oder Cloud-Computing auf breiter Front salonfähig werden. Allerdings hat die Sache einen Haken - Experten schätzen, dass ein Glasfaserausbau in Deutschland zwischen 30 und 50 Milliarden Euro kosten würde. Deshalb wird das FTTH Council auch nicht müde, die deutschen Breitbandförderprogramme, deren Etat lediglich im Millionenbereich liegt, als ungenügend zu kritisieren, während etwa unser Nachbar Frankreich ein 20-Milliarden-Euro-Programm zum Breitbandausbau aufgelegt habe.

Diskussionen, die den betroffenen Bürgern allerdings wenig helfen. Sie können nur hoffen, dass sie einen engagierten Bürgermeister haben und dann in Eigenregie eine entsprechende Glasfaser-Infrastruktur aufbauen. Ein Weg, den etwa im Sommer die bayerische Gemeinde Essenbach einschlug. Die knapp 12.000 Einwohner zählende Gemeinde verlegt selbst rund 140 Kilometer Glasfaser, um so den Bürgern später Internet-Zugänge mit 100 Mbit/s zur Verfügung stellen zu können.

Genau diese Kosten für die Verlegung der Glasfaser waren im vergangenen Jahr die Chance der Kabelnetzbetreiber, die bundesweit mittlerweile auf eine durchschnittliche Anschlussdichte von rund 65 Prozent kommen: Sie können die Haushalte meist ohne teure Grabungsarbeiten mit Breitband versorgen, womit sich das einst ungeliebte Kabelfernsehnetz, das zwischen 2000 und 2003 nur schwer zu verkaufen war, als späte Breitband-Goldader entpuppt. Wie beliebt die TV-Netzbetreiber mittlerweile sind, zeigt sich bei der Übernahme von Kabel Deutschland durch VodafoneVodafone. Der Mobilfunker ließ sich die Übernahme um die 7,7 Milliarden Euro kosten. Top-500-Firmenprofil für Vodafone

Kabel-TV als Alternative

Im Gegensatz zu den DSL-Anbietern sind die Kabelnetzbetreiber bereits heute in der Lage, 100 Mbit/s anzubieten. Und ohne viel Aufwand könnten sie per Kanalbündelung auf bis zu 400 Mbit/s gehen, wenn die Nachfrage dies verlangt. Werden dazu noch besondere Angebote für Geschäftskunden geschnürt - wie etwa bei Kabel Deutschland -, dann ist das TV-Netz im Business-Umfeld durchaus eine überlegenswerte Alternative. Für diese Klientel offeriert Kabel Deutschland etwa 24 Stunden Support und Entstörung.

Ferner erhalten die Business-Kunden einen erhöhten Upload von 6 Mbit/s. Allerdings ist auch bei den Kabelbetreibern nicht alles Gold, was glänzt. Genau betrachtet sind ihre Netze in der Fläche zur Zeit auf Breitbandzugänge von bis zu 32 Mbit/s ausgebaut, 100 Mbit/s sind nur in ausgesuchten Lokationen erhältlich - auch wenn deren Zahl steigt.

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