20 Jahre CIO-Magazin

Der CIO wird zum Business-Partner

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Zum 20-jährigen Jubiläum des CIO-Magazins haben wir CEOs, CIOs, Seitenwechsler und Experten aus der deutschen ITK-Szene befragt. Wie hat sich die Rolle der CIOs verändert? Und was kommt auf sie zu?
20 Jahre CIO-Magazin: CIOs und CEOs ziehen Bilanz.
20 Jahre CIO-Magazin: CIOs und CEOs ziehen Bilanz.
Foto: cio.de

Eins vorweg: Der vielzitierte Chief Digital Officer (CDO) spielt in den Reflexionen der Befragten nur eine Nebenrolle. Auffällig ist dagegen die einhellige Einschätzung, dass sich die Reputation des CIO in den vergangenen Jahren grundlegend verbessert hat. Michael Müller-WünschMichael Müller-Wünsch, CIO von OttoOtto und einer der profiliertesten Köpfe in der CIO Community, beschreibt die Entwicklung so: "Über Jahre hinweg befanden sich viele IT-Verantwortliche in der Rechtfertigungsdiskussion zu den IT-Ausgaben - immer gepaart mit dem großen Wunsch an die IT-Organisation, sich doch stärker an den Business-Fragestellungen zu orientieren." Das habe sich spätestens mit dem Jahr 2020 verändert. "Es ist deutlich zu erkennen, dass ein gleichberechtigterer Dialog zwischen den Business- und den Tech-Communities stattfindet. CIOs werden viel häufiger in den gesamtunternehmerischen Gestaltungsauftrag der Unternehmen eingebunden." Top-500-Firmenprofil für OTTO GmbH & Co. KG Profil von Michael Müller-Wünsch im CIO-Netzwerk

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"Mü-Wü" befindet sich in der glücklichen Lage, dass sein Chef diese Einschätzung teilt. "Ich erlebe die CIO-Rolle heutzutage integrierter als je zuvor", sagt Otto-CEO Marc Opelt. "Wir nehmen Technologie nicht länger als separates Konstrukt an, sondern als ein Thema, das sich durch alle Bereiche, alle Arbeitsschritte und -abläufe zieht, das jede/jeden von uns Tag für Tag in ihrem/seinem Arbeitsalltag begleitet." Die technologische Durchdringung des Gesamtunternehmens spiegle sich auch in der Position des CIO wider: "Wir sind näher zusammengerückt!"

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Siemens-CIO Hanna HennigHanna Hennig betont einen anderen Aspekt, kommt aber zu ähnlichen Schlüssen: "Bis vor einigen Jahren waren CIOs vorwiegend damit beschäftigt, Technologien für die Arbeitsplatzumgebung, die sogenannte Office-IT, bereitzustellen und die Geschäftsprozesse zu automatisieren, mit der sogenannten Prozess-IT. Vorwiegend waren das standardisierte Technologiepakte wie Enterprise Resource Planning Systeme." Profil von Hanna Hennig im CIO-Netzwerk

Mit digitalen Technologien wie Cloud, Big DataBig Data AnalyticsAnalytics und KIKI eröffneten sich für den CIO gänzlich neue Themenfelder: "Dies sind einerseits die Entwicklungen in der Fertigung, in der IT und OT konvergieren und der CIO viel stärker in die sogenannte Produktions-IT eingebunden wird." Andererseits entwickle der CIO gemeinsam mit den Business-Einheiten neue Produkte und sogar neue Geschäftsmodelle. Er sei nun auch in der Produkt-IT und der Business-Model-IT tätig. Hennig: "Viel mehr als früher ist der CIO heute Technologie-Erklärer, Impulsgeber, Visionär und Businesspartner." Alles zu Analytics auf CIO.de Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

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Das sieht auch Dirk RamhorstDirk Ramhorst so, CIO von Wacker ChemieWacker Chemie: "Der CIO ist zum Partner auf Augenhöhe mit dem Business herangewachsen." Er sei nicht mehr länger nur Provider zuverlässiger und kostengünstiger IT-Services, sondern "der Schlüssel für die DigitalisierungDigitalisierung und damit für die Schaffung von echtem Mehrwert im Geschäft und in Geschäftsprozessen." Top-500-Firmenprofil für Wacker Chemie Profil von Dirk Ramhorst im CIO-Netzwerk Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

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Dass Technologie im Allgemeinen und IT-Themen im Speziellen auch in den Vorstandsetagen von Großunternehmen an Bedeutung gewonnen haben, zeigt das Beispiel der Deutschen Bank. "Technologie ist nicht mehr die 'Werkbank' und Kostenstelle, die nur umsetzt, sondern wird nun als ein wichtiger Treiber für die Zukunftsfähigkeit der Bank und unser Geschäft verstanden", sagt Bernd Leukert, Vorstand für Technologie, Daten und InnovationInnovation. "Bei uns in der Deutschen Bank werden daher heute keine strategischen Entscheidungen mehr ohne die Einbeziehung von Technologie getroffen." Alles zu Innovation auf CIO.de

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Diese Entwicklung zeigt sich auch in weniger technik-affinen Branchen. "Die Rolle des CIORolle des CIO hat sich vom Verwalter zum Gestalter verändert", beobachtet etwa Catalin BarbulescuCatalin Barbulescu, CIO von BofrostBofrost, dem europaweit größten Direktvertreiber von Tiefkühlkost und Speiseeis. "Der CIO soll neue digitale Geschäftsmodelle finden und deren Einsatz ermöglichen. Er wird sehr stark als Transformator gesehen, um das Change Management im Unternehmen voranzutreiben und zu unterstützen." Top-500-Firmenprofil für bofrost Profil von Catalin Barbulescu im CIO-Netzwerk Alles zu Rolle des CIO auf CIO.de

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Carsten PriebsCarsten Priebs, CIO des Personaldienstleisters RandstadRandstad, ergänzt: "Der CIO hat sich vom Techie zum Leader, vom Bastler zum Kundenbegeisterer" entwickelt. Er werde nicht mehr als Kostenfaktor gesehen, sondern als derjenige, der dem Unternehmen hilft, einen Wettbewerbsvorsprung zu gewinnen. Top-500-Firmenprofil für Randstad Profil von Carsten Priebs im CIO-Netzwerk

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Marcus Sassenrath, Vice President Corporate IT beim Kupferproduzenten AurubisAurubis, hebt die Bedeutung des CIO im digitalen Wandel hervor: "Der CIO ist nicht mehr nur für die konzernweite IT verantwortlich, hinzugekommen ist die Digitalisierung. Die geht über die klassische IT hinaus und berührt beispielsweise Produkte, Geschäftsmodell oder Unternehmenskultur." Top-500-Firmenprofil für Aurubis

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Ähnlich argumentiert Axel Schell, CTO der Allianz DeutschlandAllianz Deutschland. "Die Rolle und das Image der IT im Unternehmen haben sich stark verändert - und damit auch die Rolle des CIO. Früher galt die IT als Kostentreiber, als Spezialbereich, der weit weg ist von anderen Abteilungen und der mit dem eigentlichen Geschäft nur wenig zu tun hat." Das sei heute anders. "Die IT ist zum fundamentalen Bestandteil unseres Geschäftsmodells geworden und fest in der Strategie 'digital und menschlich' der Allianz verankert." Top-500-Firmenprofil für Allianz Deutschland

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Mercedes Eisert, CIO von Bavaria Film, sieht noch einen anderen Aspekt. Aufgaben und die Funktion des CIO hätten sich gewandelt, "vom Owner einer technologisch bestimmten Infrastruktur hin zum Owner einer prozessorientierten Infrastruktur". Nicht mehr die Technologie als solche stehe im Vordergrund, sondern das Erfüllen der vielfältigen Anforderungen.

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Auch Michael Rybak, Geschäftsführer IT, Logistik und Vertrieb bei RossmannRossmann, betont das Thema Prozessorientierung: "Die früher oft technisch orientierte CIO musste sich zu einer prozessorientierten CIO entwickeln. Erfolgreiche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren das Abteilungsdenken überwunden." Top-500-Firmenprofil für Rossmann

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Der einstige Festo-CIO und CIO des Jahres 2016 Roger Kehl verweist auf den Wertbeitrag der Informationstechnologie: "Die IT trägt immer stärker als strategischer Wert zum Unternehmenserfolg bei, sei es beim Produktportfolio, dem Go-to-Market oder dem Servicekatalog." Daher ändere sich auch die Rolle des CIO. "Er muss die IT transformieren", fordert Kehl, der heute wieder für den IT-Dienstleister AtosAtos arbeitet. Top-500-Firmenprofil für Atos

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Stefan HuegelStefan Huegel, Vorsitzender des Kuratoriums der CIO Stiftung, sieht die Entwicklung ähnlich. Die Rolle des modernen CIOs habe sich parallel zum Stellenwert der IT in und für Unternehmen gewandelt: "Vom ehemaligen Funktionsträger und Kostenstellenverantwortlichen hat sich der CIO hin zu einem Trusted Advisor entwickelt, dessen Aufgabe vor allem darin besteht, Grenzen zu überwinden: Grenzen zwischen Systemen und Daten, zwischen Prozessen und Produkten und nicht zuletzt zwischen Business und IT." Profil von Stefan Huegel im CIO-Netzwerk

Wie wird sich die CIO-Rolle in den kommenden Jahren entwickeln? Auf der nächsten Seite finden Sie die Antworten.

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