20 Jahre CIO-Magazin
Der CIO wird zum Business-Partner
"Das Betätigungsfeld des IT-Leiters wird künftig fest in der Wertschöpfungskette des Unternehmens verankert sein", erwartet Siemens-CIO Hanna Hennig. Es bilde damit einen Kern des Geschäfts, "und zwar in allen Industrien, nicht nur im Finanz- oder Telecommunication-Sektor, wo dies schon heute der Fall ist." Insbesondere werde der CIO das Thema der IT- und OT-Konvergenz vorantreiben und damit die Verbindung der physischen mit der virtuellen Welt.
Auch Randstad-CIO Carsten Priebs geht davon aus, dass der Einfluss des CIO weiter zunimmt: "Das tiefe Verständnis für die eigenen und branchenfremde Geschäftsmodelle und Kundenbedürfnisse sowie das Wissen und die Erfahrung bei der Gestaltung der digitalen Kundenschnittstelle wird den CIO mehr Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens nehmen lassen." Ähnliches prognostiziert Mercedes Eisert von Bavaria Film. Der Chief Information Officer entwickle sich zum "Befähiger und Innovationstreiber". Er werde künftig auf Augenhöhe und aktiver Partner des Business agieren und sich auch in Akquiseprozesse und Marktentwicklungsstrategien einbringen.
Der CIO muss seinen Blick weiten
"Der CIO verantwortet weiterhin das technologische Fundament einer Organisation und des dazugehörigen Geschäftsmodells", sagt Otto-CIO Michael Müller-Wünsch. "Neben diesem starken technologischen Fundament wird es zur Tagesnormalität gehören, dass Technologie-Verantwortliche gemeinsam mit den Business-Verantwortlichen die Zukunft ihrer Organisation gestalten, sprich: Techleadership wird zu Organisationsleadership."
Auch Otto-CEO Marc Opelt rechnet mit einem engeren Schulterschluss von IT und Business: "Was in den vergangenen Jahren begonnen hat, wird sich noch verstärken." Einst separate Unternehmensbereiche würden weiter zusammenwachsen und noch enger kooperieren. Das gelte auch für IT-Einheiten. Opelt: "Wenn wir Technologie als Grundbaustein aller Unternehmungen annehmen, wird die Rolle von CIOs sich dahingehend verändern, dass sie noch stärker in alle Business-Entscheidungen von Unternehmen einbezogen werden."
Deutsche-Bank-Vorstand Bernd Leukert rät CIOs, ihren Blick zu weiten: "In Zukunft wird es immer wichtiger, sich nicht nur auf die digitale Transformation im eigenen Unternehmen zu konzentrieren, sondern auch die Nähe zu den digitalen Geschäftsmodellen der Kunden sicherzustellen." Für die Deutsche BankDeutsche Bank gehe es darum, "mit Hilfe technologischer Services unsere Finanzdienstleistungen in die digitalisierten Geschäftsmodelle unserer Kunden zu integrieren." Das erstrecke sich auf Bereiche wie E-Commerce, Internet of ThingsInternet of Things und Plattform-Modelle. Leukert: "Somit rückt die ursprüngliche Werkbank noch näher an die Kunden." Top-500-Firmenprofil für Deutsche Bank Alles zu Internet of Things auf CIO.de
Digitalisierung bleibt auch für Marcus Sassenrath, IT-Chef von Aurubis, ein Kernthema: "Der Trend, dass der CIO auch über die IT hinaus Verantwortung für die Digitalisierung übernimmt, wird sich fortsetzen." Er müsse sich und seinen Bereich als Berater und Coach verstehen. "Digitalisierung wird von allen Abteilungen getrieben, sie müssen sich darauf verlassen können, dass sie zu jeder Zeit im IT-Bereich die benötigte Kompetenz und Unterstützung bekommen."
Axel Schell, CTO von Allianz Deutschland, betont das Thema Innovationen: "In Zukunft wird die Innovationsgeschwindigkeit weiter steigen und dadurch die Verantwortung des CIO noch weiter gestärkt." Das Potenzial der Digitalisierung, Automatisierung und datengetriebener Analysen sei noch längst nicht ausgeschöpft.
Um Geschwindigkeit geht es auch Michael Rybak, Geschäftsführer IT, Logistik, Vertrieb bei Rossmann: "Erfolgreich überleben wird auch weiterhin das anpassungsfähigste Unternehmen." Es müsse aber noch deutlich schneller werden als bisher. Ryback: "Ganz vorne dabei, diesen Speed zu generieren, muss immer die Aufgabe des CIO sein."
Einen anderen Schwerpunkt setzt Matthias Mehrtens, Geschäftsführer von IT Designers Consulting und ehemaliger CIO von Kärcher. Er verweist auf die rasanten Fortschritte im Forschungsfeld der KI: "Das Management von Cyber-Risiken bei zunehmender Digitalisierung von Produkten und Prozessen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz wird für die Rolle des CIO immer wichtiger werden."
Auch Michael KolligMichael Kollig, zuletzt CIO von AirbusAirbus Canada und inzwischen für den Provider GoogleGoogle Cloud tätig, wagt einen Blick in die Zukunft: "Die Reise hin zu IT als Wertbeitrag abseits von Kostenreduktion wird weitergehen und sich deutlich beschleunigen." Das Thema Infrastruktur verliert nach seiner Einschätzung an Bedeutung. Der Löwenanteil der Infrastruktur sowie Commodity-Applikationen würden künftig aus der Cloud bezogen. Themen wie SecuritySecurity und Anwendungsmodernisierung stünden dagegen weiter ganz oben auf der Agenda der IT-Verantwortlichen. Kollig: "Alle diese Fähigkeiten muss der CIO orchestrieren". Top-500-Firmenprofil für Airbus Profil von Michael Kollig im CIO-Netzwerk Alles zu Google auf CIO.de Alles zu Security auf CIO.de
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Schlechte Karten für den CDO?
Glaubt man den Prognosen der IT-Executives, so hat der Chief Digital Officer künftig schlechte Karten. Am deutlichsten wird Bofrost-CIO Catalin Barbulescu. "Die Rolle des CDO wird verschwinden, die neue CIO-Generation wird die komplette digitale Transformation der Unternehmen vorantreiben." Barbulescu ist überzeugt: "Der CIO wird alle IT-Inseln, die in den letzten Jahren vom CDO generiert wurden, inklusive Startups, wieder zurück in die IT-Organisation führen."
Dirk Ramhorst, CIO von Wacker Chemie, sieht das ähnlich: "Der 'neue' CIO ist auch der CDO, sprich die Rollen des CDO und CIO werden noch stärker verschmelzen." Roger Kehl, wie Kollig ein "Seitenwechsler" vom Anwender zum Anbieter , beschreibt zwei mögliche Szenarien: "In der eher konservativen Sicht entwickelt sich der CIO hin zur Rolle des CDO oder vice versa. IT ist dann nicht mehr vom Rest des Unternehmens zu trennen, sondern ein integraler Bestandteil." Im Falle einer progressiven Entwicklung nehme die IT-Komplexität weiter zu. "Gleichzeitig entwickeln die Fachbereiche eine größere Souveränität in Bezug auf ihr IT-BudgetIT-Budget und ihr IT-Fachwissen. Schon heute sehen wir den Trend hin zum 'Citizen DeveloperDeveloper', dass also IT-Kompetenzen sowie App-Verantwortung und -Entwicklungen im Fachbereich liegen." Damit ergebe sich die Frage, ob es in ein paar Jahren überhaupt noch einer zentralen IT bedürfe. Kehl: "Was dann noch bleibt, sind IT-Governance und -Security." Alles zu Developer auf CIO.de Alles zu IT-Budget auf CIO.de
Mit einem derartigen Bedeutungsverlust rechnen indes nur wenige in der IT-Szene. "Auch zukünftig wird der CIO Herrscherin und Herrscher über Technologie und Prozesse sein", prognostiziert etwa Stefan Huegel, Vorsitzender des Kuratoriums der CIO Stiftung. Dabei werde er seine Funktion als Trusted Advisor des Business festigen und maßgeblich an der Weiterentwicklung von Produkten und des digitalen Wandels beteiligt sein: "Die Hiobsbotschaft für alle CDOs: der CIO macht sie arbeitslos. "
Ob nun mit oder ohne Chief Digital Officer, die Anforderungen an den CIO werden weiter steigen, darin sind sich die Befragten einig. Frank RiemenspergerFrank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture, legt die Latte ziemlich hoch: "Der CIO der Königsklasse muss ein 'digitaler Alleskönner' sein, der Mehrwert in vier Dimensionen schafft." Als Chief Infrastructure Officer wisse er die Cloud richtig zu nutzen und schaffe daraus Mehrwert für das Unternehmen. Profil von Frank Riemensperger im CIO-Netzwerk
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Als Chief Integration Officer bringe er durch kluge Lösungen neue digitale Verbindungen im Unternehmen selbst hervor, aber auch mit Kunden und Partnern und nutze so die Macht der Ökosysteme. Als Chief Intelligence Officer helfe er dem Unternehmen, aus den verfügbaren Daten Wert zu schaffen, und stelle die Organisation auf Wachstum ein. Last, but not least agiere er auch als Chief Innovation Officer: "Er kann den Wert, den der richtige Einsatz von Technologie bringen kann, unternehmensweit erklären und gemeinsam mit allen umsetzen." Ein CIO dieser Klasse sorge mit seinen digitalen Lösungen für Resilienz in der Not, resümiert der Accenture-Chef. "In guten Zeiten ermöglicht er Wachstum für das gesamte Unternehmen. Damit steigt seine Relevanz weiter."
20 Jahre CIO Magazin: Wir feiern am 16. September
Über die Rolle des CIO gestern, heute und morgen werden wir in diesem Jahr noch mehrmals nachdenken. Vor 20 Jahren erschien das CIO-Magazin zum ersten Mal, Grund zur Standortbestimmung und zum Feiern.
Nach unserem ersten Online-Event am 11. Mai feiern wir am 16. September noch einmal. An diesem Tag vor 20 Jahren wurde das erste Heft fertig, das mit einer Auflage von 80.000 in den Markt ging. Am 16. September stellen wir ihnen auch die Prognosen zur Zukunft der IT aus dem neuen CIO-Jahrbuch vor. Auch dort spielt wieder unsere "CIO-Band", die remote ihren ersten Song aufgenommen hat.