Gartner-Umfrage
Der Digital Twin drängt in die Unternehmen
Auf dem Höhepunkt der überzogenen Erwartungen sah Gartner Digital Twins in seinem Hype Cycle bereits 2018. In fünf bis zehn Jahren, so erklärten die US-Marktforscher, würden digitale Zwillinge ihr volles Potenzial entfalten. In einer Studie untersuchte Gartner nun den Status Quo.
Demnach nutzen aktuell 13 Prozent der knapp 600 befragten Unternehmen aus sechs Ländern (darunter Deutschland) Digital Twins. Weitere 62 Prozent erklären, sie bereits zu implementieren oder binnen eines Jahres implementieren zu wollen. Gartner spricht von einem frühen Stadium der Adaption. Entsprechend unausgereift zeigt sich der Anbietermarkt.
Treiber des Interesses an digitalen Zwillingen ist das Internet der Dinge (IoT, Internet of ThingsInternet of Things). Die Nutzer wollen beispielsweise Ausfallzeiten und Reparaturaufwände verringern oder ihre Produkte differenzieren. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) nutzen Digital Twins ausschließlich oder vorrangig für nur eine Interessengruppe. Gartner betont, dass die Technologie aber weitere Möglichkeiten biete. Beispiel selbstfahrendes Auto: hier können vier Interessengruppen - OEM, Kunde, Service Provider und Versicherung - von einem Digital TwinDigital Twin profitieren. Das berührt Datenschutzfragen. Gegebenenfalls darf nicht jede Interessengruppe alle Daten einsehen. Alles zu Digital Twin auf CIO.de Alles zu Internet of Things auf CIO.de
Das verlangt CIOs Disziplin ab. Gleiches gilt für das Management des digitalen Zwillings: wird am haptischen Produkt etwas verändert, muss das digitale nachgerüstet werden. 87 Prozent der Befragten erklären, das zu tun.
Eine große Mehrheit von 88 Prozent der Unternehmen nutzt Digital Twins zu Simulationszwecken. So testen sie beispielsweise, wie sich die Flugeigenschaften eines Flugzeugs verändern, wenn Einzelteile anders gestaltet werden. Ebenso lässt sich die Einrichtung eines stationären Geschäfts simulieren.
CIOs müssen verstehen, aus welchen Datenquellen - Sensoren, Satelliten, Software - sich Digital Twins speisen und wie sie diese Datenquellen zu priorisieren haben. Die Studienteilnehmer nennen CAE-Software (48 Prozent), ERP-Anwendungen (47 Prozent), Wartungsdaten (45 Prozent), sowie Sensoren, System Engineering Software und AnalyticsAnalytics (jeweils 44 Prozent) als häufigste Datenquellen. Im Durchschnitt greifen die Unternehmen auf fünf verschiedene Quellen zurück. Alles zu Analytics auf CIO.de
Strategische Bedeutung von Digital Twins
Ein weiterer Aspekt ist die Integration der Twins untereinander. So bietet es sich für Anlagen aus verschiedenen Ventilen, Pumpen, Boilern und Generatoren an, die einzelnen digitalen Gegenstücke untereinander zu integrieren. Das tun bereits 61 Prozent der Nutzer, die anderen wollen mehrheitlich binnen fünf Jahren nachziehen. Die Gartner-Analysten kommentieren, dass dafür Spezialwissen nötig sei.
Langfristig schreibt Gartner Digital Twins eine strategische Bedeutung zu. CIOs sollten jetzt alle Stakeholder an einen Tisch holen und evaluieren, wie sie diese Technologien nutzen können. Das setze insbesondere den sauberen Umgang mit Daten und Datenmodellen voraus.