Hermann Scherer
Der Weg zum glücklichen Leben
Wie üblich nimmt Scherer zunächst eine Bestandsaufnahme vor: Warum geht so viel schief im Laufe der Jahre? Da hagelt es Fundamentalkritik am Schulsystem, wo "Heranwachsende zu Kleingeistern" gemacht werden. Hier kommt die Feigheit auf, sich zu blamieren; zu riskieren, vom Durchschnitt abzuweichen. Das herkömmliche Verfahren sei schließlich das sicherste. Also bitte in den Bereichen am meisten lernen, wo man die schlechtesten Noten hat. Der Starke wird nicht stärker gemacht, sondern durchschnittlicher.
- Leidenschaft
"Leidenschaft wirkt fast wie eine physische Kraft, die Mittelmäßiges in etwas Tolles verwandeln kann. Als würde Wasser in Wasserdampf umgewandelt, wozu nur ein einziges Grad mehr Temperatur nötig ist, der dann die größten Maschinen antreiben kann." - Ego
"Ego. Ein Missbrauch von Freiheit. Wir sind frei, um präsent zu sein, nicht um egozentrisch zu sein." - Dankbarkeit
"Üben Sie sich in Dankbarkeit! Warum? Weil das ein Werkzeug ist, um Präsenz zu erlangen. Denn präsent sein heißt, die Dinge zu erleben, die man ansonsten für selbstverständlich nehmen würde. Und schon sind Sie dankbar." - Job
"Jeder Job ist heute in Wahrheit eine freiwillige, aus der eigenen Überzeugung erwachsene, längerfristige Selbstverpflichtung. Richtig ein- und umgesetzt werden Menschen dann zu echten Leistungsträgern, zu Workeuphorics, statt zu Workaholics oder Burn-outlern." - Schmerz
"Manchmal ist eben Schmerz und Leid und das Ringen und Winden genau das, was wir benötigen, um hinterher zu unserer ganzen Größe aufzusteigen." - Optimismus
"Der Optimismus bewahrt die Optimisten vor unnötigen Selbstzweifeln, aber manchmal eben auch vor den nötigen Selbstzweifeln." - Kontrolle
"Wir können nicht immer kontrollieren, was uns passiert, aber wir können unsere Einstellung zu dem, was passiert, kontrollieren." - Zweifel
"Wir zweifeln unweigerlich: an unseren Fähigkeiten, daran, ob es richtig ist, was wir getan haben, ob wir gut genug sind, ob wir das richtige Alter haben, ob wir am richtigen Ort sind, ob nicht alles falsch ist, was wir gesagt und getan haben." - Schuldzuweisung
"Wer anderen Schuld gibt, gibt anderen die Macht. Schuldzuweisung ist Machtzuweisung. Klagen ist Ermächtigen. Jammern ist Opfer-sein." - Überblick
"Wer darauf besteht, wirklich alle Faktoren zu überblicken, bevor er sich entscheidet, der wird sich nie entscheiden. Denn vollständige Informationen bekommen wir in dieser Welt niemals." - Entscheidungen
"Jede Entscheidung verlangt einen Preis von uns am Kassenhäuschen des Lebens. Aber jede Entscheidung nötigt uns auch Respekt vor uns selbst ab. Gerade weil wir den Preis bezahlen! Das macht uns zu Recht stolz." - Lob
"Wenn wir Lob annehmen, dann bauen wir das Bild von uns selbst auf der Aussage auf, wie andere uns sehen. Damit bekommen wir kein Selbstwertgefühl, sondern ein Fremdwertgefühl." - Begrenzungen
"Die Umstände, auf die wir erklärtermaßen Rücksicht nehmen, errichten wir uns oft genug selbst, wir reden uns ein, wir rationalisieren und errichten uns unsere Begrenzungsmauern, damit wir etwas haben, an dem wir uns im Dunkeln des Lebens entlangtasten können."
Interessant ist zudem, wann das Neid-Gefühl in uns eigentlich aufkommt: Wissenschaftliche Studien belegen, dass es mit steigendem Alter zunimmt. Je mehr die Menschen um einen herum besitzen, desto höher ist der Neidfaktor - völlig unabhängig davon, ob der Mensch mit seinen eigenen Besitztümern per se zufrieden ist oder nicht. In jungen Jahren ist es ein positiver Ansporn, wenn andere mehr haben. Je älter wir werden, umso stärker erinnert es an unsere verpassten Chancen. Was wir bereuen sind weniger unsere Taten als das, was wir nicht gemacht haben.
Entscheidungen nicht hinauszögern
Mut ist der Anfang von allem. Von dem braucht es reichlich, um sich nicht unterzuordnen. 70 Prozent der Deutschen sagen in Umfragen, dass sie ihr Leben ändern müssten, um ihre Ziele zu erreichen. Doch den allermeisten fehlt dafür das Selbstvertrauen - und manchmal auch ein klares Wertekonstrukt. Man muss eben Deals eingehen und die Ressource in die Waagschale werfen, über die wir am ehesten frei verfügen können: Zeit.
Es ist immer ein Tausch: Zeit gegen Vergnügen, Zeit gegen Status, Zeit gegen Wissen. Geld ist dagegen nur ein Zwischenspeicher. Nützlich, aber weit weniger bedeutungsvoll. Doch gerade uns Deutsche steht die Ungeduld immer wieder im Weg. Wir "säen zu wenig und ernten zu früh", schreibt Scherer.
Zudem definiert der Autor Erfolg anders als vielleicht so mancher Leser. Für ihn ist Erfolg kein Ziel, sondern "etwas, das sich einstellt, wenn das Ziel erreicht ist". Hängen bleibt auch sein Grundsatz, dass man den Preis für Erfolg stets im Voraus entrichten muss. Hier wird Scherer auch sehr konkret mit Hinweisen aus seinem Unternehmer-Alltag.