Hermann Scherer
Der Weg zum glücklichen Leben
Ob Hermann Scherer wirklich viel liest oder das Zitatelexikon wälzt, spielt keine große Rolle. Er verzichtet auf die oft benutzten, aber schrecklich wirkenden Zitate von berühmten Denkern zum Anfang der Kapitel, aber dafür grätscht er im Fließtext die halbe Geschichte ab, um sich Ideen zu leihen. Dies geschieht aber mit so viel Gefühl, dass es passt.
Wenn Scherer neben Goethe, Nietzsche, Descartes und vielen anderen auch Buddha mit den Worten zitiert "Aller Kummer der Menschen kommt daher, dass man sich der Wirklichkeit nicht genau so stellt, wie sie ist", dann kommt das im jeweiligen Zusammenhang gut herüber. Auch weil der Autor den klassischen Buddhisten-Ratschlag mitnimmt, das Verhalten der Menschen in unserer Umgebung nicht permanent zu bewerten. Eine "riegengroße Befreiung" wäre dies.
Scherer warnt davor, Entscheidungen zu lange heraus zu zögern. Denn die würden in der Regel erst dann getroffen, "wenn der Leidensdruck groß genug ist". Es sei eben der falsche Weg darauf zu warten, bis man alle Faktoren überblickt: "Wir wollen mehr wissen als zum Handeln nötig ist."
Studien belegen, dass für viele Menschen ausgerechnet der Sonntag der schwierigste Tag der Woche ist. Die Erklärung lautet: Es ist eben der Tag, der keine Struktur hat. Der moderne Mensch neigt ungemein dazu, sich solche Strukturen zu errichten: "Wir haben tausende Angewohnheiten, die uns unfrei machen."
Selbstzweifel seien nie ganz zu verhindern, schreibt Scherer. Aber Angst vor der Angst zu haben sei genau der falsche Weg: "Wir können nicht immer kontrollieren, was uns passiert, aber wir können unsere Einstellung zu dem, was passiert, kontrollieren." Die wahre Freiheit sei, "sich sicher zu fühlen, ohne sicher zu sein". Man müsse die geerbte Opferhaltung überwinden; den Adam wegwerfen - und mit der Zeit zu James Bond werden.
Die besten Zitate von Hermann Scherer
- Wofür es sich zu leben lohnt
All die Ansprüche ans Leben aufrechtzuerhalten, die nicht erfüllt werden können, für deren Erfüllung wir nicht bereit sind, den Preis zu bezahlen, diese permanente Anstrengung nimmt uns täglich die Kraft, die wenigen klaren Ziele zu verfolgen, für die es sich lohnt, zu leben und zu sterben. - Über Perfektionismus
Perfektionen sind perfekt – im Verhindern von Ergebnissen. Keine andere Grundeinstellung als das ultimative Streben nach Perfektion ist besser geeignet, die Welt auf ihrem Status quo einzufrieren. - Über die Liebe
Die Verliebtheitsphase unterscheidet sich von einer langjährigen Beziehung oder gar einer Ehe so stark wie eine Wolke von einem Meer. - Über den Konsum
Wir kaufen damit Dinge, die wir nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen, mit Geld, das wir nicht haben. - Über das Nachdenken
Langes Nachdenken führt nicht zu besseren Ergebnissen, sondern zu nur späteren Ergebnissen. Aber in diesen dummen Momenten verliere ich die Sicherheit. - Über das Glück
Glück ist ein Maßanzug. Die meisten sterben aber in abgetragenen Anzügen von der Stange oder aus dem Second-Hand-Laden. - Studenten des Misserfolges
Wir sind zu Studenten des Misserfolges geworden. Wir studieren, warum etwas nicht geht, sehen die Möglichkeiten nie ohne unsere Meinung darüber – und die ist meistens nicht positiv. - Ich sterbe unzufrieden
Ich weiß schon heute, dass ich unzufrieden sterben werde, denn ich war Zeit meines Lebens immer unzufrieden. Ja, die Unzufriedenheit hält mich am Leben, denn so gibt es immer etwas zu verbessern, immer etwas zu tun. - Hart zu sich selbst sein
"Der hat so viel Glück, das es weh tut." Kaum einer, der diesen Spruch zitiert, ahnt, wie sehr er Recht hat. Für das Glück sind schmerzhafte Schritte nötig. Glück hat nur, wer sich von all dem lähmenden Ballast um ihm herum und in ihm selbst trennt. - Gute Chefs schaffen Probleme
Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die besten Mitarbeiter diejenigen werden. Denen am Anfang viele Steine in den Weg gelegt wurden. Die besten Chefs bereiten ihren Mitarbeitern Probleme. - Glücklich oder zufrieden?
Jedenfalls ist der allgemeine Hang dazu, Glück und Zufriedenheit gleichzusetzen, ein grandioser Irrtum. Wir haben uns nämlich mehrheitlich für das zufriedene Unglück entschieden. - Es gibt keine Sicherheit
Jede Sicherheit ist Illusion. Da braucht man Katastrophen als Beweis anführen. Belohnt wird letztlich immer der, der Sicherheit aufgibt. - Ein Leben zweiter Klasse?
Ich ertrage es nicht, ein Leben zweiter oder dritter Klasse zu führen, ein Abklatsch eines tollen Lebens. Das ist meine Taktik. Und Sie können sich vorstellen, dass ich diesem Anspruch leider nur zu selten genüge. - Die richtigen Entscheidungen
Nachdenken kommt immer zu spät, nämlich dann, wenn wir unsere Entscheidung schon gefällt haben. - Das eigene Talent
Ich habe mich nie auf meine Talente verlassen. Das Risiko war mir zu groß. - Chancen entdecken
Jede Chance ist nur eine Betrachtungsweise des Alltags. Wir halten sie für selten, weil Menschen mit der Fähigkeit zur ganz speziellen Betrachtungsweise so selten sind. Chancen sind keine Visionen. - Böse Gedanken
Eine Sache, die ich mir selbst fast nicht verzeihen kann, ist, wie dumm ich manchmal bin. Dann habe ich Sorgen und verschwende meine Kreativität, um mir die schlimmsten Szenarien auszumalen. - Anruf vom Headhunter
Die größten Chancenfresser sind die Chancen selbst. Der Anruf eines Headhunters ist meistens auch nur ein Sonderangebot des Lebens. Das schmeichelt der Seele. In Wahrheit fangen Sie aber wieder und wieder nur von vorn an und scheuen sich, die Probleme zu lösen. - Klare Worte
Sätze wie in Stein gemeißelt – für solche ist Hermann Scherer bekannt und deshalb nicht zuletzt als Referent so beliebt. Auch in "Glückskinder" hat er so manches knackige Zitate gepackt, das man sich leicht merken kann und in aller Kürze beschreibt, worauf es im (Geschäfts-) Leben seiner Meinung nach ankommt.
Bibliografie:
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(Quelle: Handelsblatt)