Cloud Computing


NSA-Skandal

Deutsche Cloud-Anbieter punkten mit Datenschutz

07.03.2014
Von Ulrich Hottelet

Zurückhaltung üben sogar zwei Referenzkunden von Gewinnern des "Best in Cloud"-Award der Computerwoche. "Wenn Sicherheit für uns sehr wichtig wäre, würde ich eine In-House-Lösung wählen", sagt Timo Mattes, Geschäftsführer von Goebel+Mattes. Der audiovisuelle Medienproduzent arbeitet mit der TelekomCloud, über die er auf alle seine Projektdaten zugreifen kann. Seine Arbeitsergebnisse präsentiert er mit dem direkt angebundenen Collaboration-Tool iMeet. Der Unterhaltungselektronik-Discounter redcoon nutzt zwar eine Cloud-Plattform von Akamai zur Absicherung seines e-Commerce gegen DDoS-Angriffe und Application Hacking, hat aber weder Infrastruktur noch Daten in die Cloud verlagert. Die vorgeschaltete Plattform sorgt zudem für die Beschleunigung bei der Auslieferung der Inhalte. Dadurch entfällt die Notwendigkeit von geografisch verteilten Rechenzentren. Die Webserver kann redcoon in eigenen Rechenzentren betreiben. Sie bleiben damit unter seiner physischen und administrativen Kontrolle.

USA: Umsatzeinbruch erwartet

Dass der NSA-Skandal für die USA teuer werden könnte, prognostizierte die Information Technology & Innovation Foundation bereits im August auf Basis einer Mitgliederbefragung der Cloud Security Alliance. Demnach könnte sich der Umsatzverlust der amerikanischen Cloud-Anbieter in den nächsten drei Jahren auf 22 bis 35 Milliarden Dollar belaufen. Im Dezember stellte die Branchenorganisation dann in einer Umfrage fest, dass jedes zehnte Mitglied außerhalb der USA Verträge mit amerikanischen Providern von Cloud-Diensten gekündigt habe. Mehr als die Hälfte der Befragten teilte mit, dass sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit einen US-Anbieter wählen würde. Deutsche Experten erwarten, dass die Ausspähaffäre mittelfristig dazu führt, dass deutsche und europäische Anbieter zu Lasten der US-Konkurrenz mehr Aufträge erhalten.

Eine Tendenz zur Geschäftsverlagerung von USA und Großbritannien nach Kontinentaleuropa und Deutschland erkennt denn auch der Geschäftsführer des Bundesverbands IT-Sicherheit "Teletrust", Holger Mühlbauer. Er sieht die Vertrauenskrise als Steilvorlage für deutsche IT-Sicherheitstechnologien und ihr Qualitätszeichen "IT SecuritySecurity made in Germany". "Unsere Rechtslage, ohne Patriot Act, aber mit einem der strengsten Datenschutzniveaus in der Welt, ist ein Wettbewerbsvorteil." Auch Volker Pfirsching, IT-Berater bei Arthur D. Little, sieht einen Trend, dass sich Firmen in Richtung deutscher und europäischer Anbieter orientieren. Alles zu Security auf CIO.de

Teletrust-Geschäftsführer Holger Mühlbauer sieht die strengen deutschen Datenschutzgesetze als nationale Chance.
Teletrust-Geschäftsführer Holger Mühlbauer sieht die strengen deutschen Datenschutzgesetze als nationale Chance.
Foto: Die Hoffotografen GmbH Berlin

Einige US-Konzerne schwächeln

Bei den US-Riesen ergibt sich ein gemischtes Bild, inwieweit ihnen der Skandal bisher geschadet hat. So verzeichnet AmazonAmazon, einer der größten Anbieter von Dienstleistungen rund um die Cloud weltweit, keine Flucht aus seinen Web Services: "Wir sehen keine Abschwächung unseres europäischen Cloud-Geschäfts", stellt Amazons CTO Werner Vogels klar. Dagegen sank der Umsatz von IBMIBM im asiatisch-pazifischen Raum seit Bekanntwerden von "Prism" im Juni erheblich. Cisco warnte im November vor einem Umsatzeinbruch von zehn Prozent, da die Aufträge aus Schwellenländern nach eigenen Angaben wegen der NSA-Spionage zurückgingen. MicrosoftMicrosoft, ein führender Anbieter von Cloud-Diensten, wiederum zog Konsequenzen und will Nutzern, die nicht in den USA leben, erlauben, ihre Daten außerhalb Amerikas speichern zu lassen. Für Europäer könnte das zum Beispiel das Microsoft Data Center in Irland sein. Allerdings ist bekannt, dass die NSA auch Daten von Google-Kunden aus europäischen Rechenzentren abgreifen kann. Ebenso bot HPHP schnell nach den ersten Snowden-Veröffentlichungen eine europäische Cloud-Lösung in Zusammenarbeit mit deutschen Partnern an. Alles zu Amazon auf CIO.de Alles zu HP auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

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