Digitalisierungsstrategie

Deutsche Post will Paket-Empfang mit Digitaldiensten erleichtern

04.03.2020
Online-Shopping liegt im Trend. Doch bevor die Waren beim Kunden landen, müssen sie einen fehleranfälligen Versandweg überstehen. DHL reagiert auf Beschwerden und will die Auslieferung transparenter machen.

Die letzten Meter vor dem Ziel bereiten den Brief- und Paketzustellern die größten Probleme. Das gilt nicht nur für die PostbotenPostboten, sondern auch für die Kuriere von DHL. Sie stehen oft vor verschlossenen Türen, weil die Empfänger beim Zustellversuch nicht zu Hause sind. Gleichzeitig beschweren sich immer mehr Postkunden darüber, dass ihre Pakete nicht richtig zugestellt und die Empfänger nur unzureichend über den Verbleib ihrer Sendungen informiert würden. Beklagt wird auch, dass wichtige Briefe einfach nicht ankommen. So stieg die Zahl der Beschwerden bei der Bundesnetzagentur über die Post im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent an - nachdem sie sich 2018 bereits verdoppelt hatte. Top-Firmen der Branche Transport

Eine breit angelegte Digitalisierungsinitiative der Deutsche Post DHL GroupDeutsche Post DHL Group, die insgesamt zwei Milliarden Euro kosten wird, soll diesen Negativtrend nun umkehren. Dabei geht es um die Riesenaufgabe, den Versand und Empfang von Briefen und Paketen zu erleichtern. Die Sendungen sollen besser nachverfolgbar sein. Die Kunden sollen genauer erfahren, wann sie exakt eintreffen werden. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Post DHL Group

Tobias Meyer, Konzernvorstand Post & Paket Deutschland
Tobias Meyer, Konzernvorstand Post & Paket Deutschland
Foto: Deutsche Post AG

Noch in diesem Jahr will DHL das Live-Tracking von Paketen ermöglichen, kündigte Tobias Meyer, Konzernvorstand Post & Paket Deutschland, am Dienstag in Berlin an. Dabei werden die Kunden am Morgen des Zustelltages darüber informiert, wann das Paket in einem Zeitfenster von 60 bis 90 Minuten ankommt. Eine Viertelstunde vor dem Erhalt der Sendung erhalte der Kunde eine weitere Ankündigung. Dabei habe der Empfänger bis zur Zustellung noch die Möglichkeit, das Paket am Wunschort ablegen oder an einen Nachbarn zustellen zu lassen.

Deutsche Post will die Effizienz erhöhen

Vom Live-Tracking, das kleinere Post-Wettbewerber wie DPD und GLS bereits anbieten, sollen nicht nur die Kunden profitieren: Der Empfänger kann sich besser auf die Zustellung einstellen oder dem Zusteller ein Paket für den Versand mitgeben.

DHL führt das Live-Tracking für Kunden ein.
DHL führt das Live-Tracking für Kunden ein.
Foto: Deutsche Post AG

Und für den DHL-Boten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er den Empfänger schon im ersten Anlauf antrifft und sich das Ausfüllen einer Benachrichtigungskarte oder weitere Zustellversuche sparen kann. "Das rechnet sich auch für uns", sagte Konzernvorstand Meyer. "Die Effizienz wird erhöht." Experten gehen davon, dass rund die Hälfte des finanziellen Aufwandes in der Logistik-Kette auf der "letzten Meile" entsteht.

Neue Packstation "Post & Paket 24/7"

Post-Kunden, die selten zu Hause anzutreffen sind, weichen oft auch auf Packstationen aus, in den die Sendungen zwischengelagert werden und dort in der Regel rund um die Uhr abgeholt werden können. Die Deutsche Post DHL will das bestehende Netz aus rund 4.500 Automaten bis 2021 auf 7.000 Packstationen ausbauen.

DHL-Packstation
DHL-Packstation
Foto: Deutsche Post AG

Außerdem führt DHL eine neue Variante der Packstation ("Post & Paket 24/7") ein, die mit einer Videochat-Funktion ausgestattet ist, um die Kunden beraten zu können. Die neue Packstation-Variante soll gerade auf dem Land das Angebot einer kleinen Postfiliale bieten.

Die DigitalisierungDigitalisierung soll aber nicht nur die Paket-Zustellung optimieren, sondern auch den Brief-Sektor der Post umwälzen. So will die Post im kommenden Jahr eine Sendungsverfolgung im Internet für gewöhnliche Briefe ermöglichen. Dazu sollen Briefmarken eingeführt werden, die mit einer Seriennummer in Form einer viereckigen Klötzchengrafik ("Matrixcode") versehen sind. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Die Deutsche Post druckt einen Matrixcode auf die Briefmarke.
Die Deutsche Post druckt einen Matrixcode auf die Briefmarke.
Foto: Deutsche Post AG

Das Tracking der Briefe mit Matrixcode erfasst allerdings nur die Abgangs- und Eingangssortierung. Wer genau wissen will, wann ein Brief beim Empfänger angekommen ist, muss ein Einschreiben oder eine Expresssendung wählen. Die Post schützt sich mit der neuartigen Briefmarke auch gegen Fälschungen und unerlaubte Wiederverwendungen von Postwertzeichen.

Ein Porto Code ersetzt die Briefmarke.
Ein Porto Code ersetzt die Briefmarke.
Foto: Deutsche Post AG

Wer keine Briefmarke zur Hand hat, soll künftig auch ohne Aufpreis die Sendung mit dem Handy frankieren können. Dabei generiert eine App einen mehrstelligen alphanumerischen Code, der dann rechts oben auf den Brief oder die Postkarte geschrieben wird. Dieser Code wird von Kameras in den Sortieranlagen der Post erfasst und dann ausgewertet.

Um die Digitalisierung der Briefsparte voranzutreiben, kooperiert die Deutsche Post DHL Group auch mit dem Internet-Konzern 1&1 (GMX und Web.de). Zum einen können Inhaber eines E-Mail-Kontos bei GMX und Web.de sich ab "Sommer 2020" auf Wunsch vorab informieren lassen, dass in Kürze ein Brief eintreffen wird.

Die Briefankündigung der Deutschen Post.
Die Briefankündigung der Deutschen Post.
Foto: Deutsche Post AG

Dazu fotografiert die Post den Umschlag und leitet das Bild vorab an die Kunden weiter. Man sei im Prinzip auch bereit, mit anderen E-Mail-Anbietern zu kooperieren, sagte Post-Manager Meyer. Dabei müsse aber sichergestellt werden, dass die notwendigen Datenschutzstandards eingehalten werden. Später will die Post auch die Inhalte von ausgewählten Sendungen erfassen können und als digitale Kopie bereitstellen.

Mit der Digitalisierungsstrategie versucht sich die Deutsche Post DHL im harten Konkurrenzkampf in der Logistikbranche zu behaupten. Wettbewerber wie Hermes und DPD mischen kräftig mit, im Expressgeschäft sind Fedex und UPS harte Konkurrenten. Kopfschmerzen bereitet den Firmen der Arbeitsmarkt - die Branche sucht händeringend nach Zustellern. Zudem nimmt der Großkunde Amazon inzwischen die Zustellung auch in die eigene Hand, teilweise mit eigenen Fahrern. Die Deutsche Post DHL Group beschäftigt im Post- und Paketbereich rund 200.000 Mitarbeiter. Ein DHL-Zusteller verdient nach Angaben des Unternehmens rund 18 Euro pro Stunde brutto. (dpa/rs)

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