Von Chemnitz bis Zwickau

Die 10 VW-Standorte in Deutschland

27.09.2024
VW denkt offen über Werkschließungen nach. An den Standorten bangen die Mitarbeiter um ihre Zukunft. Ein Überblick über die zehn VW-Werke in Deutschland.

VWVW steckt in der Krise. Erstmals seit 30 Jahren könnte es zu betriebsbedingten Kündigungen und Werksschließungen kommen. Doch wie sind die zehn Standorte in Deutschland bisher aufgestellt? Ein Überblick: Top-500-Firmenprofil für VW

Wolfsburg

Das VW-Stammwerk am Mittellandkanal gilt als größte zusammenhängende Autofabrik der Welt. Auf 6,5 Quadratkilometern erstrecken sich die Anlagen, etwa 62.000 Mitarbeiter arbeiten am Stammsitz für VW. Gegründet wurden das Werk und die Stadt Wolfsburg 1938 für die Produktion des "KdF-Wagen", aus dem später der VW Käfer wurde. Heute werden hier Golf, Tiguan und Touran gebaut. Mit zuletzt etwa 500.000 FahrzeugenFahrzeugen Jahresproduktion ist der Standort aber nur zur Hälfte ausgelastet. Den Bau eines weiteren Werks für E-Autos in Wolfsburg hatte VW 2023 wieder abgeblasen. Top-Firmen der Branche Automobil

Hannover

Hannover war 1956 das zweite deutsche Werk des Konzerns. Sechs Jahre zuvor war in Wolfsburg der erste VW Transporter vom Band gelaufen. Jetzt bekam der "Bulli" seinen eigenen Standort. Der Transporter blieb bis zum Auslaufen der sechsten Generation Mitte 2024 das wichtigste Modell in Hannover. Heute entstehen hier der Multivan und der 2022 gestartete vollelektrische ID. Buzz. Der Standort hat etwa 14.700 Mitarbeiter. Bereits seit 2020 wird Personal abgebaut - ohne Entlassungen, indem frei werdende Stellen nicht besetzt werden. 3.000 Arbeitsplätze fielen seither weg, weitere 2.000 sollen bis 2029 folgen.

Emden

50 Jahre lang war das VW-Werk in Emden vor allem mit einem Modell verbunden: dem Passat, der hier ab 1974 vom Band lief. Zehn Jahre zuvor hatte VW den Standort in Ostfriesland eröffnet - vor allem wegen des Zugangs zum Hafen für den Export nach Übersee. Inzwischen wurde das Werk mit heute 8.600 Mitarbeitern zum reinen Elektro-Standort umgebaut. Mehr als eine Milliarde Euro hat VW dafür seit 2020 investiert. Statt des Passats werden jetzt die Modelle ID.4 und ID.7 gebaut. Wegen der zuletzt schwachen Nachfrage nach E-Autos musste VW bereits zeitweise die Bänder stoppen.

Kassel (Baunatal)

Das Volkswagenwerk Kassel steht gar nicht in Kassel, sondern im nahen Baunatal. Der 1958 gegründete Standort ist heute das weltweit größte Komponentenwerk des Konzerns und mit 16.800 Mitarbeitern größter deutscher VW-Standorte nach Wolfsburg. Produziert werden Getriebe und Abgasanlagen für Verbrenner sowie die E-Motoren für die Elektro-Modelle. In einer eigenen Gießerei entstehen auch Teile für Karosserie und Fahrgestell. Zum Standort gehört zudem das größte Ersatzteillager Europas, das die Originalteile der Marken VW, Audi, Skoda und Seat weltweit vertreibt.

Braunschweig

Das heutige Komponentenwerk in Braunschweig gilt als älteste VW-Fabrik überhaupt. Bereits vor dem Stammwerk in Wolfsburg lief dort 1938 die Herstellung von Werkzeugen für die künftige Autoproduktion an. Heute werden an dem Standort mit etwa 7.200 Mitarbeitern unter anderem Achsen, Bremsscheiben und Lenkungen hergestellt. Die Produktion erfolgt verteilt auf drei Standorte in der Stadt. Zudem spielt Braunschweig eine wichtige Rolle bei der E-Mobilität: Dort entstehen seit 2013 aus angelieferten Zellen die Batteriesysteme, die dann in den E-Autos verbaut werden.

Volkswagen-Werk Salzgitter: Von dort kommen unter anderem Komponenten wie der Stator für Elektromotoren.
Volkswagen-Werk Salzgitter: Von dort kommen unter anderem Komponenten wie der Stator für Elektromotoren.
Foto: Volkswagen AG

Salzgitter

Die derzeit größte Baustelle des Konzerns befindet sich in Salzgitter: Direkt neben dem bestehenden Motorenwerk entsteht dort die erste eigene Batteriezellfabrik des Konzerns. 2025 soll die Produktion anlaufen, Salzgitter dann "vom Leitwerk Motor zum Leitwerk Zelle" werden, wie VW ankündigte. Für den Standort mit heute 6.350 Mitarbeitern ist es bereits die zweite große Transformation. Gegründet wurde das Werk 1970 für die Fertigung eines neuen VW-Modells, das sich dann aber nur mäßig verkaufte. Fünf Jahre später machte VW daraus ein Motorenwerk. 2023 wurden mehr als 800.000 Benzin- und Dieselmotoren hergestellt.

Osnabrück

Der heutige VW-Standort blickt auf eine mehr als 100-jährige Tradition im Autobau zurück. Bereits 1901 übernahm Wilhelm Karmann dort ein Fahrrad- und Autowerk, ab 1949 baute das Unternehmen als Auftragsfertiger Cabrios für VW. Als Karmann 2009 Insolvenz anmelden musste, übernahm Volkswagen den Standort. Zu verdanken war das nicht zuletzt dem Einsatz des damaligen Ministerpräsidenten und VW-Aufsichtsrats Christian Wulff (CDU). Heute fertigt der Standort mit 2.300 Mitarbeitern vor allem Fahrzeuge für die Konzernschwester Porsche: Boxster und Cayman. Das letzte VW-Cabrio - der offene T-Roc - läuft 2025 aus.

Zwickau

August Horch legte dort vor 120 Jahren den Grundstein für die Marke Audi, zu DDR-Zeiten wurde in Zwickau der Kleinwagen Trabant gebaut. Nach der Wiedervereinigung zog VW am Stadtrand eine neue Fabrik hoch. Heute gilt sie mit etwa 9.500 Beschäftigten als Leitwerk der E-Mobilität im Konzern. Dazu wurde die Autofabrik bis 2020 für rund 1,2 Milliarden Euro komplett auf Elektro umgestellt, als erste im Konzern. Der Standort leidet nun unter der schwachen Nachfrage nach E-Autos. Deswegen wurden bereits Schichten gestrichen und die Verträge Hunderter befristet Beschäftigter nicht verlängert.

Chemnitz

Das Engagement von Volkswagen in Chemnitz begann schon vor der Wiedervereinigung. Bereits seit 1988 wurden in Lizenz VW-Viertaktmotoren für die DDR-Modelle Trabant, Wartburg und Barkas hergestellt. Das Ganze war vom damaligen VW-Konzernchef Carl Hahn eingefädelt worden, einem gebürtigen Chemnitzer. Nach der deutschen Einheit übernahm Volkswagen dann das Motorenwerk. Anders als Zwickau hängt der Standort noch komplett am Verbrenner. Im vorigen Jahr produzierten die 1.800 Mitarbeiter 690.000 Motoren - ausschließlich für Benziner.

Dresden

Es ist der jüngste und zugleich kleinste VW-Standort: die "Gläserne Manufaktur" in Dresden. Gegründet 2001 für das Oberklassemodell Phaeton war es ein Prestigeprojekt des damaligen Vorstandschefs Ferdinand Piëch. Doch 2016 zog VW angesichts sinkender Verkaufszahlen die Reißleine. Seither ringt die Manufaktur mit ihren 340 Mitarbeitern um eine neue Bestimmung. Seit Anfang 2021 wird der ID.3 montiert - in geringen Stückzahlen. VW denkt inzwischen offen über Ende der Fahrzeugfertigung in Dresden nach. Stattdessen könnte Dresden zum reinen Auslieferungszentrum neben der Autostadt in Wolfsburg werden. (dpa/rs)

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