Kaspersky-Chef

"Die besten Programmierer kommen aus Russland"

12.04.2010
Von Anja Tiedge

Der Russe kommt jedes Jahr nach Hannover, Einladungen zu den berüchtigten Kaspersky-Partys auf der Cebit sind äußerst begehrt. Der Messe verdanke er den Erfolg in Deutschland, seinem wichtigsten Markt. Kaspersky macht hier 40 Prozent seines weltweiten Umsatzes. "Die Deutschen vertrauen uns."

"Ich brauche sprechende Nerds"

Auch die wachsende Zahl von Hackerangriffen und das Sicherheitsbedürfnis deutscher Kunden waren Kasperskys Geschäft zuträglich. Im vergangenen Jahr wuchsen die hiesigen Erlöse trotz Wirtschaftskrise um 20 Prozent. Was für andere Unternehmen Traumquoten sind, ist für Kaspersky fast schon ein gesättigter Markt. Der Umsatz im EEMEA-Raum, also in Osteuropa, dem Mittleren Osten und Afrika, wuchs um 46 Prozent, die Erlöse in den USA stiegen gar um 71 Prozent. Über Gewinnzahlen schweigt Kaspersky. "In den USA gewinnen wir gerade extrem viele Kunden. Ich denke, dass der US-Markt langfristig unser größter wird."

Branchengrößen wie Symantec und McAfee wird Kaspersky so schnell allerdings nicht einholen. Marktführer Symantec erlöst mit rund sechs Milliarden Dollar jährlich 15 mal so viel wie die Russen. Doch Kaspersky will eines Tages zur Weltspitze der IT-Sicherheitsunternehmen gehören. Sein Expertennetzwerk, das er seit einigen Jahren rund um den Globus spannt, soll dabei nur der Anfang sein. 30 Mitarbeiter kümmern sich ausschließlich darum, aktuelle Sicherheitsbedrohungen in ihrem Land aufzuspüren und ihre Infos an die Kollegen weiterzugeben. "Sie sind nicht nur Technikexperten, sondern sollen auch mit Partnern und den MedienMedien kommunizieren - sprechende Nerds sozusagen", so Kaspersky. "Können Sie sich vorstellen, wie schwer solche Leute zu finden sind?" Top-Firmen der Branche Medien

Kaspersky will nur die Besten von ihnen. Unter den Programmierern sind das aus seiner Sicht solche, die eine mathematische oder technische Grundausbildung haben und Programmieren zusätzlich lernen. "Die besten Softwareprogrammierer kommen aus Russland." Da können die Deutschen nicht mithalten. Bei Kaspersky arbeitet kein einziger deutscher Programmierer. Das Unternehmen hat zwar eine Niederlassung in Ingolstadt, doch die 130 dort beschäftigten Mitarbeiter sind größtenteils mit Marketing- und Vertriebsaufgaben befasst.

"Deutsche lieben Autos und Technik, Russen lieben Software. Die schnellsten Autos werden in Deutschland produziert - die gefährlichsten Viren eben bei uns." Den Stolz in seinen Worten kann Kaspersky kaum verbergen. Zu den Urhebern der Schadsoftware scheint ihn eine Hassliebe zu verbinden. Letztlich hängt der Erfolg seines Unternehmens stark davon ab, ob Hacker gute Arbeit leisten. "Sie haben kaputte Seelen, sind aber auch sehr intelligent." Trotzdem würde er keinen Hacker einstellen, der die Seiten wechseln und Virenjäger werden will. Auf dem Arbeitsmarkt gebe es ohnehin keine guten Hacker: "Die Cleveren lassen sich nicht erwischen und die Dummen wollen wir nicht."

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