Aufstieg, Krisen und Skandale
Die Geschichte der Telekom
Dauerthema Sicherheit
IT-Sicherheit beschäftigt die Telekom kontinuierlich. Anfang 2013 ruft Telekom-Chef René Obermann auf der jährlich stattfindenden Sicherheitskonferenz in München zur "umfassenden Zusammenarbeit im Kampf gegen Angriffe aus dem Internet" auf. Städte, Kommunen und Versicherungen sollen De-Mail mehr Schwung verleihen. Die Stadt Dresden initiiert das Projekt De-mail-City. Endkunden können sich ab Juni 2013 auch von zu Hause zu dem Dienst anmelden. Ab Februar 2014 werden der Telekom-Browser und E-Mails SSL-verschlüsselt. Ab 2015 lässt er sich von Ende zu Ende verschlüsseln. Gewitzigt durch den NSA-Skandal, rufen die E- Mail-Serviceanbieter Deutsche Telekom, Web.de und Gmx die Initiative "E-Mail made in Germany" aus, später kommt Freenet dazu. Microsoft Office 365 aus der Cloud wird ab 2015 verschlüsselt. Mit Intel arbeitet die Telekom an Frühwarnsensoren im Netz, für Unternehmenskunden kommt ein "Lauschabwehr"-Service.
Für sichere Apps stattet die Telekom ihr Entwicklerportal für Android, Developer Garden, mit einem Code Analyzer auf Sicherheitslücken aus. Im Spätsommer erhält das Hochsicherheits-Smartphone SiMKO3 der Telekom ein Zertifikat des BSI und stellt für Merkels SMS-Flut endlich eine sichere Home-made-Plattform zur Verfügung - ob Frau Merkel diesen Handy-Typ nutzt, ist der Redaktion unbekannt. Ab Dezember werden Mobiltelefonate mit dem Standard A5/3 verschlüsselt. Für Smartphones bewirbt das Unternehmen ein ganzes Sicherheitsportfolio, unter anderem eine weltweit einsetzbare mobile Verschlüsselungslösung. Ein neuartiger Cloud-Service erkennt ab 2014 Angriffe auf Smartphones. 2015 bringt die Telekom ein in Kooperation mit vier Sicherheitsanbietern entwickeltes kostenloses Softwarepaket für Private und KMUs, das Smartphones schützen soll.
Im April eröffnet das Unternehmen ein Cyber Defense Center, das Security als Dienstleistung für Großkunden anbietet. Im November 2015 wird schließlich eine eigene Einheit für Sicherheitslösungen gegründet, die Ferri Abolhassan, Geschäftsführer IT Division bei T-Systems, leitet. Sie soll Angriffe auf vernetzte Prozesse, Geräte und Anlagen abwehren oder verhindern.
Telekom: Neue Kunden, Brot und Spiele
Die neue Strategie bringt neue Kunden und bindet alte. Eine Auswahl aus 2013: EADS (Desktop-Services im Airbus und im Eurocopter), PEMA (Telematiklösungen für Nutzfahrzeuge), Schweizerischen Bundesbahnen (Infrastrukturvertragsverlängerung bis 2018), Aldi Nord, europäische Behörden (Vernetzung), Land Rheinland-Pfalz (Cloud-Dienstleistungen), RWE (Workplace-Management), Phonak (IT-Services).
2014 folgen die WICOR-Gruppe (SAP-Umgebung), der Brauereikonzern SAB-Miller, Daimler, die Bundesagentur für Arbeit, der Versicherer Ergo und Thyssen-Krupp (Cloud-Transformation). Die Tochterfirma Satellic baut in Belgien ein satellitengestütztes Mautsystem.
2015 gewinnt die Telekom die Knappschaft Bahn-See und das Gemeinschaftskrankenhaus Bonn (Digitalisierung) als Kunden. Hinzu kommen Hamburger Hafen (Logistiklösung), Arbeiterwohlfahrt (Vernetzung Kindergärten und Seniorenheime), bio.logis (Cloud-Sicherung genetischer Informationen), Coca-Cola Europa (RZ-Outsourcing an Telekom-Tochter OTE), Kone und Jet Aviation (SAP-Infrastruktur in T-Systems-Cloud).
Für die Microsoft-Cloud wird die Telekom Daten-Treuhänder, ein Thema das in den Medien angesichts der Debatte um Cloud Security hohe Wellen schlägt (siehe auch: Microsoft baut eine deutsche Cloud-Infrastruktur). Hintergrund: Microsoft will ab der zweiten Hälfte 2016 seine Cloud-Dienste auch aus deutschen Rechenzentren anbieten. Strategischer Partner wird dafür Telekom mit ihrer Tochter T-Systems sein. Sie soll dabei sowohl als Betreiber der Rechenzentren wie auch als Datentreuhänder agieren, um den Kunden den Cloud-Betrieb gemäß deutschen Datenschutzregeln zu garantieren.
Ein gutes Bild will die Telekom mit Sponsoring-Aktivitäten hinterlassen. Der Konzern fördert etwa moderne und klassische Musik (Depeche Mode, Coldplay, Beethoven-Pianistenwettbewerb), verschiedene sportliche Aktivitäten wie die Fußball-Bundesliga, die Deutsche Sporthilfe oder Rollstuhl-Basketball, im Sozialbereich die Kampagne "Ein Herz für Kinder" und auch der rheinische Karneval geht nicht leer aus.
Der Lohn: Finanzieller Aufwind
2014 steigt der Umsatz des Telekom-Konzerns auf 62,7 Milliarden Euro oder um 4,2 Prozent. der Konzernüberschuss wächst um 12,4 Prozent. Das ehemalige Sorgenkind T-Mobile US kann seinen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen um 27,5 Prozent steigern. Die Zahlen im Jahr 2015 sind vielversprechend. Mitte Februar erreicht die Telekom den höchsten Markenwert ihrer Geschichte mit 31,1 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz wächst im zweiten Quartal organisch um 5,7 Prozent, der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 6,7 Prozent, der Konzernüberschuss legt um 70 Prozent zu. T-Mobile kann sein EBITDA um 22,8 Prozent steigern. Im dritten Quartal kommen weitere 9,3 Prozent Umsatz dazu, das EBITDA wächst um 12,9 Prozent und der Konzernüberschuss steigt um weitere 30 Prozent auf 800 Millionen Euro.
Damit scheint die Telekom nach Jahren des Schlingerns endlich auf die Erfolgsspur zu kommen. Das sieht man auch am Aktienkurs: Er stieg von etwa acht Euro Ende 2012 auf über 16 Euro im Dezember 2015. u Von den Höchstständen um die 100 Euro, die im Jahr 2000 erreicht wurden, ist das allerdings nach wie vor meilenweit entfernt.