Hamburger IT-Strategietage


Hamburger IT-Strategietage 2020

Die Plattform-Strategie von ZF Friedrichshafen CIO Sturm



Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.
Jürgen Sturm, CIO von ZF Friedrichshafen, hat den Zuhörern erstens verdeutlicht, welch überragende Rolle Daten und der Umgang damit für die Mobilität der Zukunft spielen. Und das zweitens dabei kein Player allein erfolgreich agieren kann, sondern nur gemeinsam mit anderen über Plattformen.
Jürgen Sturm, CIO bei ZF Friedrichshafen, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020. Den Wandel in der Automobilbranche begegnet er mit Plattformen.
Jürgen Sturm, CIO bei ZF Friedrichshafen, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020. Den Wandel in der Automobilbranche begegnet er mit Plattformen.
Foto: Foto Vogt

Spätestens am Ende dieser Keynote wussten alle, dass sich in Zukunft bei ZF FriedrichshafenZF Friedrichshafen sehr vieles um Elektromobilität drehen wird. Was insofern interessant ist, als das Kürzel ZF einmal für Zahnradfabrik stand und ZF in seinem Ursprung ein Getriebehersteller ist. Aktuelle ElektroautosElektroautos brauchen aber gar kein Getriebe. Also ist die Frage naheliegend, welche Rolle ZF in der schönen neuen, allseits beschworenen Welt der neuen Mobilität spielen wird. Top-500-Firmenprofil für ZF Friedrichshafen Top-Firmen der Branche Automobil

ZF CIO Jürgen SturmJürgen Sturm hat den größten Teil seines Vortrags darauf verwendet, diese Frage zu beantworten. Er ist davon überzeugt, dass sich "die Autoindustrie und Mobility insgesamt in den kommenden Jahren mehr verändern werden als je zuvor." Profil von Jürgen Sturm im CIO-Netzwerk

Es geht um Automated Driving

Und diese Veränderungen betreffen bei weitem nicht nur die Antriebe, sondern auch Fahrwerke, Bremsen, Sicherheitssysteme und vieles mehr. ZF verfügt für alle diese Themen über ein breites technisches Portfolio. Und dieses Portfolio widmet sich - etwas vereinfacht gesagt - langfristig dem Thema Automated Driving.

Konkret geht es dabei um das Internet of ThingsInternet of Things. Was das in der Praxis bedeutet, zeigte Jürgen Sturm in einem kleinen Film: Auf einer Teststrecke rast ein Sattelschlepper auf ein Stauende zu. Kurz bevor es zum Crash kommt, weicht der LKW automatisiert und sicher aus, kommt neben den PKW zum Stehen. Zum Einsatz kommen dabei intelligente mechatronische Produkte, die unabhängig vom Menschen sehen, erkennen und handeln können. Alles zu Internet of Things auf CIO.de

Und solche Lösungen sind ein wichtiger Baustein aller zukünftigen Mobilität, daran lässt der CIO keinen Zweifel. Um für diese Zukunft gerüstet zu sein, ist ZF längst auch zum Computerhersteller geworden, produziert jene Rechner, die für Manöver wie das oben beschriebene unerlässlich sind, selbst.

Alle Systeme produzieren Daten

Diese Computer müssen allein schon deshalb leistungsfähig sein, weil moderne Fahrzeuge Unmengen von Daten produzieren und verarbeiten, im Extremfall bis zu neun Terrabyte pro Stunde.

"Autos fluten heute unsere Testzentren mit Daten", so beschreibt Jürgen Sturm die Situation. Und die Datenmengen werden weiter zügig ansteigen, weil immer mehr Fahrzeuge nicht nur mit Kameras, sondern auch Radarsystemen und Lasern ausgestattet sind.

Alle diese Systeme produzieren Daten. Die Rechner müssen für ganz unterschiedliche Situationen - Regen, Schnee, etc. - validieren und anschließend die richtige Reaktion auslösen. Die Software steuert also die Hardware des Autos.

Die Plattform ist die einzig sinnvolle Lösung

Die bei solchen Prozessen anfallenden Datenmengen brächten NetzwerkeNetzwerke und Plattformen zum Teil an ihre Grenzen, so Jürgen Sturm. "Wir können zum Beispiel nicht einfach alles in die Cloud verlagern, weil wir dann in manchen Szenarien nicht schnell genug reagieren könnten." Alles zu Netzwerke auf CIO.de

Trotz dieser Noch-Einschränkung liegt mittelfristig auch für ZF die Datenzukunft in den Wolken, genauer gesagt in einer Hybrid-Cloud-LösungHybrid-Cloud-Lösung namens ZF Hybrid Multi Cloud Architecture. Wichtigste Partner dabei sind AWS und MicrosoftMicrosoft. Und wer InnovationInnovation, Skalierbarkeit und Speed zugleich will und braucht, für den gibt es nach Ansicht von Jürgen Sturm ohnehin nur eine Lösung: Plattformen. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Innovation auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

In diesem Sinne hat ZF "Car eWallet" als Transaktionsplattform für autonome Fahrzeuge geschaffen, über die Laden, Parken, Service und vieles mehr abgewickelt wird. Alles Dinge, um die sich beim herkömmlichen Auto der Mensch kümmert. Gartner hat diese Plattform in die Liste der global Top 10 Automotive-Initiativen aufgenommen.

Herausforderung durch heterogene Daten

Darüber hinaus ist ZF mittlerweile als dritter "Founding Member" - neben BMWBMW und Microsoft - der Open Manufacturing Platform beigetreten. Das bedeutet allerdings nicht, dass es für das Unternehmen von Friedrichshafen am Bodensee in puncto Integration nicht noch einiges zu tun gäbe. Herausfordernd sind vor allen die vielen heterogenen Daten, die die mehr als 200 ZF-Fabriken hervorbringen. Top-500-Firmenprofil für BMW

Es geht für ZF, das machte Jürgen Sturm am Ende sehr deutlich, um viel mehr als nur einen technologischen Wandel. Und es geht, wie aus dem Vortrag deutlich wurde, für das Unternehmen längst auch um mehr als nur um Getriebe. Insofern ist auch der Trend zur E-Mobilität keine echte Bedrohung für das Unternehmen. Und vermutlich hilft es ja auch, wenn man sich wie Jürgen Sturm "noch nicht sicher ist, welche Antriebsart sich am Ende wirklich durchsetzen wird."

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