Vom Apple I über die Apple Watch hin zum iPhone SE
Die turbulente Apple-Story
Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
2015 - 2016: Apple Watch, iPad Pro, FBiOS & iPhone 7
Mit den Worten "One more thing" kündigte Apple CEO die erste Smartwatch aus Cupertino an - seit Ende April 2015 ist die smarte Uhr zu haben. Das Preisgefüge ist relativ breit gestreut: 399 Euro kostet das Einstiegsmodell, 18.000 Euro die vergoldete Top-Variante. Auch aufgrund mangelnder Konkurrenz ist die Apple Watch in ihrem Segment unangefochtener Marktführer.
Im September 2015 stellt Apple schließlich eine ganze Reihe neuer Geräte vor. Darunter die aktuelle iPhone-Generation 6S und 6S Plus, die vierte Generation der Set-Top-Box Apple TV und - das iPad Pro. Letzteres soll den Markt der 2-in-1-Devices aufmischen und das iPad dank andockbarer Tastatur und Stylus auch für Produktivitätsaufgaben fit machen. Allerdings läuft das iPad Pro weiterhin auf dem mobilen Betriebssystem iOS. Letzteres steht seit März 2016 in der Version 9.3 zur Verfügung. Im Februar 2016 zeigt Apple schließlich das iPhone SE - eine günstigere Business-Variante des Smartphone-Bestsellers - sowie eine kleinere Variante des iPad Pro.
- Mobilegeeks - Sascha Pallenberg
"Das iPhone SE hat eine Body/Screen-Ratio, die die Kiste wie ein Relikt aus einem Land vor unserer Zeit aussehen laesst. Jut, am Design habt ihr ein paar Taster mit der Nagelfeile angepasst, aber ansonsten sieht das SE wie ein 5s aus und das ist einfach nicht mehr zeitgemaess. Oder ist Retro „the next big thing“? Aber weiter im Text, denn auch das iPad Pro gibt es nun in einer kleineren Version. …Miniaturisierung als innovativer Offenbarungseid, den man einfach nicht mehr wegdiskutieren kann." - Spiegel Online - Matthias Kremp
"Auch wenn es auf den ersten Blick widersinnig erscheint - schließlich sind großformatige Smartphones "in" -, ist die Einführung des iPhone SE ein kluger Schachzug. Apple bedient damit all jene Kunden, denen die 4,7 Zoll der iPhones 6 und 6s zu groß sind. Ganz zu schweigen von den 5,5 Zoll der Plus-Modelle. Diese Kunden, und auch jene, die noch an ihrem iPhone 4 oder 4s hängen, könnte der Konzern mit dem SE wieder zum Geldausgeben bewegen." - Golem - Ingo Pakalski
"Noch Ende Januar 2016 hatte Apple-Chef Tim Cook eingestanden, dass noch immer 60 Prozent der Apple-Kunden ältere iPhones aus der Zeit vor den größeren 6er-Modellen verwenden würden. Es bleibt bedauerlich, dass Apple diesen Stammkunden mit dem iPhone SE nicht genau das gibt, was sie haben wollen: ein iPhone 6S mit aller Technik und einem kleineren Display." - The Verge - Vlad Savov
"The iPhone SE has significance that stretches far beyond its modest dimensions. This phone will lead Apple's charge into the fastest-growing markets of India and China, realign the company's strategy for how it sells its flagship product, and also create a unique new proposition that Android has no direct answer to." - BGR - Zach Epstein
"Apple fans get so excited for new iPhone launches that they lose sleep as release dates approach. They spend every free moment they possibly can thinking about the new iPhone they’re going to buy, and some extreme fans even line up for hours or even days to buy one. None of that will ring true for Apple’s brand new iPhone SE, but that’s perfectly alright and the reasoning is simple. This is a different kind of iPhone for a different kind of customer. Most importantly perhaps, it brings Apple Pay to those users." - Fortune
Smaller and cheaper is rarely better. "Apple’s new iPhone SE has first-rate features and a relatively low price tag, but its prospects in key markets like China and India may be limited by its diminutive size." - CNET - Roger Cheng & Shara Tibken
"The iPhone SE marks a reversal in the prevailing trend among handset makers who have been supersizing their phones each year. Apple's latest phone is designed to woo those who haven't embraced the larger, 4.7-inch iPhone 6S or who don't have the financial means to buy the most expensive models, which start at $650." - Macworld -
"The launch of the 4-inch iPhone SE not only marks Apple going back to smaller phones, but also indicates a shift in the company’s design philosophy: actually incorporating customer feedback."
Apple-CEO Tim Cook, der seinen Posten kurz vor dem Tod von Steve Jobs im Oktober 2011 übernimmt, setzt in seiner Ära bislang völlig andere Akzente als das verstorbene Apple-Mastermind. Die Impulse zur Produktentwicklung kommen nicht mehr unbedingt vom Chef selbst, sondern von wichtigen Managern wie Star-Designer Jony Ive. Cook kümmert sich stattdessen systematisch um den politischen Rahmen - angefangen bei verbesserungswürdigen Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken der Apple-Partner, über Themen wie Umweltschutz bis hin zur Debatte um Privatsphäre. Diese gewinnt Anfang des Jahres 2016 noch einmal deutlich an Schärfe, denn kurz vor dem 40. Geburtstag des Unternehmens muss Cook einen juristischen Kampf mit der US-Regierung ausfechten. Die will den Konzern zum Aushebeln des Passwort-Schutzes beim iPhone 5C eines getöteten, mutmaßlichen Terroristen zwingen. Nach öffentlicher Diskussion und prominenter Unterstützung für Cook und den Apple-Konzern - unter anderem durch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg - kommen Beamte des FBI schließlich ohne die Hilfe von Apple an die Daten.
An der Börse läuft es ebenfalls nicht besonders gut für Apple: Nach einem bescheidenen Börsenjahr 2015 verliert Apple im Februar 2016 für einen Tag die Position des weltweit wertvollsten, börsennotierten Unternehmens an die Google-Muttergesellschaft Alphabet - obwohl Apple in einem Quartal mehr Gewinn macht, als der gesamte Google-Konzern in einem Jahr. Ob und wie lange sich Apple an der Spitze der Tech-Branche behaupten kann, wird vor allem vom Absatzerfolg des iPhones abhängen. Außerdem muss Apple eine Antwort auf die Frage liefern, ob es knapp zehn Jahre nach der Einführung des iPhones noch einmal gelingen kann, einen bestehenden Markt mit neuartigen Produkten umzukrempeln - zum Beispiel mit dem seit Jahren diskutierten Apple Car. Auch über die kommende iPhone-Generation wird vielerorts bereits fleißig diskutiert und gemutmaßt.
Ganz nach alter Tradition stellte Apple auch im September 2016 ein neues iPhone vor. iPhone 7 und 7 Plus unterscheiden sich optisch zwar kaum von ihren Vorgängern, allerdings ist die Kopfhörerbuchse Geschichte. Und moderate Wasserverträglichkeit wird auch endlich Wirklichkeit am Apple Smartphone. Dennoch fallen die Reaktionen auf die heiß erwartete Keynote eher verhalten aus. Denn mit wirklichen Innovationen kann der Tech-Riese beim iPhone 7 nicht aufwarten. Auch die Ankündigung der Apple Watch Series 2 ruft keine Begeisterungsstürme hervor. Das Ausbleiben eines Booms und die Geschäftszahlen für das Jahr 2015 sorgen Ende Oktober 2016 dafür, dass die Apple-Aktie Kursverluste hinnehmen muss. Schon im darauffolgenden Weihnachtsgeschäft konnte der Konzern zwar neue Rekordzahlen vermelden, allerdings scheint sich das iPhone 7 nicht besser zu verkaufen als sein Vorgänger.
Im November 2016 zeigt Apple ein komplett neues Macbook Pro mit einer kontextsensitiven Multitouch-Leiste. Doch das ist nicht die einzige Neuerung am aktuellen Macbook: Magsafe ist Geschichte, ab sofort gibt es nur noch Thunderbolt-Anschlüsse zum Laden des Geräts. Das neue Macbook bringt darüber hinaus schnellere Prozessoren und SSDs mit und ist entweder mit 13-Zoll- oder 15-Zoll-Screen erhältlich. Ein Touch-Display bleibt am Macbook jedoch weiterhin kein Thema - auch wenn zuvor Gerüchte um ein solches Feature aufkommen. Ein Update hat das Macbook zu diesem Zeitpunkt in jedem Fall dringend nötig: Im dritten Quartal 2016 fallen die Mac-Verkäufe nach Apples Bilanz um 17 Prozent.
2017: iPad
Ende März 2017 stellte Apple schließlich ein neues iPad vor, das das iPad Air 2 ersetzt. Das Tablet gibt es ausschließlich mit 32 GB oder 128 GB Speicher, jeweils entweder mit Wifi- oder Mobilfunk-Support. Darüber hinaus bietet Apple auch ein Topmodell mit Nano-Sim-Slot an. Das aktuelle iPad ist nur unwesentlich dicker und schwerer als das iPad Pro - das Gewicht liegt mit 469 Gramm etwas über dem des iPad Air 2. Neue iPad-Pro-Modelle sollen noch in diesem Jahr folgen. Und wie jedes Jahr brodelt die Gerüchteküche schon kräftig, wenn es um das kommende iPhone 8 geht. (fm/jm/cv/dpa)