Mergers and Acquisitions
Die wichtigsten ITK-Übernahmen 2020
Epicor wird zum Wanderpokal
Der Cloud-ERP-Anbieter Epicor Software wird zum Wanderpokal unter Investment-Gesellschaften. Das Unternehmen war 2016 für geschätzte 3,3 Milliarden Dollar von KKR übernommen und durch die Zukäufe docSTAR, MechanicNet und 1 EDI Source aufgehübscht worden. Jetzt wurde das Unternehmen - nach einjähriger Suche nach einem Käufer - an Clayton, Dubilier & Rice (CD&R) durchgereicht.
Epicor ist auf einige Branchen spezialisiert, darunter Fertigungsunternehmen, Dienstleister und Distributoren. CD&R hat mit dieser Investition den Einstieg in den Technologiesektor gewagt und will nun Epicors Produktangebot durch weitere Akquisitionen ausbauen. KKR bleibt auch ohne Epicor in der Softwarebranche engagiert. Die Investoren hatten 2018 BMC Software für ungefähr 8,5 Milliarden Dollar erworben.
Equinix investiert in Bare Metal Automation
Rund 330 Millionen Dollar lässt sich der Anbieter von Rechenzentrums- und Interconnection-Dienstleistungen Equinix die Übernahme von Packet Host kosten, einen Spezialisten für Bare Metal Automation. Equinix verfolgt damit den Plan, Kunden dabei zu helfen, Multi-Cloud-Infrastruktur bereitzustellen, ohne den mit Virtualisierung und Multi-Tenancy verbundenen Aufwand und Overhead erleiden zu müssen.
Ericsson macht sich fit für 5G-Campusnetze
Das Thema 5G-Mobilfunk beschäftigte 2020 TK-Konzerne, Netzausrüster und große Teile der IT-Industrie gleichermaßen - das wird sich auch 2021 nicht ändern. Der schwedische Netzausrüster Ericsson hat sich die Übernahme von Cradlepoint eine Milliarde Dollar kosten lassen und damit eine US-Company erworben, die Wireless-Edge-Systeme an Unternehmenskunden verkauft. Interessant daran ist die Perspektivänderung für die Skandinavier: Ericsson adressiert künftig nicht mehr nur TK-Carrier, sondern auch Anwenderunternehmen. Hintergrund ist, dass sich immer mehr Betriebe auf ihrem Firmengelände private 5G-Campus-Netze einrichten.
F5 legt eine Milliarde Dollar für Shape Security auf den Tisch
F5 Networks lässt sich den Schutz seines Application-Delivery-Network-Geschäfts einiges kosten: Das Unternehmen nahm Anfang des Jahres eine Milliarde Dollar in die Hand, um Shape Security zu erwerben. Das Unternehmen analysiert den Datenfluss rund um mobile Apps und Web-Anwendungen, um Anzeichen für mögliche Kompromittierungen zu entdecken.
Google Cloud sichert sich AppSheet
AppSheet aus Seattle kennt sich aus mit No-Code-Softwareentwicklung: Die Vision ist es, dass Business-User einfache Geschäftsanwendungen ohne Coding schreiben können. Google Cloud hat sich das 2014 gegründete Unternehmen für einen nicht genannten Betrag gesichert, um seinen Cloud-Kunden das Schreiben simpler Anwendungen zu erleichtern und dem Trend in Richtung Low Code und No Code Rechnung zu tragen.
HPE will mehr vom SD-WAN-Markt
925 Millionen Dollar in bar lässt sich HPE Silver Peak kosten, einen US-Anbieter von SD-WAN-Technologie. Mit diesem Schritt will der Großkonzern seine Tochtergesellschaft Aruba stärken, die im wachsenden SD-WAN-Markt ohnehin schon eine Führungsrolle innehat. Die Investition soll die Konzernstrategie "Edge to Cloud" befeuern, die CEO Antonio Neri vor einigen Monaten ausgerufen hatte.
Infor schließt sich einem Industriekonglomerat an
Zu 70 Prozent gehörte ERP-Anbieter Infor bereits dem Industriekonzern Koch Industries, der diverse Großbeteiligungen in den Märkten für Mineralien und Rohstoffe, Manufacturing und Chemie hält. Im Februar 2020 kaufte Koch dem Investment-Unternehmen Golden Gate Capital auch die ausstehenden 30 Prozent der Anteile ab.
Infor gehört mit seinen rund 17.000 Mitarbeitern und 68.000 Kunden in mehr als 100 Ländern immer noch zu den Top five der weltweiten ERP-Branche. Das Unternehmen soll unabhängig wirtschaften, auch am Management um CEO Kevin Samuelson wird nichts geändert. Durch die engen Bande mit Koch Industries und seinen Beteiligungen könnte Infor aber künftig mit industriespezifischen Cloud-Lösungen erfolgreich sein. Ein Börsengang von Infor ist immer mal wieder im Gespräch.
Intel geht in Israel shoppen
Für 900 Millionen Dollar kauft der Prozessorgigant Moovit zu, einen Spezialisten für das Management von Fahrzeug- und Verkehrsdaten. Das Startup wird in Intels Mobileye-Unternehmenseinheit integriert. Den Anbieter von Fahrerassistenzsystemen hatte Intel 2017 für 15,3 Milliarden Dollar erworben. Moovit stellt über eine App Echtzeit-Verkehrsdaten für Dritte zur Verfügung. Intel war schon vor dieser Übernahme als strategischer Investor am Startup beteiligt.
Ivanti schlägt gleich zweimal zu
Mit dem Kauf von Mobile Iron für rund 872 Millionen Dollar baut Ivanti, Spezialist für IT Service Management und Enterprise Service Management, seinen ebenfalls seit Jahren etablierten Bereich Enterprise Mobility Management weiter aus. Durch die zweite Übernahme, Pulse Secure, stärkt Ivanti außerdem sein Angebot im Markt für Zero Trust Security. Möglich wurden die Zukäufe durch das Engagement der Ivanti-Investoren Clearlake und TA Associates. Auch nach dem Abschluss der Transaktionen wird das Unternehmen vom derzeitigen CEO Jim Schaper geleitet, der Anfang 2020 vom ERP-Anbieter Infor gekommen war.
Die "Entgrenzung der Arbeit" findet statt, aber nur im kleinen Rahmen. Die meisten Menschen arbeiten so wie immer.
Viele skeptische Führungskräfte haben ihre Meinung im Laufe der Krise revidiert. Allerdings müssen sie noch an ihrem Führungsverhalten arbeiten.
Die Betreuungssituation daheim hat einige Mitarbeiter stark beansprucht.
Lehren aus Corona: Das Misstrauen gegenüber dem Homeoffice ist gesunken. Außerdem wollen Unternehmen ihre Dienstreisen reduzieren.
Laptops, VPN-Zugänge, Videokommunikation – die in der Corona-Krise unentbehrlich gewordene technische Ausstattung war meistens schon vorhanden.
Matrix42 expandiert in die USA
Der 2006 gegründete US-Spezialist für Asset Management und Netzwerkanalyse Firescope ist schon seit 2018 ein Partner von Matrix42. In diesem Jahr haben die Deutschen mit dessen Übernahme ihre Position im US-Markt verstärkt. Laut Oliver Bendig, CEO von Matrix42, erwarten Kunden Transparenz über Geräte, Apps, Daten und Infrastrukturen sowie deren Abhängigkeiten zueinander, um digitale Arbeitsumgebungen vernünftig zu managen. Hier sei Firescope mit seinen Fähigkeiten, Datenströme zwischen Endgeräten und (Cloud-)Anwendungen zu analysieren und inventarisieren, der ideale Partner.
Microsoft schlägt mehrfach zu
Das weltgrößte Softwarehaus hat sich 2020 verschiedentlich verstärkt. Affirmed Networks, ein Spezialist für virtualisierte Cloud-basierte TK-Netzwerke, soll Microsoft helfen, 5G-Services bereitzustellen. Affirmed Networks zählt einige der weltweit größten TK- und Mobilfunk-Anbietern zu seinen Kunden. Mit Metaswitch Networks aus England erwarb Microsoft noch ein zweites 5G-Unternehmen. Es bietet hochleistungsfähige Kommunikationssoftware aus der Cloud an und soll die Azure-Plattform für die TK-Industrie interessanter machen.
Ebenso stieß der israelische IoT-Sicherheitsspezialist CyberX zu den Redmondern. Produkte und Mitarbeiter sollen in die Azure-Unit eingegliedert werden, wo auch der Azure IoT Stack, das Azure Security Center für IoT und die Cloud-Native-SIEM-Lösung Azure Sentinel bereitstehen. Mit der britischen Softomotive kaufte Microsoft schließlich auch einen Anbieter von Robotic Process Automation (RPA). Dabei hatte der Softwaregigant vor allem das Desktop-Automatisierungstool "WinAutomation" im Auge, das in die Plattform "Power Automate" integriert wird. "Jeder kann künftig einen Software-Bot bauen und Windows-Tasks automatisieren", beschrieb Microsoft-Manager Charles Lamana die Vision. Zusammen werde man RPA-Connectivity für viele Apps und Services sicherstellen - auch für SAP- und traditionelle Green-Screen-Terminal-Anwendungen.