Mergers and Acquisitions
Die wichtigsten ITK-Übernahmen 2020
Tibco Software schluckt Information Builders
Um seine Plattform "Connected Intelligence" auszubauen und sich besser im Bereich Datenmanagement und Data Analytics aufzustellen, hat Tibco Software ein Traditionsunternehmen aus der Softwareszene gekauft, Information Builders (ibi) nämlich. Der Kaufpreis wurde nicht genannt, die Spekulationen kreisen um eine Milliarde Dollar. Ibi gilt als Spezialist für Datenqualität und -aufbereitung. Zusammen wollen die Unternehmen ihren Kunden helfen, Realtime-Daten besser zu nutzen und Prozesse datenbasiert zu automatisieren.
TikTok wird zum Politikum
Manch einer wird sich die Augen gerieben haben, als im September Unternehmen wie Oracle und Walmart jeweils Angebote für einen 20-Prozent-Anteil an der mobilen Videoplattform TikTok Global abgaben. Offenbar hat die Trump-Regierung im Hintergrund die Fäden gezogen, um zu verhindern, dass die chinesische TikTok-Mutter ByteDance zu viel Kontrolle über die Smartphones von Millionen US-Bürgern bekommt. Noch ist der Deal nicht unter Dach und Fach, doch es zeichnet sich ab, dass Oracle die US-Geschäfte von TikTok zumindest in seiner Cloud hosten wird. Mit Zoom als Hosting-Kunden gelang Oracle 2020 ein zweiter bedeutender Cloud-Deal.
Twilio investiert in Analytics
Schon seit einigen Jahren fährt Twilio, Anbieter der "Twilio Customer Engagement Platform", einer Entwicklungsplattform für Kommunikation, auf der Überholspur. Das Unternehmen bietet ein API-Set für Entwickler an, mit dem diese für ihre Unternehmen die Kundenkommunikation über verschiedenste Kanäle, darunter SMS, WhatsApp, Voice, E-Mail, Video und sogar IoT, optimieren können. Twilio hat im November die Kundendaten-Plattform Segment für 3,2 Milliarden Dollar in Aktien gekauft, um auf der Analytics-Seite besser zu werden. Twilio-Kunden sollen nach Angaben des Unternehmens nicht mehr nur ihre Kommunikationskanäle kontrollieren, sondern auch mehr über Kundenbedürfnisse herausfinden können.
Veeam lädt Heuschrecken ein
Veeam, ein Spezialist für Backup und Recovery sowie Virtualisierungs-Management, geht für rund fünf Milliarden Dollar in den Besitz des Investment-Funds Insight Partners über. Veeam mit Hauptsitz in der Schweiz war von den Russen Andrei Baronov und Ratmir Timashev gegründet worden. Unter dem Dach von Insight wird das Headquarter nun in die USA verlegt, neuer CEO wird Bill Largent, der in dieser Rolle Baranov ablöst. Veeam will künftig mehr in seine Hybrid-Cloud-Strategie und in internationales Wachstum investieren. Durch die Amerikanisierung könnten sich neue Geschäftschancen im Public Sector der Vereinigten Staaten auftun.
Ebenfalls 2020 kündigte Veeam an, für 150 Millionen Dollar Kasten zu übernehmen, einen Anbieter von Backup- und Recovery-Diensten, die auf der Container-Orchestrierungsplattform Kubernetes basieren. Die "K10 Data Management Platform" von Kasten soll Teil des Veeam-Angebots für Backup and Replication werden, aber auch weiterhin separat angeboten werden. Kasten werde als eigenständige "Kubernetes Business Unit" bestehen bleiben, hieß es. Die quelloffenen Kasten-Produkte "Kanister" und "Kopia" für das Management von Kubernetes-Daten und -Containern werden weitergeführt.
Verizon kauft Bluejeans
In der Coronakrise sind Videokonferenzen zur Normalität geworden. Werkzeuge wie Zoom, Microsoft Teams, Cisco Webex, Teamviewer oder GoToMeeting sind bekannt, doch hier und da dürften bei unseren Lesern auch Einladungen zu einer BlueJeans-Konferenz hereingetrudelt sein. Dieses Unternehmen hat der US-Carrier für 500 Millionen Dollar übernommen. Vorgesehen ist die Integration in das "Communications-as-a-Business-Portfolio" von Verizon. Außerdem sollen auf der Basis der 5G-Technologie Konferenzanwendungen für Ärzte, Schulen und Kundendienst-Organisationen entwickelt werden.
Visa und Mastercard brauchen API-Know-how
Warum kauft der Kreditkarten-Gigant Visa für 5,3 Milliarden Dollar das Fintech-Startup Plaid Technologies? Das Jungunternehmen aus San Francisco, an dem Visa schon vorher beteiligt war, soll dem Unternehmen helfen, neue Wege im digitalen Banking zu gehen und im Wachstumsmarkt für Finanzdienstleistungen Fortschritte zu machen. Plaid sitzt an der Schnittstelle zwischen klassischen Banken und unzähligen Fintechs.
Das Unternehmen entwickelt APIs, mit denen Konsumenten ihre Bankkonten mit populären Finance-Apps und -Services verknüpfen können, darunter etwa Acorns, Betterment, Chime, Transferwise und Venmo. Aus ähnlichen Motiven kauft Mastercard ein: 825 Millionen Dollar lässt sich Mastercard das Fintech Finicity aus dem US-Bundesstaat Utah kosten. Bei dem Startup handelt es sich um einen Open-Banking-Spezialisten. Ähnlich wie Visa setzt Mastercard darauf, sich mit der Finicity-API-Plattform an der Schnittstelle zwischen Banken und App-Anbietern festzusetzen.
VMware wählt Octarine für Kubernetes-Sicherheit
Das kalifonische Startup Octarine ist darauf spezialisiert, Anwendungen abzusichern, die auf der Container-Orchestrierungsplattform Kubernetes laufen. VMware hat sich dieses Know-how für einen nicht genannten Preis gesichert und das Team sowie die Technologie in die Unternehmenseinheit Carbon Black integriert, die für Cybersicherheit verantwortlich ist.
WatchGuard nimmt Panda in seine Obhut
Der amerikanische IT-Sicherheitsanbieter WatchGuard kauft den spanischen Konzern Panda Security, um sich im Bereich Endgeräteschutz zu verstärken, in dem Panda seit nunmehr 30 Jahren tätig ist. Der IT-Sicherheitsmarkt hat in den vergangenen Jahren einige solcher Übernahmen gesehen: So gehört Symantec inzwischen zu Broadcom und AVG wurde von Avast geschluckt.
Zoom muss sicherer werden
In der COVID-19-Krise hat Videokonferenz-Anbieter Zoom einen beispiellosen Boom erlebt, ist aber auch wegen Sicherheitsmängeln in die Kritik geraten. Mit einem 90-Tage-Plan und der Übernahme von Keybase hat das Unternehmen reagiert. Der Zukauf ist auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung spezialisiert. Die Gründer Chris Coyne und Max Krohn bilden nun das Spitzenduo des Security Engineering Teams von Zoom.
Zscaler schnappt sich Edgewise Networks
Edgewise Networks bietet Lösungen, mit denen sich die Identität von Anwendungssoftware, Services und Prozessen in einer Zero-Trust-Umgebung identifizieren lassen. So können Kunden die Angriffsflächen verringern und die Kompromittierung von Anwendungen unterbinden. Für den derzeit rasant wachsenden Cloud-Sicherheitsspezialisten Zscaler war die Technologie innovativ genug, um sich den Spezialisten für die sichere Kommunikation von Anwendung zu Anwendung zu schnappen.