Gartner’s Top 10

Die wichtigsten Technologietrends für 2025

Michael Cooney ist Senior Editor bei der amerikanischen Schwesterpublikation Network World.
Agentic AI, Post-Quantum-Kryptografie, KI-Governance und Hybrid-Computing gehören laut Gartner zu den dringlichsten und potenziell disruptivsten Trends, mit denen Unternehmen ab 2025 konfrontiert sind.
Laut Gartner könnten multifunktionale Roboter bis 2030 zum Alltag gehören.
Laut Gartner könnten multifunktionale Roboter bis 2030 zum Alltag gehören.
Foto: Thantaree - shutterstock.com

Auf dem IT-Symposium/XPO in Orlando, Florida, gab Gartner einen Ausblick auf die angesagtesten Technologien, auf die Unternehmenskunden in den kommenden Jahren achten sollten. Ein Überblick.

1. Agentenbasierte KI

Gartner erwartet eine starke Zunahme von "Agentic AI", also intelligenten Softwareeinheiten, die KI-Techniken nutzen, um Aufgaben zu erledigen und Ziele zu erreichen, wie Gene Alvarez, Distinguished Vice President und Analyst bei Gartner, darlegte.

Das Analystenhaus prognostiziert, dass bis 2028 mindestens 15 Prozent der täglichen Arbeitsentscheidungen autonom von agentenbasierter KI getroffen werden - verglichen mit null Prozent im Jahr 2024. So werde agentenbasierte KI in KI-Assistenten integriert und in Software, SaaS-Plattformen, IoT-Geräte und Robotik eingebettet sein. Bereits jetzt, so Gartner, würden sich viele Start-ups als Plattformen zur Erstellung von KI-Agenten positionieren und Hyperscaler fügten Agentic AI zu ihren KI-AssistentenKI-Assistenten hinzu. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Agentenbasierte KI verspreche eine virtuelle Belegschaft, die menschliche Arbeit entlasten und erweitern kann, so Alvarez. Die zielgerichteten Fähigkeiten dieser Technologie werden anpassungsfähigere Softwaresysteme hervorbringen, die eine Vielzahl von Aufgaben erledigen können, erklärte der Analyst. Agentic AI habe damit das Potenzial, den Wunsch von CIOs nach einer Produktivitätssteigerung im gesamten Unternehmen zu erfüllen.

Sein Kollege Tom Coshow, Senior Director of Analytics in Gartners Technology Services Division, bestätigt das Potenzial. "Intelligente KI-Agenten werden die Entscheidungsfindung verändern und das Situationsbewusstsein in Organisationen durch schnellere Datenanalyse und vorausschauende Intelligenz verbessern", schreibt Coshow in einem Gartner-Bericht über intelligente KI-Agenten. "Während du schläfst, könnten KI-Agenten fünf Systeme in deinem Unternehmen untersuchen, weit mehr Daten analysieren als du es jemals tun könntest, und die notwendigen Entscheidungen treffen."

2. KI-Governance-Plattformen

KI-Governance-Plattformen sind Teil des sich entwickelnden TRiSM-Frameworks (Trust, Risk and Security Management) von Gartner, um die rechtliche, ethische und betriebliche Leistung ihrer KI-Systeme zu verwalten, erklärt Alvarez. So seien Organisationen mit diesen Lösungen in der Lage,

  • Richtlinien für den verantwortungsvollen Einsatz von KI zu erstellen, zu verwalten und durchzusetzen,

  • die Funktionsweise von KI-Systemen zu erklären und

  • Transparenz zu schaffen, um Vertrauen und Verantwortlichkeit aufzubauen.

Zu den Vorteilen von KI-Governance-Plattformen gehört die Möglichkeit, KI-bezogenen ethischen Vorfällen vorzubeugen. Laut Gartner werden Organisationen, die umfassende KI-Governance-Plattformen implementieren, bis 2028 40 Prozent weniger ethische Vorfälle im Zusammenhang mit KI erleben als Organisationen ohne solche Systeme.

KI-Governance-Plattformen fördern Responsible AI, indem sie es Organisationen ermöglichen, die rechtliche, ethische und betriebliche Leistung von KI zu verwalten und zu überwachen, heißt es in einem Bericht von Gartner. Dabei komme eine Kombination aus Prozessen und Tools, die Robustheit, Transparenz, Fairness, Rechenschaftspflicht und Risikokonformität überwachen, zum Einsatz.

3. Schutz vor Desinformation

Das dritte TrendthemaTrendthema von Gartner hat ebenfalls mit KI zu tun: Desinformationssicherheit. Laut Gartner handelt es sich dabei um eine aufstrebende Technologiekategorie, die systematisch zwischen vertrauenswürdigen und nicht vertrauenswürdigen Quellen unterscheidet. Sie zielt darauf, methodische Systeme bereitzustellen, um die Integrität zu gewährleisten, die Authentizität zu bewerten, Identitätsbetrug zu verhindern und die Verbreitung schädlicher Informationen zu verfolgen. Alles zu IT-Trends auf CIO.de

"Die breite Verfügbarkeit und der fortgeschrittene Stand von KI und maschinellem Lernen, die für böswillige Zwecke eingesetzt werden, wird voraussichtlich die Zahl der gegen Unternehmen gerichteten Desinformationsvorfälle erhöhen", erklärt Gartner-Analyst Alvarez dazu. "Findet hier keine Kontrolle statt, kann Desinformation jedem Unternehmen erheblichen und dauerhaften Schaden zufügen."

Gartner geht davon aus, dass in den nächsten vier Jahren 50 Prozent der Unternehmen Produkte, Dienstleistungen oder Funktionen einführen werden, die speziell für Anwendungsfälle im Bereich der Desinformationssicherheit entwickelt wurden - verglichen mit weniger als fünf Prozent heute.

4. Post-Quanten-Kryptographie

Gartner prognostiziert, dass bis 2029 die meisten herkömmlichen asymmetrischen Kryptographieverfahren aufgrund von Fortschritten im Quantencomputing nicht mehr sicher genug sein werden. Dies unterstreiche die Bedeutung der Post-Quanten-Kryptographie, die einen DatenschutzDatenschutz bietet, der den Entschlüsselungsrisiken von Quantencomputern standhält. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

Asymmetrische Verschlüsselung ist in fast jeder Software, in Milliarden von Geräten weltweit und in den meisten Kommunikationsprozessen über das Internet enthalten. "Harvest-now, decrypt-later"-Angriffe könnten bereits existieren, schrieb Gartner kürzlich in einem Bericht.

"Um Angriffen sowohl von klassischen als auch von Quantencomputern standhalten zu können, müssen Unternehmen auf Post-Quanten-Kryptografie (PQC) umsteigen", rät Mark Horvath, Vice President und Analyst bei Gartner entsprechend, und fügt hinzu, dass die Umstellung nicht einfach sei: "Sie wird mehr Arbeit erfordern als die Vorbereitung auf das Jahr 2000, und ein Scheitern könnte gefährliche Folgen haben. Zudem haben viele Unternehmen diese Umstellung noch nicht geplant oder budgetiert."

Eine der Herausforderungen bei der Einführung der Post-Quantum-Kryptographie ist die Tatsache, dass es keine einfachen Ersatzoptionen gibt. "Es gibt keine direkten Alternativen zu den derzeitigen kryptographischen Algorithmen. Dies erfordert Forschung, Kategorisierung und Neuimplementierung", erklärt Horvath.

"Um diesen Herausforderungen zu begegnen und den Übergang zu neuen Algorithmen zu erleichtern, sollten zunächst Richtlinien für den Austausch von Algorithmen, die Datenaufbewahrung und Mechanismen für den Austausch oder die Änderung bestehender Kryptographie entwickelt werden", empfiehlt er. Zudem helfe ein auf Richtlinien basierendes Programm dabei, Verwirrung und willkürliche Entscheidungen zu reduzieren und die Handhabbarkeit zu erhöhen.

"Da die Entwicklungen im Quantencomputing in den letzten Jahren vorangeschritten sind, wird erwartet, dass mehrere Arten der weit verbreiteten konventionellen Kryptographie ein Ende finden werden", kommentiert Gartner-Kollege Alvarez die Situation. "Da es ist nicht einfach ist, kryptografische Methoden zu ändern, benötigen Organisationen eine längere Vorlaufzeit benötigen, um sich auf einen robusten Schutz für alles vorzubereiten, was sensibel oder vertraulich ist."

5. Hybride Datenverarbeitung

Auch das Thema Hybrid Computing erscheint auf der Liste von Gartner. Diese Form des Computing - von Gartner als ein System definiert, das Rechen-, Speicher- und Netzwerkmechanismen kombiniert, um komplexe Rechenprobleme zu lösen - hilft Technologien wie der künstlichen Intelligenz, über die derzeitigen technologischen Grenzen hinauszugehen. "Neue Rechenparadigmen wie CPUs, GPUs, Edge Computing, anwendungsspezifische integrierte Schaltkreise, neuromorphe Systeme und Quantensysteme tauchen auf", so Alvarez. Hybrid Computing werde eingesetzt, um hocheffiziente, transformative Innovationsumgebungen zu schaffen, die leistungsfähiger seien als herkömmliche Umgebungen.

6. Energieeffiziente Datenverarbeitung

Energieeffizientes Computing wird laut Gartner auch in Zukunft ein heißes Thema bleiben. IT wirkt sich in vielerlei Hinsicht auf die Nachhaltigkeit aus, und 2024 wird der CO2-Fußabdruck für die meisten IT-Organisationen das wichtigste Kriterium sein, erklärt Alvarez. Dabei leisten wahrscheinlich rechenintensive Anwendungen wie KI-Training, Simulation, Optimierung und Medienwiedergabe den größten Beitrag zum CO2-Fußabdruck von Organisationen, da sie die meiste Energie verbrauchen.

Zu den heute gängigen Techniken des Green Computing gehören der Einsatz von Anwendungsarchitekturen, Codes und Algorithmen, die weniger Energie für den Betrieb benötigen, die Einführung neuer, effizienterer Hardware und die Nutzung umweltfreundlicherer Energiequellen. Laut Gartner werden aber in Zukunft fortschrittlichere Technologien zur Verfügung stehen, einschließlich neuer Computerplattformen, die sich heute noch in der Forschungsphase befinden.

So erwarten die Analysten, dass ab Ende der 2020er Jahre mehrere neue Computertechnologien wie optische, neuromorphe und neuartige Beschleuniger für spezielle Aufgaben wie KI und Optimierung auf den Markt kommen, die laut Alvarez deutlich weniger Energie verbrauchen werden.

7. Unsichtbare Umgebungsintelligenz

Unsichtbare Umgebungsintelligenz bezieht sich laut Gartner auf den weit verbreiteten Einsatz kleiner, kostengünstiger Tags und Sensoren, um den Standort und den Status verschiedener Objekte und Umgebungen zu verfolgen.

Den Analysten zufolge wird es bis 2027 frühe Beispiele für unsichtbare Umgebungsintelligenz geben, die sich auf die Lösung unmittelbarer Probleme konzentrieren. Als Beispiele dafür nennt Gartner die Bestandskontrolle im Einzelhandel oder die Logistik verderblicher Waren. Ambient Invisible Intelligence ermögliche hier eine kostengünstige Echtzeit-Verfolgung und Erfassung von Artikeln, um die Sichtbarkeit und Effizienz zu verbessern, so die Auguren.

8. Spatial Computing

Spatial Computing verbessert die physische Welt digital durch Technologien wie Augmented RealityAugmented Reality und Virtual RealityVirtual Reality. Der Einsatz von Spatial Computing wird in den nächsten fünf bis sieben Jahren die Effizienz von Unternehmen durch optimierte Arbeitsabläufe und verbesserte Zusammenarbeit steigern, prognostiziert Gartner. So rechnen die Analysten damit, dass der Markt für Spatial Computing bis 2033 auf 1,7 Billionen Dollar anwachsen wird - verglichen mit 110 Milliarden Dollar im Jahr 2023. Alles zu Augmented Reality auf CIO.de Alles zu Virtual Reality auf CIO.de

9. Polyfunktionale Roboter

Wie der Name andeutet, können diese Systeme mehr als eine Aufgabe ausführen und ersetzen aufgabenspezifische Roboter, die speziell für die wiederholte Ausführung eines einzigen Tasks entwickelt wurden. Polyfunktionale RoboterRoboter sind dabei für den gemeinsamen Einsatz mit Menschen konzipiert, was eine schnelle Bereitstellung und einfache Skalierbarkeit ermöglicht. Bis 2030, so prognostiziert Gartner, werden 80 Prozent der Menschen täglich mit intelligenten Robotern interagieren, verglichen mit weniger als zehn Prozent heute. Alles zu Roboter auf CIO.de

10. Neurologisches Enhancement

Neurologisches Enhancement verbessert die kognitiven Fähigkeiten des Menschen durch Technologien, die Gehirnaktivität lesen und - zunehmend auch - verändern. Verwendet werden dabei unidirektionale oder bidirektionale Gehirn-Maschine-Schnittstellen (Bidirectional Brain-Machine Iinterfaces - BBMIs) - Elon Musk mit seiner Firma Neuralink lässt grüßen.

Gartner sieht insbesondere in drei Hauptbereichen ein enormes Potenzial für die Technologie, nämlich Weiterbildung, Marketing der nächsten Generation und Leistungssteigerung. Indem Neurological Enhancement die kognitiven Fähigkeiten steigert, könnten Marken genauer in Erfahrung bringen, was Verbraucher denken und fühlen. Gleichzeitig könnte die Technologie die neuronalen Fähigkeiten des Menschen verbessern, um ihre Performance zu verbessern.

Bis 2030 werden laut Gartner 30 Prozent der Wissensarbeiter Technologien wie BBMI nutzen - und auf diese angewiesen sein, um angesichts des Aufkommens von KI am Arbeitsplatz relevant zu bleiben, verglichen mit weniger als einem Prozent im Jahr 2024.

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