An der elektronischen Leine

Die Zukunft der Arbeit

04.05.2015

Wie wird sich dadurch das Verhältnis von Arbeit und Privatleben verändern? Schon heute fällt es vielen schwer, nicht auch noch abends zu Hause die Job-E-Mails zu lesen.

Arnold Picot: Die Trennung von Arbeit und Nichtarbeit ist eine relativ junge Erfindung. Sie ist im 18. Jahrhundert mit den Manufakturen entstanden. Damals hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass Arbeit damit verbunden ist, in ein Büro oder in eine Fabrik zu gehen. Zuvor waren produktive und nicht produktive Tätigkeiten viel stärker verwoben, beispielsweise in der Landwirtschaft.

Verhältnis von Arbeit und Privatleben

Wir müssen die Situation, dass Arbeiten und Nichtarbeiten nah beieinander sind, beherrschen lernen. Das funktioniert nicht dadurch, dass man den Mitarbeitern verbietet, sonntags geschäftliche E-Mails zu schreiben. Die Möglichkeit, Arbeitsprozesse selbst zu bestimmen, wird zunehmen und wird den Beschäftigten auch zugestanden werden müssen.

Es ist ja nicht so, dass dadurch weniger gearbeitet wird. Im Gegenteil: Heute arbeiten alle unterwegs, im Zug oder am Flughafen. Da ist ein hohes Maß an Autonomie und Individualität dabei. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass viele Menschen diese Freiheit und Selbständigkeit durchaus wünschen und als wesentliches Element ihrer Lebensgestaltung sehen.

Ständig erreichbar zu sein und von überall arbeiten zu können, stresst aber auch viele.

Arnold Picot: Wir müssen lernen, uns Freiheitsgrade zu nehmen und Methoden zu entwickeln, wirklich Dringendes zu erkennen. Das haben wir auch beim Telefon gelernt. Früher ist man hingerannt, um ja nichts zu verpassen. Heute gibt es einen Anrufbeantworter, und viele sind nur dann erreichbar, wenn sie es möchten. Das wird mit der neuen Technik auch geschehen. Es ist eine Frage des Lernens und möglicherweise auch eine Generationenfrage.

Zur Startseite