An der elektronischen Leine
Die Zukunft der Arbeit
Wie wird sich dadurch das Verhältnis von Arbeit und Privatleben verändern? Schon heute fällt es vielen schwer, nicht auch noch abends zu Hause die Job-E-Mails zu lesen.
Arnold Picot: Die Trennung von Arbeit und Nichtarbeit ist eine relativ junge Erfindung. Sie ist im 18. Jahrhundert mit den Manufakturen entstanden. Damals hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass Arbeit damit verbunden ist, in ein Büro oder in eine Fabrik zu gehen. Zuvor waren produktive und nicht produktive Tätigkeiten viel stärker verwoben, beispielsweise in der Landwirtschaft.
Verhältnis von Arbeit und Privatleben
Wir müssen die Situation, dass Arbeiten und Nichtarbeiten nah beieinander sind, beherrschen lernen. Das funktioniert nicht dadurch, dass man den Mitarbeitern verbietet, sonntags geschäftliche E-Mails zu schreiben. Die Möglichkeit, Arbeitsprozesse selbst zu bestimmen, wird zunehmen und wird den Beschäftigten auch zugestanden werden müssen.
Es ist ja nicht so, dass dadurch weniger gearbeitet wird. Im Gegenteil: Heute arbeiten alle unterwegs, im Zug oder am Flughafen. Da ist ein hohes Maß an Autonomie und Individualität dabei. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass viele Menschen diese Freiheit und Selbständigkeit durchaus wünschen und als wesentliches Element ihrer Lebensgestaltung sehen.
- Arbeiten in der digitalen Welt
In einer repräsentativen Umfrage kommt der ITK-Branchenverband Bitkom zu interessanten Erkenntnissen. Mobile Erreichbarkeit und das Arbeiten in Netzwerken heben die strikte Trennung von Arbeits- und Privatleben auf. - Neue Technologien in der Arbeitswelt
Für die Studie wurden 505 Berufstätige und 854 Unternehmen befragt. - Nutzung privater Geräte im Job ist weit verbreitet
Nur knapp ein Drittel aller befragten Berufstätigen nutzen keine privat angeschafften Geräte für die tägliche Arbeit. - Computer und Handy gehören zur Standardausstattung
- Arbeit ist selten an einen festen Platz gebunden
55 Prozent der Befragten arbeiten auch "von unterwegs" mithilfe eines Handys, Smartphone oder mobilen Computers. - Home Office ist weit verbreitet
Ein Drittel aller Berufstätigen arbeitet regelmäßig zu Hause. - Arbeit zu Hause versöhnt Job und Familie
Ansichten der Berufstätigen zum Thema Home Office - Unternehmen sehen positive Effekte flexibler Arbeitsmodelle
Ansichten der Personalverantwortlichen in Unternehmen zum Thema Home Office - Always on
77 Prozent der befragten Beschäftigten sind auch nach Büroschluss erreichbar. - Viele Beschäftigte checken dauernd ihre E-Mails
Ein Viertel der Befragten ruft auch nach der Arbeit noch regelmäßig die geschäftlichen E-Mails ab. - Unternehmen verlangen Erreichbarkeit
Zwei Drittel der befragten Unternehmen sind der Meinung, dass die Mitarbeiter auch außerhalb der regulären Arbeitszeit für Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden per Handy bzw. E-Mail erreichbar sein sollten. - Erreichbarkeit in der Regel nicht geregelt
Doch kaum ein Unternehmen verfügt über klare Regelungen zur Erreichbarkeit der Mitarbeiter außerhalb der regulären Arbeitszeit. - Was Unternehmen für die Work Life Balance tun
- Berufstätige sehen das Teilen von Wissen positiv
- Soziale Medien verändern die interne Kommunikation
Nur noch 32 Prozent der befragten Unternehmen nutzen keine Social-Media-Tools - 5 Regeln für Arbeitgeber
- 4 Regeln für Beschäftigte
Ständig erreichbar zu sein und von überall arbeiten zu können, stresst aber auch viele.
Arnold Picot: Wir müssen lernen, uns Freiheitsgrade zu nehmen und Methoden zu entwickeln, wirklich Dringendes zu erkennen. Das haben wir auch beim Telefon gelernt. Früher ist man hingerannt, um ja nichts zu verpassen. Heute gibt es einen Anrufbeantworter, und viele sind nur dann erreichbar, wenn sie es möchten. Das wird mit der neuen Technik auch geschehen. Es ist eine Frage des Lernens und möglicherweise auch eine Generationenfrage.