ERP im Konzernumfeld
Die zweite Wahl
„Konzerne, die nicht mit SAPSAP arbeiten, darf man in Deutschland fast schon als Exoten bezeichnen“, bestätigt Karsten Sontow, Vorstand der Trovarit AG. Was gerne unter den Tisch fällt: Konzerne, die nur mit SAP arbeiten, sind ebenso exotisch. Genaue Zahlen darüber gibt es nicht. Eine entsprechende Erhebung wäre aufwändig, nicht zuletzt wissen die wenigsten CIOs genau, welche und wie viele verschiedene ERP-Anwendungen innerhalb ihres Unternehmensverbunds eingesetzt werden. Alles zu SAP auf CIO.de
400 Unternehmen mit 80 Systemen
Eine Stichprobe unter den Teilnehmern der jährlichen ERP-Zufriedenheitsstudie von Trovarit bestätigt die These von der Vielfalt im Konzernumfeld. Sontow analysierte rund 400 Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und mindestens zwei Niederlassungen. Insgesamt fand er ERP-Systeme von 80 verschiedenen Anbietern. Typisch für Deutschland: Nicht der SAPKonkurrent OracleOracle macht das Rennen, sondern die große Zahl von Herstellern, die ihre Produkte für eine mittelständisch geprägte Klientel entwickeln. Alles zu Oracle auf CIO.de
Vor allem in der zweiten Reihe, also in Niederlassungen oder in Tochtergesellschaften, setzen IT-Verantwortliche auf Alternativen zu SAP. Ein Modell, das unter anderem MicrosoftMicrosoft favorisiert.Die Redmonder bezeichnen es als „hub&spoke-Architektur“ („Nabe&Speiche“). Microsoft geht mit seinen für den Mittelstand konzipierten Lösungen Navision und Axapta (jetzt „Dynamics“) gezielt die Konzerne an. Dahinter steht die Idee von einem Miteinander statt eines Gegeneinander der Anwendungen. Konzerne, die in der Zentrale („hub“) zwar SAP einsetzen, sollen für ihre Niederlassungen, einzelne Unternehmensbereiche oder Tochtergesellschaften („spokes“) andere Optionen erwägen. Das gleiche Ziel verfolgt auch SAP mit Business-One. Alles zu Microsoft auf CIO.de
Allerdings gehören SAP und Microsoft zu den wenigen Anbietern, die ihren Vertrieb auch gezielt an großen Kunden ausrichten. Für das Gros der in Deutschland arbeitenden Softwareschmieden wäre diese Taktik nicht verfolgbar. „Für die Verhandlungen mit Konzernen braucht man viel mehr Aufwand, entsprechende Kontakte und ganz andere Vertriebsmitarbeiter als für den Verkauf in den Mittelstand“, ist Christian Glas, Analyst beim Beratungshaus PAC, überzeugt. Er rät mittelständischen Anbietern davon ab, sich auf das Konzerngeschäft zu fokussieren. Dennoch können diese auch im Konzernumfeld Geld verdienen. Oft macht es durchaus Sinn, nicht auf einem weltweit einheitlichen Standard zu bestehen, beispielsweise wenn regelmäßig Unternehmensbereiche ge- oder verkauft werden.„Hier muss der CIO Aufwand und Nutzen einer einheitlichen ERP-Infrastruktur abwägen“, meint Sontow. Es lohnt kaum, einem übernommenen Unternehmen den SAP-Hut aufzusetzen, wenn absehbar ist, dass die Firma nach einigen Jahren ohnehin wieder abgestoßen wird.
Wenig hilfreich ist auch eine von oben dirigierte Strategie, wenn ein Konzern dezentral geführt wird. Haben die Töchter ein Mitspracherecht oder arbeiten gar als Profit Center, so liegt es nahe, dass sie sich für einen eigenen Weg entscheiden. Hier wiegen Argumente wie Branchenexpertise, Prozess-Know-how oder Anwenderfreundlichkeit schwerer als ein kategorisches Muss von Seiten der Konzernspitze.