Public IT


Schlechte Werbung

E-Government-Nutzung stagniert seit Jahren

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Nur jeder zweite Bundesbürger nutzt Internetangebote staatlicher Stellen. In Dänemark sind es 85 Prozent, laut Bitkom.

Es gibt mehr digitale Angebote der Verwaltung für ihre Bürger, dennoch stagniert in Deutschland deren Nutzung. Das hat der IT-Industrieverband Bitkom herausgefunden, der sich auf Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat beruft.

Im Jahr 2013 luden sich 49 Prozent aller Bundesbürger über das Internet amtliche Formulare herunter, schickten Anträge an Behörden oder baten um Auskunft. Das seien allerdings nicht mehr und nicht weniger als 2009, so der Bitkom.

E-Government tritt seit vier Jahren auf der Stelle

E-Government tritt demnach trotz des vermehrten Angebots seit vier Jahren auf der Stelle. Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat liegt Deutschland bei der Nutzung von E-Government-Angeboten auf Rang 10 aller EU-Mitglieder.

Spitzenreiter ist hier Dänemark. Dort verwenden 85 Prozent der Einwohner Bürgerdienste, es gab eine deutliche Steigerung innerhalb weniger Jahre, so der Verband.

Kritik: Zu wenig Werbung für Online-Angebote

"Der Trend zum E-Government ist an der Hälfte der Bevölkerung vorbei gegangen", sagt Dieter Kempf, Bitkom-Präsident Viele Bürger wüssten nicht, welche Online-Angebote es gäbe.

Dieter Kempf, Präsident des Bitkom, kritisiert, dass es nicht voran geht im E-Government.
Dieter Kempf, Präsident des Bitkom, kritisiert, dass es nicht voran geht im E-Government.
Foto: Bitkom

Wenn die Verwaltung neue elektronische Dienste einführt, müsse darüber auch informiert werden, so Kempf. "Werbung zum Beispiel für die umfangreichen Möglichkeiten des neuen elektronischen Personalausweises gab es nicht", kritisierte Kempf.

Bürger erwarteten zudem, dass Behördengänge im Internet möglichst einfach zu nutzen sind. Leider stünden dem häufig gesetzliche Bestimmungen entgegen, die immer noch Hürden aufbauten, etwa ein unterschriebenes Formular verlangen.

Verwaltung nicht auf dem neuesten Stand der Technik

Zudem hinke die Verwaltungs-IT oft technologisch hinterher. "Im Vergleich zur IT der Wirtschaft, die auf mobile Lösungen, Social MediaSocial Media, Cloud ComputingCloud Computing und Big Data setzt, sind die IT-Lösungen der Verwaltung zu selten auf dem Stand der Technik", sagte Kempf. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Social Media auf CIO.de

Deutschland liegt bei der Nutzung der Angebote hinten. Nur Platz 10 aller EU-Staaten laut Eurostat.
Deutschland liegt bei der Nutzung der Angebote hinten. Nur Platz 10 aller EU-Staaten laut Eurostat.
Foto: Bitkom

Hoffnungen setzen alle Beteiligten auf das E-Government-Gesetz von 2013, das die Digitalisierung der Verwaltung vereinfachen soll. So muss künftig ein Formular nicht mehr allein deshalb unterschrieben werden, weil eine Unterschrift schon immer notwendig war. Die Bürger können den neuen Personalausweis oder ein neues rechtssicheres E-Mail-Verfahren als Identitätsnachweis nutzen.

Die Bundesverwaltung baut die notwendige Technik derzeit auf. Bundesländer wie Sachsen oder Berlin arbeiten an eigenen Landesgesetzen, die digitale Behördengänge einfacher machen sollen.

Die Berechnungen zur Nutzung von E-Government-Angeboten in den einzelnen EU-Staaten basieren laut Bitkom auf den Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat. In allen EU-Mitgliedsstaaten wurden Bürger im Alter von 16 bis 74 Jahren gefragt, ob sie in den zwölf Monaten vor der Erhebung das Internet für die Interaktion mit staatlichen Behörden genutzt haben, etwa für die Informationsbeschaffung, das Herunterladen amtlicher Formulare oder die Rücksendung ausgefüllter Formulare.

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