Bruno Schwelling, August Koehler AG
Ein Mann mit vielen Rollen
Das gilt auch für den Masterplan 2005, der alle IT-Systeme der Koehler-Gruppe auf einen Nenner bringen soll. Eine Million Euro fließen in dieses Projekt, in dessen Mittelpunkt SAP R/3 Enterprise steht. Diese Lösung wird andere Branchenlösungen ersetzen, die derzeit noch in Betrieb sind. Von der Anfrage bis zur Abrechnung und von der Lagerverwaltung bis zur Kundenanalyse will Schwelling alle Anwendungen auf diesen Standard hieven. Schon wenn der Lkw vom Hof fährt, so seine Vision, soll das System Auskunft darüber geben können, welcher Erlös in welcher Sparte mit welchem Kunden erzielt wird. Auch ein vollautomatisiertes Zwischenlager für Papierrollen hat er vor dem Hintergrund neuer, technischer Möglichkeiten bereits angedacht, um die Auslieferungsfrist von mehreren Tagen auf 48 Stunden zu verringern.
Hinzu kommt das neue Dokumenten-Management-System, das die Verwaltung von geschäftskritischen Papieren erheblich beschleunigt. Ebenso der Biztalk-Server, der Koehler mit seinen Lieferanten und Kunden elektronisch vernetzt, ihnen beispielsweise Einblick in freie Produktionskapazitäten gewährt und die Auftragsabwicklung durchgängig digitalisiert. Vier von zehn Kundenberatern sollen sich daher schon bald anderen Aufgaben widmen können. Schließlich das Business-Warehouse, das die Effizienz der eigenen Geschäftstätigkeit auf Knopfdruck tabellarisch oder grafisch zum Ausdruck bringt. "Koehler wird in Zukunft noch umfassender durch Kennzahlen gesteuert", sagt Schwelling. "Durch das Business-Warehouse werden wir diese nicht nur dem Vorstand, sondern auch jedem Mitarbeiter direkt zugänglich machen."
"Moderne IT schafft Wir-Gefühl"
Denn Zahlen, beispielsweise in Form von Zielvereinbarungen für Führungskräfte, disziplinieren und motivieren. Schwelling, inzwischen ja auch Personalchef, liebt beides. Disziplin bedeutet für ihn, seine gesamte Konzentration dem einen wohl definierten Ziel unterzuordnen. Das hat er von der Pike auf gelernt. Fast sein ganzes Leben lang arbeitete er Wochenenden und Feiertage durch, um beruflich weiterzukommen.
Motivieren, Vorbild sein, auch das ist ihm eigen. Nicht zuletzt deshalb macht ihm der Masterplan so viel Freude. Schließlich werde hier Neues entwickelt, und InnovationInnovation fordere die Menschen heraus, biete die Chance auf ein Erfolgerlebnis. "Eine moderne IT", sagt Schwelling, "schafft selbst in schwierigen Zeiten ein positives Wir-Gefühl." Daher achtet der CIO auch darauf, dass seine Spezialisten bei jedem Projekt die Hauptrolle spielen. Mindestens zwei Drittel der Arbeit schustert er ihnen zu. Externe Berater dagegen hält er an der kurze Leine. "Auch wenn es insgesamt dann manchmal etwas länger dauert." Alles zu Innovation auf CIO.de
Die Zeit sieht Schwelling als seinen Verbündeten. 250 000 Euro jährlich will er bei Personal- und Wartungskosten sparen. Der erste Teil des Masterplans würde sich damit innerhalb von vier Jahren amortisieren. Mit dieser Kalkulation im Rücken hat der CIO Anfang Juni Teil zwei gestartet: die Einführung einer neuen Planungssoftware, die insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro kosten soll. Und warum die eigenen Erfahrungen nicht auch an andere Unternehmen weitergeben? "Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann eine IT-Tochter von Koehler geben wird, die dieses Know-how anderen Firmen zur Verfügung stellt", blickt Schwelling zum Abschluss des Gesprächs nach vorn. "Aber natürlich erst, wenn wir den Masterplan im eigenen Haus beendet haben."
Frank Grünberg [redaktion@cio.de]