GPTW-Sieger MaibornWolff
Einfach machen lassen
In der obersten Etage des ehemaligen Heizkraftwerks im Münchner Süden lädt ein großer Aufenthaltsraum mit Kaffeeküche, Kühlschrank, Holztischen und großzügigen Sitzecken die Mitarbeiter zum Verweilen ein. An diesem kalten Wintertag lässt sich die imposante Alpenkette in der Ferne zwar nur erahnen, doch auch der freie Blick über die eingeschneite Landeshauptstadt bis zum Olympiaturm beeindruckt Besucher. Konzentrierte Stille liegt über dem hellen Firmenwohnzimmer, einige MaibornWolff-Mitarbeiter sitzen mit ihren Laptops und einer Tasse Kaffee an den Tischen, ein Projektteam mit großen Papierbögen lässt sich in einer Sitzecke nieder.
Knapp 500 Mitarbeiter in Augsburg, Berlin, Frankfurt, Hamburg und München
Das 1989 gegründete IT-Beratungsunternehmen MaibornWolff beschäftigt rund 480 Mitarbeiter und wächst kontinuierlich, deshalb reichten die Räume auf der Theresienhöhe nicht mehr aus. Auf die spektakuläre Büroetage im ehemaligen Heizkraftwerk an der Drygalski-Allee wurde Geschäftsführer Volker MaibornVolker Maiborn durch Zufall aufmerksam, im Mai vergangenen Jahres zogen die ersten Mitarbeiter dort ein. Große, helle Projektbüros von unterschiedlicher Größe, Rückzugsräume, Besprechungszimmer, Telefonboxen für vertrauliche Gespräche und der großzügige Aufenthaltsraum ermöglichen flexibles Arbeiten. Profil von Volker Maiborn im CIO-Netzwerk
Größter Standort mit rund 320 Beschäftigten und zwei Büros ist München, in Berlin arbeiten 30, in Frankfurt am Main 80 und im neu eröffneten Büro in Hamburg sechs Mitarbeiter. Weil sich die Angestellten aus Augsburg über das lästige Pendeln nach München beklagten, entstand die Idee, sich dort nach verfügbaren Büroräumen umzusehen und Kontakte zu Kunden vor Ort zu knüpfen. Aus der im Februar 2018 eröffneten kleinen Außenstelle in Augsburg entwickelte sich ein Standort mit rund 40 Mitarbeitern. Jetzt pendeln manche der Münchner Kollegen gelegentlich für Schulungen oder Besprechungen nach Augsburg.
Direkter Draht zu den Mitarbeitern
"Einfach machen", ist für Volker Maiborn ein wichtiges Führungsinstrument. Eigeninitiative und Eigenverantwortung sind ihm wichtig und eine der Grundlagen für zufriedene Mitarbeiter. "Wir wollen weiterhin organisch wachsen. Wachstum heißt für uns Dynamik", sagt der Firmengründer und Geschäftsführer.
Zwar kennt Volker Maiborn nicht mehr jeden Mitarbeiter oder Praktikanten persönlich, doch den direkten Draht zu den Beschäftigten will er und seine vier Kollegen in der Geschäftsführung erhalten. Deshalb spricht jeder Neue in den ersten sechs Monaten ausführlich mit einem der fünf Geschäftsführer; zusätzlich stellt ihm das Unternehmen einen erfahrenen Kollegen als Mentor zur Seite. Neue, gut qualifizierte Mitarbeiter zu finden, darüber macht sich Maiborn keine Sorgen. "Die Menschen finden uns", erzählt er, auf die Personalsuche angesprochen.
Auch der Wettbewerb Great Place to Work macht das Unternehmen bekannter und dient als wichtiger Gradmesser für die Stimmung unter den Mitarbeitern. Dass das Unternehmen auch in diesem Jahr wieder in seiner Kategorie auf dem Siegertreppchen steht, freut ihn. "Eigentlich wünsche ich mir, dass wir mal nicht auf dem ersten Platz landen. Die Mitarbeiter sehen es mittlerweile als selbstverständlich an, dass wir gewinnen", kokettiert Maiborn mit der Auszeichnung. Doch wirklich verlieren möchte er auch nicht, wie er hinzufügt: "Also unter den Top fünf zu sein, ist uns wichtig."
Vertrauen als Grundlage
Entscheidungsfreiheit, Eigeninitiative und Verantwortung nennt Volker Maiborn als die Schlüsselbegriffe seiner Personalpolitik. "Wir machen wenig Vorgaben, vieles können unsere Mitarbeiter selbst und eigenverantwortlich entscheiden", erklärt der Münchner Gründer. Die Beschäftigten als erwachsene Menschen ernst nehmen, auf deren Kompetenzen und gesunden Menschenverstand setzen, ist für Maiborn Teil seiner Firmenphilosophie, die er mit "Freiheit und Verantwortung" umschreibt. Eine Idee umzusetzen, ohne zuerst alles zu zerreden und so den Elan der Mitarbeiter dämpfen, ist das Credo des Geschäftsführers. Regelnd eingreifen könne man immer noch, wenn es schief gehe.
"Wir investieren viel in die Unternehmenskultur. Auch wenn das kurzfristig den Profit schmälert, lohnt sich das langfristig für uns", sagt Maiborn. Trotzdem wird niemand in Watte gepackt; zu kuschelig soll es trotz der lockeren Atmosphäre nicht werden. Ehrgeiz, wirtschaftliches Denken und ein Wettstreit der Ideen gedeihen, wenn Mitarbeiter Freiräume haben. Dafür erwartet er von seinen Mitarbeitern exzellente Leistungen. Ihn überzeugt nicht jede Idee, wie Julian Traut erzählt.
Der Mathematiker arbeitet seit siebeneinhalb Jahren bei MaibornWolff als Berater und seit drei Jahren als stellvertretender Bereichsleiter. Traut beschäftigte sich intensiv mit Usability von Software und wollte seinen Chef davon überzeugen, das Thema auf die Agenda zu setzen. Doch Maiborn war skeptisch, hätte sich lieber eine Arbeitsgruppe zu IT-Sicherheit gewünscht. Trotzdem tüftelte Traut weiter, recherchierte, fand unter den Kollegen Mitstreiter. In einer fünfköpfigen Arbeitsgruppe entwickelte das Team einen Leitfaden für Usability von Software, der schließlich auch den Chef überzeugte.
Fülle an Weiterbildungsangeboten
Lebenslanges Lernen und neue Lernformen faszinieren Maiborn und seine Mitarbeiter gleichermaßen. "Wir müssen unsere Fähigkeit zum Lernen erhalten. Es geht weniger um Wissen, sondern um Kompetenzen", erklärt Maiborn. Über einen im Intranet hinterlegten Katalog finden die Mitarbeiter eine Fülle an Weiterbildungsangeboten. Ob ein mehrtägiger Weiterbildungskurs, ein Inhouse-Workshop oder Lernen mit einem Chatbot über einen Messangerdienst - jeder Mitarbeiter wählt nach eigenen Vorlieben gemeinsam mit seinem Teamleiter passende Angebote aus.
Julian Traut engagiert sich auch als Trainer und konzipierte einen Workshop für seine Kollegen. Traut studiert nämlich mit großer Begeisterung berufsbegleitend an der Fernuniversität Hagen Psychologie für einen Bachelor-Abschluss. Gerade fasziniert ihn die Attributionstheorie. Dabei geht es, vereinfacht gesprochen, darum, wie wir die Ursachen von Ereignissen interpretieren. Fällt beispielsweise ein Schüler durch einen Leistungstest, sieht er die Ursache für sein Scheitern entweder in den zu schwierigen Klausurfragen oder er erkennt, dass er zu wenig gelernt hat.
"Attributionstheorien spielen auch im Arbeitsleben und der Projektarbeit eine Rolle. Im Workshop tauschen sich die Teilnehmer jeweils zu zweit über ihre persönlichen Erfahrungen aus. Ich spreche nur fünf Minuten, stelle die Methode des Austauschs vor und vermittle die Theorie in kleinen Häppchen", erklärt Traut sein Konzept. Julian Traut schätzt den Freiraum, den er bei seinem Arbeitgeber genießt. "Hier kann ich meine Freiheit nutzen", schwärmt Traut und fügt hinzu: "Das kann aber auch manchmal anstrengend sein, denn ich habe gleichzeitig viel Verantwortung."
Heft der Sieger zum kostenlosen Download
Insgesamt 37 der besten ITK- Arbeitgeber stellen sich in dem Heft vor und erzählen, für welche Bewerber sie Jobs haben, was sie ihnen bieten und warum die Mitarbeiter, die schon an Bord sind, die Arbeitskultur schätzen.
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