Fliegen statt Fahren
Elektroautos sind nicht die beste Lösung
Kurt Brand ist Experte für Strategisches IT-Management mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung in internationalen High-Tech-Unternehmen. Seine fachlichen Schwerpunkte als Berater und Interim CDO/CIO/CTO umfassen das Management von IT-Strategie/Architektur/Innovation, die Reorganisation bzw. Restrukturierung von IT-Organisationen und IT-Prozessen sowie den wirksamen Schutz von geistigem Eigentum und personenbezogenen Daten gegen Datenverlust/-diebstahl (inklusive Cyber Security). Darüber hinaus bietet er professionelles Coaching, Training und Team Building für IT-Fachleute, unabhängige Gutachten und Assessments sowie Keynote Speeches an.
eVTOL-Jets als Alternative?
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Unternehmen, die die Entwicklung von "Vertical take-off and landing (VTOL)-Flugzeugen mit Elektroantrieben vorantreiben. Beispiele sind Lilium, E-VOLO mit dem Volocopter oder AirbusAirbus mit dem Vahana. Lilium verspricht bereits heute für seinen elektrogetriebenen VTOL-Jet eine Reichweite von 300 Kilometern mit einer Reisegeschwindigkeit von 300 km/h. Mit zunehmender Verbesserung der Effizienz von Elektroantrieben werden zukünftig größere Reichweiten möglich sein. Top-500-Firmenprofil für Airbus
VTOL-Jets mit Elektroantrieben (eVTOL), Autonomer Steuerung und der Möglichkeit zum Tausch der Stromspeicher haben eine Reihe von überzeugenden Vorteilen:
eVTOL-Jets bieten ihren Nutzern ein spektakuläres Fahr- bzw. Flugerlebnis mit einem Panoramablick von oben auf das überflogene Gelände
eVTOL-Jets sind nicht an die konventionelle Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Brücken, Autobahnen, Tankstellen) gebunden und können Hindernisse einfach "umfliegen"
eVTOL-Jets ermöglichen sehr kurze Reisezeiten durch Nutzung der direkten Verbindung zwischen zwei Orten sowie hohe Reisegeschwindigkeiten
eVTOL-Jets können fast überall starten und landen, z. B. auf Hochhäusern, Wiesen, Bergen oder Inseln
eVTOL-Jets decken mit einer Reichweite von 300 Kilometern regionale Mobilitätsanforderungen ab
eVTOL-Jets sind 100% emissionsfrei und haben einen niedrigen Geräuschpegel
eVTOL-Jets haben durch ihr einfaches Design niedrige Herstellungs- und Betriebskosten - man benötigt weder aufwändige Fahrwerke (wie bei Elektroautos), noch aufwändige Getriebe
eVTOL-Jets mit austauschbaren Stromspeichern machen den Aufbau einer aufwändigen Infrastruktur zur Verteilung der Energie von der Energiequelle zum Endverbraucher überflüssig
eVTOL-Jets tragen dazu bei, die Kosten für die Instandhaltung der konventionellen Verkehrsinfrastruktur drastisch zu senken
eVTOL-Jets eröffnen ganz neue Möglichkeiten zur Gestaltung der Work-Life-Balance, da Arbeitnehmer nicht mehr in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen müssen
Lilium hat auf seiner Homepage folgendes, sehr eindrucksvolles Schaubild hinterlegt, um die Vorteile von eVTOL-Jets im Vergleich zu konventionellen Taxis anhand eines praktischen Beispiels (TransportTransport eines Passagiers von Manhattan zum JFK Airport) zu illustrieren: Top-Firmen der Branche Transport
Ich bin mir voll und ganz bewusst, dass eVTOL-Jets im Vergleich zu Elektroautos deutlich leistungsfähigere Elektroantriebe benötigen, um den Jet samt Passagier in die Luft zu bringen bzw. dort zu halten. In der Vergangenheit hat sich die Effizienz von Stromspeichern alle 20 Jahre verdoppelt. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich die Entwicklungsgeschwindigkeit deutlich erhöhen wird, da in den vergangenen Jahren massiv in Forschung und Entwicklung investiert wurde, um das Thema "Elektromobilität" voranzutreiben.
Ein potenzieller "Showstopper" ist die Tatsache, dass man zum Steuern eines Flugzeugs zweifellos umfassendere Kenntnisse und Fähigkeiten benötigt, als zum Steuern eines Autos. Diese Herausforderung lässt sich jedoch durch die Nutzung von Autonomen Steuerungssystemen lösen. Im Gegensatz zu Elektroautos müssen die Autonomen Steuerungssysteme von eVTOL-Jets das Flugobjekt nicht punktgenau auf einer Straße halten, sondern im dreidimensionalen Raum vor allem Kollisionen mit anderen Flugobjekten, Gebäuden oder Hindernissen vermeiden. Wenn Autonomes Fahren auf der Straße möglich ist, wird es auch im dreidimensionalen Raum realisiert werden können. Dabei wird man vermutlich sogar auf bereits existierende Technologien z. B. aus der Verkehrsluftfahrt zurückgreifen können.
Der höhere Platzbedarf von eVTOL-Jets im Vergleich zu Elektroautos ist zweifellos ein weiteres beachtenswertes Argument, das auf den ersten Blick gegen eVTOL-Jets spricht. Dieses Problem kann jedoch z. B. durch zusammenklappbare bzw. einfahrbare Flügel deutlich entschärft werden. Darüber hinaus wird es eine Vielzahl von kreativen Lösungen geben, um das Parken von eVTOL-Jets in großen Städten bzw. deren Umkreis anforderungsgerecht zu organisieren. Wenn ein eVTOL-Jet mit einem Autonomen Steuerungssystem ausgestattet ist, könnte er z. B. seinen Nutzer zum Arbeitsplatz transportieren und anschließend alleine zu einem Parkplatz in der Nähe des Arbeitsplatzes fliegen.
Fazit: Vordenken statt Hinterherlaufen
In Anbetracht der erheblichen Investitionen und gravierenden Veränderungen der Infrastruktur für Energie und Verkehr, die eine Umstellung des Individualverkehrs weg von Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zwangsläufig erfordert, muss der nächste Schritt gut durchdacht sein - zumal man mit Rücksicht auf Nutzer und Investoren bei solchen grundlegenden Themen nicht alle 20 Jahre die Richtung wechseln kann.
Elektroautos sind derzeit zwar - gepusht durch US-amerikanische Unternehmen aus dem Silicon Valley - en vogue, Elektroautos sind aber nicht in der Lage, das Problem des Verkehrsinfarktes überzeugend zu lösen. "Vertical take-off and landing (VTOL)-Jets mit Elektroantrieben, Autonomer Steuerung und der Möglichkeit zum Tausch der Stromspeicher sind den Elektroautos konzeptionell deutlich überlegen und es gibt eine Reihe überzeugender Argumente, die für eVTOLs sprechen (nicht zuletzt die - im Vergleich zu Elektroauto - überwältigende "User Experience").
Gegen eVTOLs spricht hauptsächlich, dass es sich um einen Paradigmenwechsel handelt, bei dem wir das Denken in unseren gewohnten Bahnen verlassen müssen. Ein von mir sehr geschätztes chinesisches Sprichwort besagt: "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen". Die Deutsche Industrie verfügt über alle notwendigen Kompetenzen, um das eVTOL-Konzept zügig zur Serienreife zu bringen - sowohl bei großen Unternehmen, wie Siemens oder Airbus, wie auch bei kleinen Startups, wie Lilium oder E-VOLO.
Durch die zielgerichtete und koordinierte Nutzung dieser Kompetenzen könnte sich die deutsche Industrie eine Vorreiterrolle in einem billionenschweren Zukunftsmarkt sichern - so wie sie das vor mehr als 150 Jahren mit der Entwicklung von Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor schon einmal getan hat. Dieser Weg ist allemal besser, als den beschränkten Konzepten von Tesla, Uber & Co. hinterherzulaufen.