FALLSTUDIE UNION INVESTMENT

Ende der Monolithen

 Schon bei diesen Vorgaben lichtete sich das Feld der Kandidaten, die eine entsprechend leistungsstarke Software zu bieten hatten: „Die einen sind zusammengezuckt, die anderen nahmen’s gelassen“, erinnert sich Frank Weidmann, EAI-Projektleiter bei Union IT-Services, der vor der Entscheidung für einen EAI-Anbieter Gespräche mit 17 Spezialisten führte. Die Union Investment formulierte in Hinsicht auf die angestrebte Architektur zwei Hauptziele: Um die Kosten überschaubar zu halten, sollten möglichst Standardprodukte gewählt und Eigenentwicklungen durch Module ersetzt werden.

 Erst eine Nutzwertanalyse brachte endgültige Klarheit über die kompetentesten Anbieter. „Rund 400 Detailinformationen über die Größe des Unternehmens, die eingesetzten Systeme, über Middleware, Datenbanken und Datenformate flossen in die Nutzwertanalyse nach UFAB (Unterlagen für die Bewertung und Auswahl von ITDienstleistern) ein“, erklärt Jörg Christ von der Frankfurter Firma Entory. „So haben wir den Nutzen quantifizierbar gemacht.“ Entory hat sich auf IT-Projekte im Finanzsektor spezialisiert und die Einführung von EAI bei der Union Investment begleitet.

 Im Benchmark-Center bei Sun Microsystems in Langen simulierte Entory in einem so genannten Proof of Concept schließlich ein typisches EAI-Szenario. Auf dem Prüfstand befanden sich die zwei verbliebenen EAI-Software-Favoriten, beide aus Kalifornien: die E-Link-Plattform von Bea Systems, San Jose, und die Business Ware von Vitria, Sunnyvale. Vor knapp einem Jahr stand der Sieger fest: die Business Ware von Vitira, deren Einführung nun abgeschlossen ist. Der wichtigste Schritt in Sachen unternehmensweite IT-Integration ist damit getan. „Jetzt gibt es eine zentrale Steuerinstanz, und der Aufwand für Anpassungen sinkt gegenüber dem ,Spaghetti‘-Code der klassischen Systemintegration um mindestens 25 Prozent“, erklärt Christ. Das „Modell Riester“ beispielsweise, mit dem der Staat die private Altersvorsorge fördert, könne nun schneller an die neuen Rahmenbedingungen angepasst werden.

 Das Risiko bei einem solchen Projekt liegt allerdings oft weniger in der Technik als vielmehr im Verhalten der Mitarbeiter. „Das ist keineswegs außergewöhnlich“, bemerkt Detlef Glatzel, Partner der Unternehmensberatung Pricewaterhouse-Coopers (PWC). „Durch EAI werden verschiedene Bereiche eines Unternehmens informationstechnisch miteinander verwoben. Genau das ist jedoch häufig nicht im Interesse eines jeden Beteiligten“, so seine Erfahrung. Besonders diejenigen, die bisher exklusiv Zugriff auf bestimmte Bereiche wie Kundendaten gehabt hätten, seien an einer Öffnung wenig interessiert.

 Bei der Union Investment möchte davon alllerdings niemand etwas wissen. „Die Bedenken der Mitarbeiter ließen sich nach und nach zerstreuen“, sagt Weidmann – durch Informationskampagnen, die der Integrationsspezialist „intensives Projekt-Marketing“ nennt. Auf diese Weise lasse sich das Risiko auf die neuen Organisationsstrukturen beschränken.

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