Leiter der IBM-Anwendergruppe
Endlich raus aus der Mainframe-Ecke
CIO.de: IBM kann sich also freuen über ihre kostenlosen Tipps?
"Wie kann man die x86-Welt mit der Mainframe-Welt elegant verbinden?"
Wondrak: Es ist ein Geben und Nehmen. Wir können über die GSE-Organisation Einfluss auf die Produktentwicklung nehmen, oft sind es nur kleine Dinge. Auf der anderen Seite hat IBM den Vorteil, durch uns sehr nah am Kunden zu sein.
CIO.de. Was sind derzeit die Diskussionsthemen gegenüber IBM?
Wondrak: Ein großes Thema war die Zukunft der Mainframes. Es hatte sich ein Stück weit verfestigt, dass Unternehmen sagen: Wir würden unsere Mainframe ja gerne in den Ruhestand schicken. Uns gelingt es aber nicht, weil wir nicht von den Legacy-Anwendungen wegkommen. Die Neuentwicklung eines Kernbankensystems etwa kann nicht in zwei bis drei Monaten erfolgen. Die bestehenden Verfahren sind über rund 40 Jahre gewachsen. Wie könnte es denn aussehen, die x86-Welt mit der Mainframe-Welt elegant zu verbinden? Daraus ist unter anderem die IBM-Idee für die Z 196 entstanden, die mit den Extensions unter einer einheitlichen Verwaltungsoberfläche die alte und die neue Welt miteinander verbindet.
CIO.de: Sind Sie bei IBM auch ganz nah dran an den Innovationen des Konzerns?
Wondrak: Ja, das macht die Sache auch sehr spannend. Ich persönlich habe hier noch die besondere Nähe zum IBM-Forschungs- und Entwicklungslabor in Böblingen, das weltweit eine immer wichtigere Rolle spielt. Hier werden alle Cloud-Konzepte der IBM weltweit entwickelt.
CIO.de: Sie sind beruflich Geschäftsführer der KDRS, Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart und der Rechenzentrum Region Stuttgart GmbH. Ist das eine Besonderheit, dass Sie als User-Group-Sprecher aus dem Public Sector kommen?
Wondrak: Die Nominierung hängt sicherlich nicht so sehr von der Branche ab, sondern mehr von der Person. Zum anderen habe ich meinen Arbeitsvertrag mit der Rechenzentrum Region Stuttgart GmbH, einem privatwirtschaftlichen Unternehmensverbund, also einem klassischer IT-Dienstleister. Wir sind ein Stück weit öffentlich-rechtlich verfasst, arbeiten für den öffentlichen Dienst, agieren aber privatwirtschaftlich.
CIO.de: Was sind bei der KDRS derzeit ihre großen Projekte?
Wondrak: Wir wollen die Legacy-Verfahren auf dem Mainframe allesamt bis Ende 2012 ablösen. Das nennen wir „Roadmap 2012". Sehr wichtige und zentrale Verfahren müssen wir deswegen wechseln. Unsere komplette RZ-Technologie heben wir auf ein modernes Niveau. Das ist eine mächtige Herausforderung für unsere Kunden wie auch für uns intern. Wir erfinden quasi unser Rechenzentrum komplett neu. Das hat auch sehr viel mit Cloud-Computing-Paradigmen zu tun.