Elektronischer Personalausweis
"Es wird völlig neue Geschäftsmodelle geben"
CIO.de: Wozu sollen denn die Bürger den Ausweis haben wollen?
Bruntsch: Das ist ein Henne-Ei-Problem. Bei der Stadt Ingolstadt ist die Aktivierungsrate der Onlinefunktion viel höher also woanders, weil die Stadt selbst Services mit dem Ausweis anbietet. Wo die Bürger wissen, wofür sie ihn verwenden können, da ist auch der Anreiz höher, die Online-Funktion zu nutzen.
Den Ausweis gibt es jetzt seit einem Jahr. Wir haben knapp sieben Millionen Ausweise im Feld. Die Zahl ist aber noch nicht so hoch, dass sich jeder damit auch als Dienste-Anbieter beschäftigt. Wir wissen von unseren eigenen Aufträgen, dass sich Firmen damit befassen, wenn es um Authentisierung geht. Der klassische Fall ist das Registrieren und Einloggen. Dass man tatsächlich weiß, wer sich in ein Portal oder eine Online-Anwendung einklinkt. Ist es tatsächlich die Person, die jemand vorgibt zu sein?
Es gibt aber auch ganz neue Ideen: Der Ausweis soll an Terminals funktionieren und als Zugangskontrolle. Dazu gekommen ist auch die Anwendung E-Petition, wo man mit dem Ausweis online Petitionen mitzeichnen kann. Davon brauchen wir noch mehr. Es gibt auch Onlineshops, in denen das funktioniert. Etwa im Shop des Kartenlesegeräteherstellers Reiner SCT, den wir über unsere eID-Schnittstelle angebunden haben.
Handys mit dem notwendigen RFID-Chip sind noch nicht im Markt
CIO.de: Gibt es auch Interesse von Unternehmen, den Ausweis an der Kasse zu nutzen?
Sauer: Die einzigen, die derzeit im Gespräch darüber sind, sind die Handybetreiber, die über NFC am Point-of-Sale Bezahlmöglichkeiten anbieten wollen. Inwieweit dort der Ausweis aber zur Identifikation dienen soll, weiß ich nicht. Das steckt noch in der Konzeptionsphase. Ein konkretes Projekt dazu ist mir nicht bekannt.
CIO.de. Auf der Cebit haben Sie eine mobile Java- App für den neuen Ausweis vorgestellt. Wie ist da der Stand?
Sauer: Die Verhandlungen laufen alle. Derzeit stehen aber die dafür notwendigen Geräte mit den NFC-Chips nicht zur Verfügung, sie fehlen in den im Markt verfügbaren Geräten. Da gibt es immer wieder Versprechungen, dass diese Geräte kommen sollen. Es gibt aber derzeit nicht mehr als Prototypen. Solange aber die Funktionalität fehlt, hinkt auch die Entwicklung von passenden Geschäftsprozessen hinterher.