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Evonik-CIO Uhlich stellt die IT neu auf

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Mit einer produktorientierten IT-Organisation und agilen Teams stellt CIO Bettina Uhlich den Spezialchemiekonzern Evonik auf die Herausforderungen der Digitalisierung ein. Die IT-Governance verändert sich damit grundlegend.
Evonik CIO Bettina Uhlich: "Es reicht nicht, agil zu handeln, wir müssen auch agil denken."
Evonik CIO Bettina Uhlich: "Es reicht nicht, agil zu handeln, wir müssen auch agil denken."
Foto: Evonik

"Wir machen nicht jeden Hype mit", sagt Bettina Uhlich. Den von Gartner geprägten Begriff der Bimodal IT habe sie völlig ignoriert. "Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, das ist nicht mein Ding", erklärt die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin. "In unserem Veränderungsprozess gehen wir schrittweise vor, alles baut aufeinander auf." Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt sich an der Entwicklung des neuen Organisationsmodells für die Konzern-IT.

Als einer der größten SpezialchemiekonzerneSpezialchemiekonzerne entwickelt, produziert und vertreibt EvonikEvonik chemische Produkte und Lösungen für unterschiedliche Branchen in mehr als 100 Ländern. Mit 180 Standorten und rund 36.000 Mitarbeitern war der Konzern lange Zeit auch in Sachen IT dezentral aufgestellt. In den vergangenen Jahren hat sich das gründlich geändert. Top-500-Firmenprofil für Evonik Top-Firmen der Branche Chemie

Heute agiert eine zentrale IT-Organisation als weltweit verantwortlicher Lieferant von IT-Lösungen. Bei Evonik spricht man von "ONE IT-Organisation". Dahinter steckt nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine technische KonsolidierungKonsolidierung auf verschiedenen Ebenen. So arbeitet das Unternehmen nur noch mit einer SAP-Instanz ("ONE ERP") und hat ein einheitliches Daten- und Prozessmodell entwickelt. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

Die Unternehmens- und IT-Fakten von Evonik.
Die Unternehmens- und IT-Fakten von Evonik.
Foto: cio.de

Mit der DigitalisierungDigitalisierung und vielen neuen technischen Themen stieg der Veränderungsdruck an vielen Stellen im Konzern, berichtet die CIO. "Also haben wir uns gefragt, ob wir dafür richtig aufgestellt sind." Vor allem zwei Fragen trieben die Wirtschaftsinformatikerin und ihr Management-Team um: "Wie werden wir vom Business besser verstanden?", und: "Warum sind wir in der IT eigentlich ganz anders organisiert als in den operativen Geschäftseinheiten?" Auch die IT entwickle schließlich Produkte und beliefere Kunden. So entstand die Idee einer "Product-oriented Organization" mit mehreren Produktlinien. "Im Prinzip haben wir das klassische Modell unseres Unternehmens auf die IT abgebildet", erklärt die IT-Chefin das Vorgehen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Was in der Theorie sofort einleuchtet, gestaltete sich in der praktischen Umsetzung als komplexes Unterfangen. Denn die Evonik-IT war bis dato entlang typischer IT-Funktionen "klassisch" aufgestellt. Uhlich: "Es gab keine End-to-End-Verantwortung für IT-Services, sondern funktionale Silos und zentral verwaltete Budgets."

Um sich dem Zielmodell anzunähern, setzte die CIO auf verschiedenen Ebenen an. Im ersten Schritt definierte sie mit ihrem Team fünf "Product Lines" für die Evonik-IT: Digital Workplace, Market Engagement, Smart Administration, Smart Production und Enterprise AnalyticsAnalytics. Zum Bereich Market Engagement zählen etwa alle "Customer-facing Applications" und CRM-Systeme. In der Product Line Smart Administration geht es vor allem um Verwaltungsprozesse, beispielsweise im Einkauf und im Rechnungswesen. Smart Production stellt Applikationen wie SCM und Quality-Management sowie Labor-Management-Systeme bereit. Alles zu Analytics auf CIO.de

Spotify als Vorbild

Den Kern der Veränderung bildet eine agileagile Organisationsstruktur. Dabei spielen "Product Line Manager" eine zentrale Rolle. Sie verantworten den kompletten Lebenszyklus ihrer IT-Produktlinie, von der Entstehung über den laufenden Betrieb bis zum "End of Life". Im agilen Team des Product Line Managers agiert ein Product Group Manager als "Product Owner". Ihm zur Seite stehen ein Solution Architect, ein Delivery Manager und ein Product Controller. Alles zu Agile auf CIO.de

Uhlich hat sich dabei vom Modell des schwedischen Streaming-Anbieters Spotify inspirieren lassen, das als gelungenes Beispiel für eine agile Organisation gilt. Dort agieren mehrere "Tribes", geführt von einem "Tribe Lead", der dem Product Line Manager in der Evonik-Welt entspricht. Die Arbeit an einzelnen Produkten oder Diensten erledigen "Squads"; Mitglieder aus verschiedenen Squad-Teams können wiederum in Form von "Guilds" auch produktlinienübergreifend in Projekten mitarbeiten.

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