Strategien


NexGen Organization

Evonik-CIO Uhlich stellt die IT neu auf

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Solche Begriffe verwendet Uhlich in der internen Kommunikation eher nicht: "Wir reden von Product Line Managern. Das versteht und akzeptiert jeder." Die Arbeitsweise der Teams ist indes stark an das Spotify-Modell angelehnt: Es gibt flexible "Output"-orientierte Teamstrukturen, Teammitglieder können in mehreren Projekten mitarbeiten; die Teams werden jeweils fallbezogen zusammengestellt.

Network over Hierarchy

Ein Motiv für das agile Organisationsmodell war auch die Sorge, "dass wir mit der Produktorientierung womöglich nur ein Silo durch ein anderes ersetzen", erläutert die IT-Chefin. Das Motto für die künftige Zusammenarbeit laute "Network over Hierarchy". Unterstützt werden die Product Lines zudem von mehreren cross-funktionalen Teams, die sich beispielsweise um das Performance-Management, Entwicklung, Digital Labs und das Enterprise-Data-Management kümmern. Nach gut eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit stand die Aufbauorganisation für das neue Modell, am 1. Januar 2020 soll die produktorientierte IT komplett sein und an den Start gehen.

IT-Governance reloaded

Mit der Organisation verändert sich auch die IT-Governance. Uhlich gebraucht dafür ein anschauliches Bild: "Wenn alle Entscheidungen über IT-Projekte über meinen Schreibtisch laufen, bin ich selbst der Bottleneck. Also dezentralisiere ich Entscheidungsprozesse." Konkret bedeutet das: Bis zu einem Investitionsvolumen von 500.000 Euro entscheiden strategisch verantwortliche Prozess-Design-Teams selbständig, welche IT-Produkte entwickelt werden. Die Prozess-Design-Teams werden von fachverantwortlichen Topmanagern außerhalb der IT geführt.

Gemeinsam mit den IT-Product-Line-Managern werden so Projektentscheidungen für rund 95 Prozent der 300 bis 400 ProjekteProjekte getroffen, die die Evonik-IT jährlich stemmt. Erst ab einem Volumen von 0,5 bis 10 Millionen Euro entscheidet das Gremium "IT ExCom", in dem neben Uhlich weitere Manager aus der IT sowie von der Demand-Seite vertreten sind. Überschreitet das Investitionsvolumen zehn Millionen Euro, muss der Vorstand die Entscheidung treffen. Alles zu Projekte auf CIO.de

Die Profit-and-Loss-Verantwortung für IT-Produkte wandert in diesem Konstrukt in die Product Lines, so Uhlich. Die Product Line Manager verantworten nicht nur den gesamten Lebenszyklus, sondern bilden auch die Schnittstelle zu den "Kunden", in der Regel also zu den Fachbereichen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an diese neue Rolle. Gefragt sind vor allem Leadership-Fähigkeiten und tiefe Kenntnisse der Konzernprozesse. Evonik schreibt die Stellen offen aus, ausgewiesene IT-Experten müssen die Product Line Manager nicht unbedingt sein.

Strategie NexGenIT

Den strategischen Rahmen bildet die weiterentwickelte IT-Strategie "NexGenIT". Sie besteht aus den drei Säulen NexGen Business Integration, NexGen Organization und NexGen Architecture. Hinter dem Begriff Business Integration stehe das Ziel, mehr Nähe zu den Fachbereichen herzustellen, erläutert die CIO. Dazu gehören beispielsweise neue digitale Geschäftsmodelle, IoT-Szenarien und DevOps-Strukturen, aber auch agile Projekte und Co-Working-Spaces. Uhlich: "Sowohl das Business als auch die IT müssen agile Methoden für die Entwicklung von Innovationen nutzen."

Das Organisationsmodell und die IT-Governance sind in der Säule NexGen Organization beschrieben. Unter dem Begriff NexGen Architecture fassen die Evonik-Strategen Themen der technischen Infrastruktur zusammen. Dabei geht es etwa um IT-Bebauungspläne im Rahmen einer Enterprise Architecture, aber auch um Cloud-Integration und die neue ERP-PlattformERP-Plattform. Alles zu ERP auf CIO.de

Zu den jüngeren Elementen gehört ein "hybrides Multi-Cloud-Modell". Das Ziel: Klassische IT-Management-Aufgaben, die bisher in Bereichen wie Server, ­Storage oder Datenbanken anfallen, sollen in hybride und Multi-Cloud-Betriebsumgebungen verlagert werden. Die Aufgaben werden damit anspruchsvoller. So stehen künftig beispielsweise Themen wie Service-Design und -Provisionierung auf der Agenda, der Aufbau eines Multi-Cloud-Integrations-ManagementsMulti-Cloud-Integrations-Managements sowie Monitoring und Identity-Management-Systeme für die hybride IT. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

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