CLAUS HOHMANN

Ex-Pilot regelt den Datenfluss

Bislang hat der CIO alle Zwischenfälle schadlos überstanden -- auch den totalen Stromausfall vor einem Dreivierteljahr. Sechs lange Stunden waren Video-Installationen lahmgelegt, Kunden bekamen ihre Autos nicht ausgeliefert, keine der Infosäulen, der mannshohen Points of Interest (POI), gaben ihre Inhalte preis, sämtliche Filme blieben stehen, darunter auch der Publikumsrenner "Sicherheit" von Regisseur Dani Levy, der vor allem eine Botschaft vermittelt: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Mit Ersatzstrom für den Ernstfall, der unterbrechungsfreien Stromversorgung, ließ sich das System schließlich sanft herunterfahren. Dennoch: Für die Macher des Marketing- Instruments Autostadt ist der Ausfall der Ernstfall. Jede Minute, in der Besucher in die Pavillons strömen, fließt viel Geld durch die Kassen: Pro Tag setzt die Autostadt rund 150000 Mark um.

Software-Standards sind erwünscht

75 IT-Spezialisten arbeiten daran, dass möglichst kein Warnsignal auf Hohmanns Monitor auftaucht. Ihr Rezept: Technik ohne Flaschenhals. "Wer Inhalte im Intranet unterbringen möchte, muss keinen Umweg über unsere Abteilung machen", erläutert Hohmann. Er stelle lediglich den Rahmen dafür zur Verfügung. "Innerhalb des Systems zur Datenadministration überlasse ich alles den Nutzern und Spezialisten." Hohmann sieht sich als Vertreter einer verteilten Technologie, die cluster- und modulhaft erweitert werden kann -- nicht als Zentralist. Er ist deshalb ein Verfechter flexibler Content-Management-Systeme: "Schließlich dürfen die Kosten nicht ins Unendliche wachsen; da müssen wir Ideen auch schon mal anders organisieren."

Siebzig Gigabit Daten für einen Panoramafilm

Mit Hilfe der amerikanischen Software-Firma Vignette können selbst technische Laien Inhalte ins Autostadt-Intranet stellen, wo sich Handels- und Fahrzeugbereitstellungs-Systeme befinden. Ordert beispielsweise ein Einzelhändler einen Golf, den der Kunde in der Autostadt abholen möchte, weiß das "Customer Care Center" (CCC) schon Bescheid, da die Bestellung automatisch in das Fahrzeugbereitstellungs-System einfließt. Rund 400 Fahrzeuge verlassen täglich die beiden mit insgesamt 800 Autos gefüllten, sechzig Meter hohen zylindrischen Türme, die "clever gemachten Hochregallager" (Hohmann). Auch die Pressedatenbank und die Points of Interest werden aus dem Content-Management-System gespeist. So kann beispielsweise das Informationsangebot ausgetauscht und aktualisiert werden. An den Informationssäulen, die sich auf dem gesamten Gelände befinden, bekommen die Besucher Zusatzinformationen zu den Pavillons, und sie können E-Mails verschicken und empfangen.

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