Törns für IT-Manager

Führung lernen unter Segeln

09.05.2005

"Das ganze Projekt des Aufenthalts an Bord steht und fällt mit den Team-Fähigkeiten", sagt Jürgen Brügmann. Seit Beginn der Sunshinecrew war er zweimal, zusammen mit Knick, als Skipper an Bord; im richtigen Leben ist er beim Transporttechnik-Hersteller Bombardier in Berlin für die SAP-Logistikanwendungen im Manufacturing zuständig. "Was man an Bord erlebt, ist reines Projektleben", meint Brügmann. "Man muss sich kennen lernen, zusammenraufen - und dem Skipper vertrauen." Konstruktives Team-Verhalten, da herrscht Einigkeit unter den Teilnehmern der bisherigen Törns, ist in IT-Projekten so wichtig wie beim Segeln. In beiden Fällen gilt es, Egoismen einem Ziel unterzuordnen und, im Zweifelsfall, Autoritäten zu akzeptieren. Knick: "Über Nacht anlegen oder mit Nachtwache weitersegeln - da kann es unterschiedliche Neigungen geben. Dann muss gelten, was der Skipper entscheidet."

Egal um welches Thema es geht: Team-Building steht an Bord immer im Vordergrund. Knick: "Dafür ist ein Segelschiff die ideale Umgebung." Das glaubt auch Irene Lautenschläger vom Baukonzern Bilfinger Berger in Mannheim. Die als IT-Managerin wie als Sportseglerin (Regattajolle) erfahrene Mecklenburgerin wird im Juli erstmals an Bord sein. Ihr geht es vor allem um gute, neue Kontakte zu IT-Fachleuten, die sie im Unternehmen womöglich verwenden kann: "Es wird intensiver sein als auf Kongressen und Seminaren an Land."

Lehrmittelfreiheit eingeschränkt

Dem stimmt Hans Peter Möschle zu. Der Vorstand der Managementberatung Theuer & Partner aus Frankfurt am Main war bisher zweimal mit an Bord. 2002 war er gar konzeptionell aktiv, als er gemeinsam mit Knick einen Teaming-Workshop initiierte. Doch manchmal stoßen die Wasser-Workshops seiner Ansicht nach auf Grenzen, wenn es um spezifischere Bildungsangebote mit komplexem Theorieteil gehen soll, etwa Grundlagen von Managementmethoden wie Six Sigma oder ITILITIL. Die Präsentations- und Arbeitsmöglichkeiten, die für effizientes Lehren und Lernen erforderlich sind, stehen auf einem Segelschiff nicht zur Verfügung; selbst für ein Flipchart ist zu wenig Platz. „Wenn wir so etwas machen wollen, müssen wir in Räume an Land ausweichen“, räumt Möschle ein. Alles zu ITIL auf CIO.de

Das wäre eine Erleichterung für jene, die mit Seekrankheit zu kämpfen haben - wie Möschle bei seinem ersten Segelseminar. "Ich habe sehr stark gelitten unter dem Geschaukel", erinnert sich der Binnenländer. Diese besonderen Umstände, die das didaktischmethodische Instrumentarium an Bord natürlich einschränkten, seien schon "ein gewisses Handicap".

Die Sunshinecrew arbeitet nicht gewinnorientiert; die Beiträge der Teilnehmer decken lediglich die Kosten, im Wesentlichen die Charter für das Boot. Für jeden Törn wird eine Seminar-Agenda aufgestellt, und zum Schluss gibt’s für jedes Crew-Mitglied eine Teilnahmebescheinigung. "Die meisten machen ihre Törns im Urlaub und bezahlen sie aus eigener Tasche", so Knick. Er vermutet allerdings: "Wenn wir 2.500 Euro kosten würden, dann würden das auch die Unternehmen bezahlen." Für eine Fahrt mit der Sunhinecrew fällt aber nur ein Betrag zwischen 500 und 600 Euro an. Abhängig von der Lage des Boarding-Hafens sind darin sogar An- und Abreise enthalten; die Verpflegung an Bord kommt allerdings dazu.

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