Emotionen im Berufsalltag zeigen
Gefühlsunterdrücker schaden sich
Wer im Job keine Gefühle zeigen darf, arbeitet nicht nur weniger und weniger gut, sondern ist auch schlechter gelaunt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Wissenschaftler Daniel Beal von der texanischen Rice University, Christine Jackson von der Purdue University in Indiana und John Trougakos von der Universität Toronto.
"Unemotional und neutral im Umgang mit anderen zu sein, ist die Definition meiner Arbeit", zitieren die Forscher beispielsweise einen Richter. Warum Angestellte im Job ihre Emotionen - negativ wie positiv - verbergen und unterdrücken, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Ein Richter etwa möchte sicher vermeiden, parteiisch zu wirken. Mitarbeiter in der Notaufnahme vermitteln durch ihre Neutralität eine höhere Kompetenz, Polizisten oder Feuerwehrmänner wollen durch eine neutrale Herangehensweise die Kontrolle in schwierigen Situationen behalten. Auch Vermittler, Journalisten und Marktforscher zählen zu den Berufsgruppen, in denen besonders häufig Emotionen unterdrückt werden.
In Experimenten kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Gefühlsunterdrücker indirekt mit weniger Ausdauer an die Arbeit gehen und Aufgaben eher vermeiden als diejenigen, die Gefühle zeigen. Wenn im Job Gefühle unterdrückt werden, wirkt sich das nicht nur auf die Leistung aus, sondern auch auf das persönliche Empfinden der Unterdrücker. In den Experimenten der Wissenschaftler war die Gemütslage der Gefühlsunterdrücker schlechter als die der Probanden, die ihre positiven Emotionen im Job zeigten.
Auch die Wirkung der Unterdrücker auf andere wurde untersucht: Gesprächspartner reagierten weniger positiv, wenn sie mit einem Gefühlsunterdrücker zu tun hatten. Außerdem wurden die Servicequalität und die Einstellung gegenüber dem Unternehmen an sich dann schlechter bewertet.