Holding-Firma Alphabet
Google baut sich ein größeres Dach
Das an der Börse derzeit mit um die 445 Milliarden Dollar kapitalisierte Unternehmen laufe gut, könne aber sauberer und erklärlicher aufgestellt werden, schreibt Mitgründer Larry Page im offiziellen Firmenblog. Zu diesem Zweck gründet GoogleGoogle nun Alphabet, erreichbar unter dem amüsanten URL http://abc.xyz. Page, zuletzt CEO von Google, wird CEO von Alphabet; Kompagnon Sergey Brin lässt sich President auf die Alphabet-Visitenkarten drucken. Den Chefsessel für die bei Google verbleibenden Internet-Aktivitäten besetzt der mächtige bisherige Produktchef Sundar Pichai. Laut "Business Insider" war diese neue Struktur übrigens im Prinzip schon seit vier Jahren in der Mache. Alles zu Google auf CIO.de
Alphabet ist laut Page "zuvorderst eine Ansammlung von Firmen". Deren größte ist - und bleibt sicher auch auf absehbare Zeit - Google, von dem jetzt die allzu weit vom Kerngeschäft rund um die Internet-Suche entfernten Aktivitäten abgetrennt werden, als da wären Life Sciences und Lebensverlängerung (Calico), die zugekauften Nest-Geräte für das Smart Home, das "Geheimlabor" Google X für die Suche nach neuen technologischen Durchbrüchen (wie vielleicht die "Wing"-Lieferdrohnen), Google Ventures und Google Capital für die Finanzierung von Startups und langfristigen Technologie-Trends sowie last, but not least Google Fiber für Breitband-Infrastruktur. "CNN Money" hat die neue Struktur dankenswerterweise bereits eingängig visualisiert:
So sieht Alphabet also aus: pic.twitter.com/YR8srbZQLC
— COMPUTERWOCHE (@COMPUTERWOCHE) 11. August 2015
Die auf eigene Füße gestellten Unternehmungen sollen künftig unabhängiger und unter jeweils starker Führung besser prosperieren, schreibt Page. Diese Struktur erinnert an die Berkshire Hathaway Inc. von Starinvestor Warren Buffett, ein erklärtes Vorbild von Larry Page. Er werde gemeinsam mit Brin die Sparten-CEOs auswählen, deren Gehälter festlegen und ihnen bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite stehen, schreibt Page. Ab dem vierten Quartal sollen dann auch die Ergebnisse von Google getrennt von den zusammengefassten der restlichen Alphabet-Firmen ausgewiesen werden. Im vergangenen Jahr hatte Google 89 Prozent seiner Erlöse von insgesamt 66 Milliarden Dollar mit Anzeigen im Umfeld von hauptsächlich Suche und YouTube erzielt, schreibt das "Wall Street Journal"; der nächstgrößte Umsatzblock waren die Verkäufe von Apps, Musik und Filmen über den Play Store auf Android-Geräten.
Welch große Stücke Larry Page auf den neuen Google-Chef Sundar Pichai hält, kann man aus dem Blogpost sehr gut herauslesen. "Sundar sagt schon seit einer ganzen Weile die Dinge, die ich gesagt hätte (und teilweise besser!)", schreibt Page, der unter einer Stimmbanderkrankung leidet und deswegen nur noch sehr selten öffentlich spricht. Google hatte Pichai in den vergangenen Jahren bereits sukzessive immer mehr Verantwortung übertragen. Der bisherige Produktchef werde wie gehabt auf Innovation fokussiert bleiben und "Grenzen verschieben". Unter dem Dach von Google verbleiben übrigens die mobile Plattform Android und auch der Videodienst YouTube (den wie gehabt Susan Wojcicki steuert, die nun an Pichar statt Page berichtet).
Googles bisheriger Business-Chef Omid Kordestani wird "Berater" für Alphabet und Google. Der häufig als "Seele von Google" bezeichnete Mitarbeiter Nummer 11 nach der Firmengründung im Jahr 1998 bekommt drei Nachfolger, die ihre Google-Karrieren allesamt außerhalb der USA starteten. Einer davon ist einer Meldung von "Re/code" zufolge der einstige Deutschlandchef Philipp Schindler, künftig Vice President Sales and Operation. Der frühere AOL-Vertriebler war 2005 zu Google gewechselt und arbeitete von 2009 bis 2014 Kordestanis Vorgänger Nikesh Arora zu. Ihm stehen Daniel Alegre als Director of Partnerships die frühere Asia-Pacific-Chefin Lorraine Twohill als Director of Marketing zur Seite.