Holding-Firma Alphabet
Google baut sich ein größeres Dach
- Eric Schmidt
Zieht als Executive Chairman von nun Alphabet weiter im Hintergrund Strippen.
Börsentechnisch ersetzt die Holding Alphabet Inc. die bisherige Google Inc. als öffentlich gehandelte Entität. Bisherige Google-Aktien werden 1:1 mit allen Rechten in Alphabet-Anteilscheine umgewandelt. Google wird eine vollständig Alphabet gehörende Tochterfirma ("wholly-owned subsidiary"). Die beiden Aktienklassen werden an der Technologiebörse Nasdaq weiterhin unter den Tickersymbolen "GOOGL" und "GOOG" gehandelt. Die neu Holding solle aber keine große Consumer-Marke mit eigenen Produkten werden, schließt Page - "es geht einfach darum, dass Alphabet-Firmen Unabhängigkeit bekommen und ihre eigenen Marken entwickeln". Ach ja: Auch wenn es nirgends größer erwähnt wird - Eric Schmidt, der vor Page zehn Jahre an der Spitze von Google stand, bleibt Executive Chairman, jetzt halt von Alphabet.
Really excited about the vision and brilliance of Sundar.. he's going to be a great CEO! http://t.co/2bqtPEjoQH
— Eric Schmidt (@ericschmidt) 10. August 2015
Der Finanzdienst Bloomberg erkennt in der neuen Struktur nicht zuletzt die Handschrift der neuen Google-Finanzchefin Ruth Porat, die sich bei ihrem Amtsantritt mehr finanzielle und buchhalterische Transparenz für den breit gefächerten und weiteverzweigten Konzern auf die Fahnen geschrieben hatte. Investoren hatten dies im Prinzip schon seit dem Börsengang im Jahr 2004 immer wieder gefordert. "Ich verspreche, direkt mit Ihnen zu sein", hatte die von Morgan Stanley gewechselte Porat Finanzanalysten versprochen. "Ich werde Ihnen keine Geschäftsgeheimnisse verraten, aber mein Ziel ist es, dass Sie das Geschäft so gut wie möglich verstehen können." Die Im Mai zu Google gewechselte Wall-Street-Veteranin wird im Zuge des Umbaus CFO von sowohl Alphabet als auch Google.
Google will Innovationen am Laufen halten
Google habe jetzt auf die Wall Street gehört und versuche, gleichzeitig seine Innovation am Laufen zu halten, schreibt die "New York Times" - dazu trenne das Unternehmen seine Geldbringer Websuche und -werbung von den "Moonshot"-Aktivitäten. Die Neuaufstellung sei der bislang weitreichendeste Schritt eines Silicon-Valley-Konzerns in dem Bemühen, sein ausuferndes Business wieder besser in den Griff zu bekommen - ein Problem, mit dem auch andere, längst weit über das ursprüngliche Kerngeschäft hinausexpandierte Unternehmen wie Facebook und Amazon (das immerhin heuer erstmals die Ergebnisse von AWS separat ausgewiesen hat) konfrontiert sind. Google formalisiere den Portfolio-ähnlichen Ansatz seiner verschiedenen Geschäftsbereiche.
"Es wurde immer schwieriger und schwieriger, die Kosten einiger Projekte zu verstecken", insbesondere solcher, die zum Scheitern verurteilt waren, zitiert das "WSJ" einen früheren Google-Manager. "Es ist einfacher, das Kerngeschäft zu nehmen und wie eine Fortune-500-Firma zu betreiben," getrennt von den spekulativeren Tätigkeiten. Und Google könnte so gegebenenfalls natürlich auch einfacher eines oder mehrere der experimentellen Geschäftsfelder abspalten, bemerkt der Analyst Jan Dawson von Jackdraw Research.
- Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden. - Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte. - Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz. - Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot. - Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte. - Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär. - ... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google. - Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht. - Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden. - Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert. - Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird. - Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau. - Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum. - Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden. - Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen. - Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website. - Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück. - Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben. - Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt. - Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent. - Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten. - Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos. - Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.
Dawson geht auch davon aus, dass Anleger künftig besseren Einblick in die Profitabilität der unterschiedlichen Geschäftsbereiche erhalten. "Unter dem Strich ändert sich zwar nichts", so der Experte, "aber zumindest weiß man, welches die beweglichen Teile sind." Die einflussreiche Journalistin Kara Swisher wertet den Umbau im "Re/code"-Blog als "effektive Nachricht an die Wall Street, die Konzernstruktur klarer zu machen - auch wenn sie nicht wirklich anders ist als vorher." Die verschiedenen Bereiche seien vorher bei Google-CEO Larry Page zusammengelaufen und liefen jetzt bei Alphabet-CEO Larry Page zusammen: "Mit anderen Worten: Die Kinder bleiben Kinder, aber man kann jetzt möglichweise sehen, was das kostet (eine Menge!)."