Wearable Computing

Google Glass bereitet den Weg



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Was solche Einschätzungen und den Schutz der Privatsphäre anbelangt, hatte der Google-Chairman und frühere Chef des Internet-Konzerns Eric Schmidt bereits im Frühjahr in einem "BBC"-Interview eingestanden, dass die Benutzung von Wearables wie Glass erst einmal gesellschaftliche Akzeptanz finden müsse. Das Unternehmen hoffe jedoch auf eine Selbstregulierung, da es mit anderen Technologien, etwa Smartphones, ähnliche Probleme gebe.

Immerhin hat Google versprochen, Gesichtserkennung via Google Glass zu unterbinden, solange keine entsprechenden Sicherheitsfunktionen existierten. Vectorform-Mann Foreman berichtet außerdem, dass heimliches Fotografieren und Filmen mit der Datenbrille, - so sehr dabei die Chance auf besonders natürliche Aufnahmen reize - kaum möglich sei, da das Gerät dabei anders als etliche Smartphones ein Blinksignal sende. Darüber hinaus sei Google Glass bei Videoaufnahmen als Standard nur auf eine Zehn-Sekunden-Sequenz eingestellt.

Ein großes Akzeptanzproblem sieht der in Detroit ansässige Foreman für die Brille aber ohnehin nicht. Trage man sie in der Öffentlichkeit, reagierten andere Leute auf Google Glass in erster Linie verwirrt, neugierig oder begeistert, nur selten aber beunruhigt. In letzterem Fall schiebe er einfach das Gerät wie eine Sonnenbrille nach oben in die Haare.

Interessanterweise berichtet Foreman außerdem, dass er mit Glass deutlich weniger Daten konsumiere als mit seinem Smartphone - aus dem einfachen Grund, weil er von der Brille ständig auf dem Laufenden gehalten werde und die Notwendigkeit wegfalle, regelmäßig einen Blick auf das Display mit all seinen Verlockungen durch Apps und Services zu werfen.

Bislang nur wenige Anwendungen

Im Vergleich zu Smartphones oder Tablets ist Google Glass mit relativ wenigen Grundfunktionen und Anwendungen ausgestattet. So besteht das Sortiment an Apps, die nur auf https://glass.google.com/myglass aktiviert werden müssen, noch aus wenigen Anwendungen. Dazu zählen Eigenentwicklungen wie Google+, Gmail, Google Now oder Google Field Trip. Als "Killerapplikation" sieht Foreman dabei Google Maps. Der in Detroit ansässige Brillenträger berichtet begeistert, wie er sich dank Fußgängernavigation und Ausgehtipps problemlos im unbekannten New York zurechtgefunden habe, ohne das Smartphone zu zücken.

Mit Mercedes und Google Glass ans Ziel

Von Anfang an sind aber auch Evernote oder Tumblr dabei. Hinzu kommt eine allmählich wachsende Zahl an Apps von Drittentwicklern für die Datenbrille, auch bekannt als Glassware. So erforscht der deutsche Autobauer Mercedes die Möglichkeiten, den Fahrer nach dem Abstellen des Fahrzeugs mittels Google Glass zu Fuß zum endgültigen Zielort weiterzuleiten.

Das von dem Unternehmen Dapper Vision, einer Gründung zweier Studenten, ins Leben gerufene Projekt OpenGlass nutzt das Device, um Sehbehinderten bei der Orientierung zu helfen. Mit der App "Question-Answer" können sie via Sprachsteuerung Fotos schießen und an OpenGlass weiterleiten, anschließend geben ihnen Helfer Auskunft. "Memento" funktioniert ähnlich, nur werden die mit Glass geschossenen Fotos mit vorab aufgenommenen Bildern verglichen - gibt es Übereinstimmung, werden die zugehörigen Informationen abgerufen.

Vectorform selbst hat bereits eine Anwendung zur Home-Automatisierung mit Google Glass entwickelt, bei der über natürliche Sprachkommandos die Haustür entriegelt, die Temperatur der Klimaanlage geregelt oder die Jalousien heruntergefahren werden können. Foreman kann sich darüber hinaus aber noch eine Reihe weiterer Applikationen vorstellen, die die Möglichkeiten von Google Glass ausreizen. Wenngleich die Sprachsteuerung schon ziemlich ausgereift sei, denkt der Vectorform-Mann dabei außerdem auch an die Kombinationen mit neuen Benutzerschnittstellen, angefangen von Gestensteuerung wie bei MicrosoftMicrosoft Kinect bis hin zu der Steuerung über das von Muskeln gesteuerte Myo-Armband oder gar zu Gedankenübertragung. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Neue Interaktion von Mensch und Computer

Obwohl noch im Betastadium, handelt es sich bei Glass um eine völlig neue Kategorie von Unterhaltungselektronik. Ziel sei, die Interaktion zwischen Mensch und Computer zu revolutionieren, erklärt Foreman. Er und sein Team seien begeistert von den Vorteilen, die das Konzept und die Technik von Google Glass mit sich brächten. Für sie sei es möglich geworden, außergewöhnliche neue Erfahrungen zu machen und Anwendungen zu kreieren, die zuvor nicht möglich gewesen seien.

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