Einzelne Player müssen noch zusammenfinden
Gründerzeitstimmung im Mobile Payment
Noch keine dominante Lösung in Sicht
Die Zahl der Versuche, auf dem Markt für Mobile Payment Fuß zu fassen, ist zuletzt rasant gewachsen. GFT-Experte Bernd-Josef Kohl glaubt, dass damit alternative Bezahlvorgänge immer stärker in den Fokus der Anwender gelangen werden. Allerdings: Angesichts der Vielfalt wird es wohl in absehbarer Zeit auch keine dominante Lösung auf dem Markt geben, sondern eine Koexistenz mehrerer Systeme. "Dennoch hat sich mit dem Eintritt der Internet-Unternehmen und Start-ups ein entscheidender Wandel vollzogen", meint Kohl. "Die neuen Akteure am Markt sind kooperationsbereiter."
Seit Jahren warten Marktbeobachter auf den Durchbruch der mobilen Zahlungsweise - vergeblich. Ein Grund dafür war, dass die potenziellen Schwergewichte am Markt, also BankenBanken, Telekommunikationsanbieter oder Kreditkartendienstleister sich nicht gerade gegenseitig gefördert haben. "Wären schon vor Jahren die richtigen Partner aus der Banken- und Telekommunikationswelt sowie dem Einzelhandel zusammengekommen, wäre die Frage nach dem Marktführer längst entschieden", glaubt Bernd-Josef Kohl. Doch nun treten die Newcomer aus der Internet-Start-up-Szene ins Geschehen ein und wecken neue Fantasien. Top-Firmen der Branche Banken
Die Kehrseite der Medaille: Welche Geschäftsmodelle sich durchsetzen ist unklarer denn je. Noch immer gibt es keine Standards, die auf dem Markt für Mobile Payment absehbar sind. Genauso wenig ist bislang erkannt worden, wofür sich der Verbraucher am ehesten begeistern wird. Die Vielzahl an Lösungen macht den Markt für Kunden extrem unübersichtlich und kompliziert. Einzelne Akteure werden aber in dem komplexen Markt kaum Standards setzen können.
Mit den neuen Playern aus der Digitalwirtschaft scheint sich das zu ändern. Google hat für seine "Wallet" eine breite Allianz mit Vertretern der Finanzwirtschaft und dem Einzelhandel geschmiedet und sich sogar der Unterstützung aus der Politik für einen Feldversuch in New York versichert.
An Square hat sich Starbucks beteiligt - unter anderem, um die Payment-Lösung zunächst in 7000 US-Filialen einzuführen. Denkbar ist noch viel mehr: Wenn Square erst GPS in seine Lösung integriert hat, könnte das Handy gleich im Laden identifiziert werden, das Personal bekommt den Namen und das Foto des Kunden zur Identifikation auf einem Bildschirm angezeigt. Der Kund gibt dann nur noch die Bestellung auf. Die Zahlung verläuft automatisch im Hintergrund.
NFC könnte den Durchbruch schaffen
Derzeit hinkt Mobile Payment der dynamischen Entwicklung im Mobile Commerce noch deutlich hinterher. Wenn die Kassiererin im Supermarkt die Endsumme für den Einkauf berechnet hat, zücken die Deutschen nach wie vor die Geldbörse oder EC-Karte. Die etablierte Finanzwirtschaft muss aber aufpassen, dass sie ihre Vormachtstellung an dieser Stelle nicht verliert. "Wohl kaum ein Bereich des klassischen Bankgeschäfts befindet sich derart in Bewegung wie der Zahlungsverkehr. Neue Dienstleister für Payment-Lösungen machen den Banken das Leben schwer und den Kunden abspenstig", meint Bankenexperte und Blogger Hansjörg Leichsenring.
Abwarten, bis Standards im mobilen Zahlungsverkehr zu erkennen sind, erscheint kaum als die richtige Strategie. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich am Ende NFC als Technologiegrundlage durchsetzen wird, ist groß. NFC verbreitet sich jetzt zunehmend auf den gängigen Smartphones. Samsung hat sein Galaxy ab der Version S3 mit einem NFC-Chip ausgestattet. Auch Nokia hat frühzeitig Modelle NFC-fähig gemacht und ebenso gibt es inzwischen Geräte von HTC, Sony oder BlackberryBlackberry mit dem Chip. Heute beinhaltet bereits etwa jedes vierte verkaufte Smartphone einen NFC-Chip. Alles zu Blackberry auf CIO.de