Innovations-Management
Gute Idee!
CIO: Herr Dietrich, kann man sagen, dass Prozessinnovation eher aus der IT und weniger aus dem Fachbereich kommt?
Dietrich: Nein, das denke ich nicht.Man kann gar nicht so scharf trennen zwischen Innovationen im Prozess und Innovationen im Produkt oder auch Innovationen im Geschäftsmodell.Das überlappt sich teilweise sogar.
Straub: Ich würde gar nicht differenzieren zwischen Fachbereich und IT. Sie sind ein Team. Jeder bringt seine Skills mit, der Fachbereich natürlich auch seine Nöte und seine Anforderungen aus der operativen Arbeit. Die IT bringt übergreifende, aber auch technologische Ideen ein. Gemeinsam kommt eine Innovation heraus, die auch wirklich umgesetzt werden kann, und nicht eine, die irgendwann versandet.
Lorenz: Unsere IT-Business-Aligment-Struktur sorgt dafür, dass wir in unterschiedlichsten Gremien – von endanwendernahen bis hinauf ins Top-Management – diesen Dialog fördern.Wir verabschieden beispielsweise durch ein IT/Business Integration Board unsere IT-Planung. Das ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Beurteilung von Projektideen und die Ideenfilterung.
CIO: In der weltweiten Studie „State of the CIO “wurde gefragt, wer die Ideen treibt. Die Antwort war: zu 80 Prozent der CIO, dann kam der Fachbereich mit 69 Prozent.Wie sehen Sie das?
Straub: Die Quellen sind gemeinsame Ideen. Der CIO hat die Verantwortung abzuschätzen, ob die Innovation so reif ist, dass sie in ein oder zwei Jahren operativ umgesetzt werden kann, oder ob sie eher Forschungscharakter hat. Nehmen Sie das RFID-Thema: Vor zwei, drei Jahren hieß es, das müssen wir im Kleinen ausprobieren. Das können wir noch nicht in die Fläche reinbringen. Diese Verantwortung hat der CIO.
Lorenz: Beim Thema Treiben muss man sehen, in welcher Phase des Innovations- oder Ideengenerierungsprozesses man sich befindet. Ich glaube nicht, dass der CIO der alleinige Ideengeber sein kann. Das funktioniert nicht. In der Umsetzung muss er aber die Weichenstellungen vornehmen. Aus meiner Sicht wandelt sich die Rolle des CIOs von einem Mentor, Coach und Kommunikator zu einem, der die Verantwortung dafür übernimmt, dass die beschlossenen ProjekteProjekte konsequent umgesetzt werden.
Wehner: Der CIO kann nicht alleine Innovationen treiben. Die Moderatorenrolle finde ich persönlich recht passend. Er muss mit seinem Team daran arbeiten, dass Innovationen zustande kommen; dafür muss er die wesentlichen Ideen herausfiltern.
Straub: Der CIO hat nicht nur eine Moderatoren-, sondern auch eine Integratorenrolle. Damit meine ich eine gewisse Governance im Sinne von StandardisierungStandardisierung. Das heißt, man hat Entwicklung, Produktion,Vertrieb und Querschnittsfunktionen.
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CIO: Wie schafft man es, zu Beginn einer Innnovation schon zu standardisieren?
Lorenz: Wir müssen diese Integratorenrolle auch im Sinne von Richtlinienkompetenz wahrnehmen. Und zwar aus dem einen Grund, um spätere Innovationen auch wirklich zu ermöglichen. Nirgendwo gibt es grenzenlose Budgets. Wenn wir es schaffen, den IT-Betrieb kostengünstig darzustellen, schaffen wir auch Raum für Innovationen. Das ist eine der primären Aufgaben des CIOs. Dabei begeben wir uns natürlich auf eine Gratwanderung, weil wir damit Bereiche definieren müssen, in denen wir vielleicht die Standardisierung und KonsolidierungKonsolidierung zunächst einmal über die Innovation stellen müssen.
Straub: Ein Beispiel, wo beides nur zusammen läuft, ist Product-Lifecyle-Management. Was schaffe ich dadurch? Vorne in der Entwicklung kommen die Änderungenherein, sie kommen aber auch zeitnah durch Product-Lifecyle-Management in die Produktion. Das ist für mich eine Innovation. Das schaffe ich aber nur durch einheitliche Standards auf der Stücklistenebene. Deshalb ist Innovation in einer gewissen Weise auch Standardisierung. Was aber nicht heißt, dass ich gleich alles durch die Standardisierungbrille sehe. Innovation muss ja Freiräume generieren.
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CIO: Gibt es ein Gremium, das sich speziell um Innovationen kümmert, oder geschieht das im Rahmen des Portfolio-Managements?
Straub: Wir haben in den großen Häusern der Automobilbranche das Ideenwettbewerbsthema auf der Mitarbeiterseite. Diese Ideen gehen natürlich in die entsprechenden Fachbereiche oder Gremien hinein.
Schirra: Wichtig ist, Freiräume mit Rückendeckung der Unternehmensleitung zu schaffen. Das können Foren sein, in denen über Innovation gesprochen wird. Innovation setzt nämlich auch Freisetzung von Ideen voraus. Und die können im straff organisierten Tagesgeschäft nur zu leicht untergehen. Es kommt darauf an, dass man möglichst viele Innovationsquellen anzapft. Es mangelt in Deutschland an innovativen Produkten. Nur innovative Produkte schaffen Mehrwert. Von 1200 Ideen werden 500 relativ schnell platt gemacht. Also bleiben 700. Die wandern durch die verschiedenen Bereiche, werden nochmals beleuchtet. Am Ende bleiben nur zehn, aus denen marktreife Produkte werden. Das zeigt, was in Deutschland notwendig ist:Wir müssen eine riesige Bugwelle an Ideen vor uns herschieben, damit überhaupt marktreife Produkte herauskommen.