Grundig IT sendet auf mehreren Kanälen
Haltung wahren in der Insolvenz
Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
Thales IS bietet gegen Lufthansa Systems
Lufthansa Systems (LHS) und Thales IS waren bis zuletzt im Rennen, allerdings erwiesen sich einige Konditionen der LHS für Grundig als inakzeptabel. So sollte es beispielsweise nur befristete Arbeitsverträge mit zunächst 24, dann 36 Monaten geben. Auch die Standortgarantie wäre nur über 36 Monate gelaufen, wobei von vornherein eine Verlagerung des Rechenzentrums nach München geplant war. Somit fiel die Entscheidung schließlich für Thales - nicht zuletzt, weil der Dienstleister in der Lage war, die Organisation zunächst unverändert zu übernehmen. Die Franzosen planen, den Standort Nürnberg als Zentrum für ihre Outsourcing-Aktivitäten in Deutschland auszubauen.
Unter dem neuen Dach setzt Regn, jetzt für Thales als Leiter Service Delivery OutsourcingOutsourcing in Deutschland tätig, auf strategische Kontinuität. Die Grundstruktur des bisherigen Zentralbereichs Informationstechnologie der alten Grundig AG bleibt vorerst im Wesentlichen bestehen. Sie setzte sich zusammen aus den fünf Bereichen Controlling, SecuritySecurity, Infrastruktur, SAPSAP Application und Engineering Data Management. Letzteres wurde jedoch zum 1. März komplett an Delphi/CIS transferiert, weil dort der Bereich Car Audio über eine sehr große Entwicklungsmannschaft mit hohem Support-Bedarf verfügt, während die anderen Einzelfirmen kaum mehr Entwicklungsarbeitsplätze haben. Alles zu Outsourcing auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de Alles zu Security auf CIO.de
Wichtigstes Asset der Grundig IT war und ist das SAP-R/3-System - hinsichtlich der Unterstützung aller wesentlichen Prozesse wie auch der personellen Ausstattung. Im Rahmen der Neuausrichtung der IT auf separate Geschäftsbereiche muss Regns Mannschaft hier den größten Aufwand betreiben. Als Hauptproblem hat sich dabei die vorhandene Datenstruktur erwiesen. Unter dem einheitlichen Konzerndach der Grundig AG war als oberste Hierarchieebene lediglich ein Mandant notwendig, darunter waren verschiedene Buchungskreise angelegt. "Wir mussten nach der Zerschlagung des Unternehmens ein Mandanten-Split-Projekt starten, bei dem die Buchungskreise der einzelnen Bereiche herausgetrennt und in neue Mandanten überführen werden."
Dabei geht es weniger um Datensicherheit als vielmehr um das Separieren bisher gemeinsam genutzter Grunddaten wie Materialstamm, Bauteilebezeichnungen oder Kreditoren und Debitoren. Erst mit der neuen Mandantenstruktur können die Einzelunternehmen auch nach und nach eigene Strukturen einführen.
Offene Fragen gab es bis zuletzt noch um die konkrete technische Durchführung. Ein von SAP angebotenes Verfahren erschien in der bisherigen Form als ungeeignet. SAP sah vor, einen oder mehrere Mandanten aus einem bestehenden herauszulösen und auf eine andere, externe Hardwareplattform zu übertragen. Nach Gesprächen erklärten sich die Walldorfer bereit, auch das von Grundig bevorzugte Splitting-Verfahren auf Basis der bestehenden Systemumgebung zu unterstützen. Die Beibehaltung der vorhandenen SAP-Hardware ist Regn vor allem wegen ihrer ungewöhnlich hohen Stabilität sehr wichtig: Die auf zwei Rechenzentren verteilte Cluster-Lösung mit HP-Alpha-Maschinen und dem True-64-Unix-System glänzte in den vergangenen 15 Monaten mit 100 Prozent Verfügbarkeit - ein Wert, von dem viele Organisationen nur träumen.