Milliarden-Standard

Happy Birthday: Bluetooth wird 20

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
1998 gründeten einige Unternehmen die Bluetooth Special Interest Group (SIG) um mit Bluetooth kabellose Alternativen zur Verbindung unterschiedlichster Devices zu entwickeln. Es entstand eine Organisation mit über 33.000 Mitgliedern. Und deren Produkte revolutionierten unseren Alltag.
Kabelverhau? Dank Bluetooth muss das nicht sein.
Kabelverhau? Dank Bluetooth muss das nicht sein.
Foto: chombosan - shutterstock.com

Ins Auto einsteigen und das Smartphone ist mit der Freisprecheinrichtung verbunden; das Kabelgewirr beim Musik hören ist Vergangenheit; das Tablet wird mit der schnurlosen Tastatur zum Notebook-Ersatz und dank Bluetooth verbindet sich das Smartphone beim Heimkommen mit den unterschiedlichsten Devices und übernimmt deren Steuerung. Im positiven wie auch negativem Sinn prägt Bluetooth heute unseren modernen digitalen Alltag.

Sicherheitsfragen

Negativ, weil sicherlich schon jeder vergeblich Stunden damit verbrachte, zwei Bluetooth-Devices miteinander zu koppeln, die partout nicht kommunizieren wollten. Negativ aber auch, weil der drahtlose Kurzstreckenfunk Bluetooth in seiner 20jährigen Geschichte immer wieder durch Sicherheitsprobleme von sich reden machte. Besonders Bluetooth-Implementierungen mit statischer Schlüsselvergabe und PIN-Codes mit lediglich vier Ziffern und weniger gelten heute als unsicher.

Infrarot gegen Funk

Der Klassiker: Schnurlose Kopfhörer die per Bluetooth an ein Device gekoppelt werden.
Der Klassiker: Schnurlose Kopfhörer die per Bluetooth an ein Device gekoppelt werden.

Doch von diesen Problemen und der Erfolgsstory war man 1998 noch weit entfernt als Ericsson, Nokia, IBMIBM, Toshiba und Intel die Bluetooth Special Interest Group gründeten. Zu einer Zeit in der zahlreiche namhafte IT-Player wie HPHP, Digital, IBM oder MicrosoftMicrosoft im Kurzstreckenbereich noch auf die Datenübertragung per Infrarottechnik setzten. Alles zu HP auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

Dazu hatten sie erst 1993 die Infrared Data Association IrDA gegründet. Doch der Newcomer Bluetooth hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Infrarot-Technik: Er benötigte keine Sichtverbindung zwischen den Geräten. Zudem wartete Bluetooth mit einer höheren Reichweite auf. Im Gegensatz zum WLANWLAN, das zu dieser Zeit ebenfalls seinen Siegeszug startete, verfügte Bluetooth über eine geringere Reichweite und eine niedrigere Geschwindigkeit, konnte dafür aber mit einem sehr niedrigen Stromverbrauch punkten. Alles zu WLAN auf CIO.de

Namenspatron König Blauzahn

Der Name Bluetooth bezieht sich auf Harald I. "Blauzahn" (Bluetooth) Gormson, der im 10. Jahrhundert König von Dänemark und Norwegen war. Für den nordischen Namensgeber entschied man sich aufgrund der maßgeblichen Beteiligung von Nokia und Ericsson an der Entwicklung des Standards. Dabei ist die SIG mittlerweile bei der Bluetooth-Version 5 angelangt, die 2016 offiziell angekündigt wurde. In der jüngsten Version wurde die Reichweite auf 200 Meter erhöht und die Datenrate soll jetzt im Mbit/s-Bereich liegen. Zudem soll sich ein Device mit zwei Bluetooth-Geräten gleichzeitig verbinden können.

Protokolle und Profile

Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Hier haben Tüftler etwa ein Bluetooth-Bratenthermometer entwickelt.
Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Hier haben Tüftler etwa ein Bluetooth-Bratenthermometer entwickelt.
Foto: Coolstuff.de

Neben der Frage nach der Protokollversion spielt bei der Kompatibilität zwischen unterschiedlichen Geräten auch die Unterstützung des Profils eine Rolle. Diese Profile definieren bei Bluetooth welche Services ein Gerät unterstützt. Hierzu gibt es mittlerweile über 30 Bluetooth-Profile und demnächst dürfte die 40er Marke geknackt werden. Grundsätzlich war die Idee der unterschiedlichen Profile genial, denn so konnten für die unterschiedlichsten Geräte verschiedene Services realisiert werden - etwa Faxen, Drucken, eine Audioübertragung oder die Einwahl ins Internet.

Gleichzeitig ist diese Vielfalt an Profilen auch der größte Nachteil von Bluetooth, denn es ist nirgends definiert, welche Profile ein Gerät nun unterstützen muss. Und genau hier liegen oft die Gründe für Inkompatibilitäten, etwa wenn das Car-Infotainment für den Internet-Zugang das Bluetooth DUN (Dial-up Networking Profile) erwartet, das neue Smartphone aber nur das Personal Area Networking Profile (PAN) unterstützt.

Probleme, die den Erfolg von Bluetooth dennoch nicht bremsten. Prognosen gehen davon aus, dass 2018 fast vier Milliarden Bluetooth-Geräte ausgeliefert werden. Diese kommen in den unterschiedlichsten Bereichen zu Einsatz. Die SIG sieht für Bluetooth aktuell folgende Einsatzszenarien:

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