Gesundheitswesen
Hartes Urteil von Accenture
Die Accenture-Studie "Vernetztes Gesundheitswesen: Der Weg zu einer integrierten Gesundheitsversorgung" basiert auf einem vergleichsweise sehr großen Datenmaterial: 160 Interviews mit Gesundheitsexperten aus Politik, Praxis und Wissenschaft, einer Umfrage unter 3700 Ärzten und der Analyse aktueller Fachliteratur mit zehn Fallbeispielen in den acht Ländern Australien, Deutschland, England, Frankreich, Kanada, Singapur, Spanien und den USA. Sie kann deshalb durchaus als repräsentativ gelten.
3 Stadien auf dem Weg zur Vernetzung
Accenture sieht drei verschiedene Stadien auf dem Weg zu einer Vernetzung des Gesundheitswesens: Nutzung von IT im Gesundheitswesen, Austausch von Gesundheitsinformationen und "Insight Driven Healthcare" (Nutzung von Gesundheitsinformationen zur Verbesserung von Qualität und Kosten im Gesundheitswesen). Die Entwicklungen in diesen drei Bereichen werden vorsichtig optimistisch als „zwiespältig, aber ausbaufähig" beschrieben.
Im einzelnen diagnostiziert die Accenture-Studie: Die meisten Ärzte in der Primärversorgung würden grundlegende Computersysteme verwenden, "die jedoch häufig überholt und auf die Praxisverwaltung beschränkt sind". Patienten- oder Klinikmanagementsysteme seien erst selten anzutreffen.
Über den Austausch von Gesundheitsinformationen im Zusammenhang mit der Einführung der eGK heißt es lapidar: "Experten sind optimistisch, dass das Smartcard-System in Deutschland irgendwann die Grundlage für eine intensivere Nutzung von IT im Gesundheitswesen darstellen wird." Dies werde vor allem dann geschehen, "wenn Patienten an das System glauben und sich für die freiwilligen Komponenten entscheiden, die ein größeres Potenzial für die Förderung eines stärkeren Austauschs von Gesundheitsinformationen bieten."
Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit "ziemlich begrenzt"
Die Nutzung von Gesundheitsinformationen zur Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sieht Accenture als "ziemlich begrenzt". Experten würden jedoch eine neue Innovationswelle im Gesundheitswesen prognostizieren, die dadurch unterstützt werde, dass bis zum Jahr 2015 in 75 Prozent der Privathaushalte und Unternehmen in Deutschland ein Breitbandzugang zum Internet vorhanden sein wird. Man geht bei Accenture offenbar davon aus, dass sich diese Entwicklung automatisch positiv auf das Gesundheitswesen auswirken wird. Man wird sehen, ob das mehr als ein frommer Wunsch bleiben wird.