Schlechte Aussichten
Hiobsbotschaften belasten die Deutsche Post
Für die Post läuft es nicht gut in diesem Jahr. Eine Grippewelle erfasste viele Zusteller, die Kosten auf dem Heimatmarkt liefen aus dem Ruder. Vorstandschef Frank Appel musste sein Gewinnziel für 2018 kassieren und leitete einen Sparkurs mit Stellenstreichungen ein. Praktisch als Erster musste der langjährige Chef des Brief- und Paketgeschäfts, Jürgen Gerdes, seinen Hut nehmen.
Nicht nur, dass die Deutsche PostDeutsche Post ihre Betriebs- und Personalkosten nicht im Griff hatte: Vorerst bleiben wohl auch erhoffte Mehreinnahmen aus. So muss der Konzern mit der eigentlich für den Jahreswechsel geplanten Erhöhung des Briefportos warten. Die Bundesnetzagentur legte das Genehmigungsverfahren auf Eis, weil die Post nicht alle notwendigen Daten eingereicht habe. Jetzt soll die Entscheidung bis Mitte 2019 fallen. Das Porto für Standardbriefe war zuletzt 2016 von 62 auf 70 Cent gestiegen. Jetzt steht laut Medienberichten eine Erhöhung auf 80 Cent im Raum. Preiserhöhungen im lizenzierten Briefgeschäft muss die Bundesnetzagentur genehmigen. Top-500-Firmenprofil für Deutsche Post AG
Gewinnmaschine DHL Express
Als Gewinnmaschine der Deutschen Post gilt weiterhin die Tochter DHL Express. Mit zeitkritischen internationalen Sendungen verdient sie von Jahr zu Jahr mehr Geld. Beim klassischen Geschäft auf dem Heimatmarkt kann sich die Post zwar dank des boomenden Online-Handels über eine wachsende Paketflut freuen, die die schrumpfenden Briefmengen kompensiert. Allerdings gingen die Betriebskosten durch die Decke. Im Speditions- und FrachtgeschäftFrachtgeschäft scheint es hingegen nach schwierigen Jahren inzwischen wieder aufwärts zu gehen. Top-Firmen der Branche Transport
Das erwarten die Analysten
Viele Analysten betrachteten die Post zuletzt mit Ernüchterung. Nachdem Post-Chef Appel das Gewinnziel für 2018 gekappt hatte, rechnen vom Konzern selbst bis Montag befragte Experten in diesem Jahr im Schnitt nur noch mit einem operativen Gewinn (Ebit) von 3,15 Milliarden Euro, 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Da die Post die Kosten der Stellenstreichungen vor allem im dritten Quartal verbuchen will, dürfte das Ebit der Monate Juli bis September mit 339 Millionen Euro fast 60 Prozent niedriger liegen als ein Jahr zuvor. Für den Nettogewinn rechnen Experten im Schnitt mit einem Einbruch um rund 78 Prozent auf etwa 144 Millionen Euro.
Die inzwischen geplanten Kostensenkungen durch Stellenstreichungen und die Ausweitung der Verbundzustellung von Briefen und Paketen beurteilten Analysten zwar als realistisch. Experte Andy Chu von der Deutschen Bank stellte jedoch die Frage, warum der Vorstand solche Schritte nicht schon früher eingeleitet hat. Sein Kollege Matija Gergolet von Goldman Sachs sieht den jüngsten Kursrutsch infolge der verschobenen Porto-Erhöhung indes als übertrieben an. So werde die Bundesnetzagentur der Post über die Zeit voraussichtlich einen Ausgleich für die spätere Erhöhung gewähren.
Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler hält es zudem für wahrscheinlich, dass die Post im kommenden Jahr überschüssige Barmittel zum Rückkauf eigener Aktien nutzt. Der Konzern verkauft seine Lieferketten-Logistik in China an den Rivalen S.F. Holding. Dies soll dem Konzern 700 Millionen Euro einbringen.
Dass die Post ihren operativen Gewinn bis 2020 auf über 5 Milliarden Euro steigern kann, halten Experten jedoch weiterhin für unrealistisch. Experten gehen im Schnitt von gut 4,8 Milliarden Euro aus.
Damit rechnet das Unternehmen
Post-Chef Appel hat sich schon früh ehrgeizige Ziele gesetzt. So verkündete er 2014, den operativen Gewinn der Post bis zum Jahr 2020 im jährlichen Schnitt um mehr als acht Prozent zu steigern - was am Ende auf ein Ebit von gut fünf Milliarden Euro hinauslaufen soll. Dieses Ziel hatte der Vorstand zuletzt immer wieder bekräftigt. Für das laufende Jahr musste Appel sein Ebit-Ziel im Juni von 4,15 Milliarden Euro auf nur noch 3,2 Milliarden Euro zusammenstreichen.
So lief die Aktie zuletzt
Die Post-Aktionäre hatten 2018 nicht viel zu lachen. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier fast 30 Prozent an Wert verloren. Vor allem seit Anfang Mai und dann noch einmal Anfang Juni ging es für die Aktie deutlich abwärts. Zuletzt lag der Kurs mit rund 28 Euro noch unterhalb des Niveaus, auf das er kurz nach der Gewinnwarnung vom Juni gesackt war. (dpa/rs)