Die wöchentliche CIO-Kolumne
Homo telelaborans
Für Telearbeit, speziell für Meetings, ist eine Art von Disziplin erforderlich, die viele Leute, auch die Profi-Kommunikatoren im Business, nicht aufbringen. Einen Moderator zu benennen, der dafür sorgt, dass per Telefon oder Video zugeschaltete Diskutanten genauso zu Wort kommen wie Anwesende, ist eine unabdingbare Voraussetzung. Sich gegenseitig zuzuhören und ausreden zu lassen ist die nächste, und unmittelbar nach dem Meeting per Protokoll-Rundsendung alle auf einen verbindlichen Informationsstand zu bringen gehört ebenso dazu. Nur: Mit Managergewohnheiten passt das oft nicht zusammen.
Aber, auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Traditionelle Präsenzarbeit samt Meetings leidet unter denselben Schwächen: Auch hier werden Kolleginnen und Kollegen in den Hintergrund gedrängt, wird dazwischengeredet, dass es eine Art hat, gehen vermeintliche Konsensfindungen den Weg alles Irdischen, weil das Protokoll erst Tage nach der Besprechung, wenn der fragliche Projektstand schon längst Geschichte ist, herumgeschickt wird - falls das überhaupt passiert. Nur: Das kennt man und akzeptiert es daher, wenn auch zähneknirschend.
Mit ein bisschen Bosheit kann man daraus ableiten: Wenn kommuniziert wird, dann geschieht das oft ohne Konzentration auf das Wesentliche, egal ob am echten oder am virtuellen Konferenztisch. Wenn dieses Übel abgestellt würde, könnte die Meta Group mit ihrer Telearbeits-Prognose sogar recht behalten.
Übrigens: Die Redaktion CIO zieht über das kommende Wochenende von Hamburg nach München um. Was Telekonferenzen (die bei uns natürlich glänzend laufen ...) im Vergleich zu lokalen Meetings angeht, haben wir dann den Vergleich. Wir sind gespannt.